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Mit FFP2-Maske zwischen Primeln und Gänseblümchen

Lockdown gelockert: Gartencenter und Friedhofsgärtnereien in Bruchsal haben viel Zulauf

Zum 1. März haben Gartencenter wieder geöffnet. Die Gärtnereien müssen ihre Primeln und Stiefmütterchen nicht wegwerfen und auch mancher Gartenbesitzer kann seine Projekte aus dem ersten Lockdown weiter planen.

Gartencenter Heckert mit Kundin Gisela Rehm aus Heidelsheim
Endlich Stiefmütterchen für den Kübel: Gisela Rehm aus Heidelsheim war am Montag eine der vielen Kunden in Gartencentern wie bei Heckert in Untergrombach, die sich mit den ersten Frühjahrsblühern eingedeckt haben. Foto: Martin Heintzen

Wer nicht im Herbst schon Tulpenzwiebeln und Krokusse gepflanzt hat, der konnte am 1. März aufatmen. Seit Montag dürfen wieder Gartencenter und Blumengeschäfte öffnen und Primeln, Stiefmütterchen und andere Frühlingsblüher verkaufen.

Teilweise stehen die Kunden schon vor Ladenöffnung um 9 Uhr vor der Tür, wie bei der Mauk-Gartenwelt-Filiale in Bruchsal. Die meisten Kunden kamen aber erst in den Nachmittagsstunden. „Für Anfang März war viel los“, so Georg Heckert aus Untergrombach.

Gartenprojekte statt Urlaub

„Im ersten Lockdown haben wir uns ein Hochbeet angeschafft. Das befüllen wir jetzt zum zweiten Mal mit Erde“, erzählen Silvia und Andreas Abt aus Obergrombach, während sie im Gartencenter Heckert Erdsäcke auf den Einkaufswagen wuchten.

Zufällig haben sie Ferien: „Urlaub gleich Gartenarbeit“, verkündet Andreas Abt gut gelaunt. Und die Sonne scheint auch noch. Die freie Zeit nutzen sie, um das nächste Projekt anzugehen. Neben dem Hochbeet soll ein Steingarten entstehen.

Trend zum Hochbeet

„Es gibt einen Trend zur Nachhaltigkeit“, so Heckert. Seit letztem Jahr seien Hochbeete gefragt. ebenso die eigene Anzucht von Kräutern und Gemüsepflanzen. Statt in den Urlaub zu fahren, beseitigen die Leute ihre Mulchflächen, pflanzen Gemüse.

Frank Bäcker aus Kronau beispielsweise nutzt am Montag die Zeit nach der Nachtschicht in Bruchsal, um Kräutererde einzuladen: „Für die Anzucht, das wächst richtig gut“, hat er festgestellt. Für Schwiegermutter und Tochter packt er außerdem ein paar Säcke Erde zusätzlich ein.

Wer braucht schon Blumen, wenn man niemand besuchen darf.
Christine Spitzweg, Floristin

Der zweite Lockdown Mitte Dezember hat die Gärtnereien und Blumenläden kalt erwischt. Das Weihnachtsgeschäft ging flöten, der Valentinstag sowie „Click&Collect“ liefen nicht super, so Christine Spitzweg, die in Bad Schönborn das Geschäft „Der Blumenfreund“ führt. „Wer braucht schon Blumen, wenn man niemand besuchen darf“, sagt die Floristin.

Für ihren ersten Öffnungstag am Dienstag hat sie sich vor allem mit Primeln und Erde eingedeckt, denn Blumengeschäfte dürfen nur öffnen, wenn sie auch mindestens 60 Prozent Gartenbauartikel führen.

Frühjahrsblüher werden seit August gezogen

„Man hat sich schon Gedanken gemacht, ob wir selbstgezogene Frühjahrsblüher wie Hornveilchen oder Primeln auf den Kompost schmeißen müssen“, sagt Heckert im Rückblick. Während die Gartencenter im ersten Lockdown noch öffnen durften, musste Heckert wie andere Gartenbaubetriebe im zweiten Lockdown einige Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken.

Gartencenter Heckert mit Gärtner Thomas Brückner
Wasser für die Bienenweide: Gärtner Thomas Brückner gießt Winterblüher wie Schneeheide oder die Winterblühende Heide, die bereits die ersten Hummeln anlockt. Foto: Martin Heintzen

Seit Mitte vergangener Woche wurde in den Betrieben mit Hochdruck an der Wiedereröffnung mit einem aktualisierten Hygienekonzept gearbeitet. So sind nun FFP2-Masken vorgeschrieben. Heckert hat bewusst auf Werbung verzichtet, um einen Massenandrang zu vermeiden.

Wenig Zeit für Vorbereitung

„Die Betriebe hatten wenig Zeit zur Vorbereitung“, kritisiert Jochen Reiss, Geschäftsführer des Gartenbauverbands Baden-Württemberg-Hessen. 120 Gartenbaubetriebe und Friedhofsgärtnereien gibt es nach seinen Angaben im Landkreis Karlsruhe.

Während des Lockdowns hat ihnen das kalte Wetter und der trübe Januar in die Karten gespielt, so Reiss. Auch könne man durch Kulturmaßnahmen das Wachstum der Pflanzen etwas hinaus zögern, so dass vergleichsweise wenig Pflanzen wie Weihnachtssterne weggeschmissen werden mussten.

Pflanzen gehen bei „Click&Collect“ schlecht

Durch „Click&Collect“ konnten während des Lockdowns nicht mehr als 30 Prozent des Umsatzes erzielt werden, erzählt der Verbands-Geschäftsführer. Nach Beobachtung von Mauk-Sprecher Paul Roodakker sind Pflanzen dafür weniger geeignet: „Der Kunde möchte die Pflanze sehen, der eine will eine Orchidee mit Knospe und der andere blühend.“ Er ist deshalb froh über jeden Kunden, der jetzt kommt.

Gänseblümchen und Primeln für die Grabpflege

Mit dem ersten Tag ist Julia Walter-Herzog von der Friedhofsgärtnerei in Bruchsal erst mal zufrieden: „Es ist sehr gut angelaufen.“ Stiefmütterchen, Hornveilchen, Gänseblümchen, Osterglocken und Primeln zur Grabpflege sind gefragt. „Auch Zuhause will man jetzt ein bisschen was Blühendes sehen“, sagt sie. Gisela Rehm aus Heidelsheim etwa ist extra nach Untergrombach gefahren. Den Kübel neben der Haustüre und auch eine Schale für die Schwiegertochter will sie mit Stiefmütterchen bepflanzen.

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