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Neue Regeln ab Sonntag

Ende der Maskenpflicht: Bruchsaler Einzelhändler zwischen Freude und Unsicherheit

Maskenpflicht per Hausrecht: Keiner der befragten Einzelhändler in Bruchsal setzt auf dieses Mittel. Wie sich die Lage nun weiterentwickelt? Da schwingt Unsicherheit mit.

Beratungsgespräch im Bruchsaler Modeaus Jost: Nadja Ortlepp mit dem Kunden David Patoulidis.
Beratung geht nicht immer mit 1,50 Meter Abstand: Mitarbeiterin Nadja Ortlepp vom Modehaus Jost, hier mit dem Kunden David Patoulidis, will auch ab diesem Montag Maske bei der Arbeit tragen. Foto: René Ronge

Wer am Bahnhof Bruchsal an Gleis 1 aus dem Zug steigt – natürlich noch pflichtgemäß mit Maske – kann ab sofort drei Meter weiter ohne Maske in die Bahnhofsbäckerei Armbruster gehen, wenn er es den möchte.

„Es ist gern gesehen, wenn jemand Maske trägt, aber wir werden niemand dazu anhalten“, erklärt ein Mitarbeiter zum Vorgehen seit diesem Sonntag. Er und seine Kollegen werden weiter OP-Masken tragen.

Ähnliches Bild nebenan in der Bahnhofsbuchhandlung Schmitt & Hahn. „Es ist jedem selbst überlassen“, sagt der stellvertretende Chef, Roman Schaller. Klar, jeder Einzelhändler könnte per Hausrecht auch nach dem Wegfall der gesetzlichen Maskenpflicht seit Sonntag eigene Regeln aufstellen.

Was habe ich mir in den letzten Monaten die Zunge wund geredet.
Roman Schaller, stellvertretender Chef der Bahnhofsbuchhandlung

Dahingehend hat Schaller aber keine Pläne. „Was habe ich mir in den letzten Monaten die Zunge wund geredet“, sagt er mit Blick auf Menschen, die in der Pandemie schon immer lieber ohne Maske einkaufen wollten – aber es nicht durften.

Schaller persönlich will im Laden weiter Maske tragen. Und auch die Kundin, die in diesem Moment in der Buchhandlung ist, aber ihren vollen Namen lieber nicht nennen möchte, will es so halten.

„Ich arbeite in der Altenpflege, viele Bekannte von mir sind an Corona gestorben“, schildert sie. „Ich werde weiter die Maske aufziehen, egal was andere machen.“

Keiner der befragten Händler setzt auf Maskenpflicht per Hausrecht

Freiwillig wollen offenbar viele weiter mit Maske in die Läden gehen. Aber eine Maskenpflicht per Hausrecht? Da winken in der Bruchsaler Innenstadt am Samstag alle Befragten Händler ab.

Vermutlich muss man schon viel Freude am diskutieren haben, wenn man allein auf weiter Flur in seinem Laden eine solche Regel aufstellt. Möglich auch, dass man damit Kunden zur Konkurrenz treiben würde. Der Tenor: Jeder Kunde möge es halten, wie er möchte.

Wir sind froh, wenn wir keine Maske mehr tragen müssen.
Vesna Hagel, Geschäftsführerin Juwelier Wuchsa

Auch beim Juwelier Wuchsa. Geschäftsführerin Vesna Hagel sagt: „Wir sind froh, wenn wir keine Maske mehr tragen müssen.“ Man sei aber auch nicht der Maßstab für den Einzelhandel. Ein Juwelier ist vom Publikumsverkehr und somit für ein potenzielles Infektionsgeschehen nicht mit einem Supermarkt vergleichbar.

Klar ist laut Vesna Hagel: „Wenn Kunden Maske tragen, werden wir selbstverständlich aus Respekt ebenfalls eine Maske tragen.“ Jetzt sei man einfach mal froh über die neue Situation – und hoffe, dass es nicht mehr schlimmer kommt.

Ein Gedanke, der auch dem Optiker Gerd Steiert schon gekommen ist. „Abwarten, wann wir als Hotspot gekennzeichnet werden“, scherzt er. Er finde es aber gut, dass das Maskentragen jetzt in die Verantwortlichkeit jedes Einzelnen gelegt werde.

Jeder solle es so handhaben, wie er sich sicher und wohl fühle. Er selbst will sich peu à peu von der Maske im Laden verabschieden. „Wenn ich den ganzen Tag eine trage, bekomme ich Atembeschwerden.“

Spezialprobleme für Brillenträger kommen hinzu: beschlagende Gläser, und das Auswählen einer Brille ist mit Maske auch nicht ganz so einfach. Da immerhin gab es zuletzt schon Abhilfe. Hinter den großen Glasscheiben im Laden durften die Kunden die Maske herunterziehen, um zu sehen, wie die Brille wirkt.

Die Maskenpflicht fällt nun auch im Modehaus Jost. „Die Schilder kommen weg“, erklärt Filialleiter Michael Zeibig. „Wir durften die Kunden ja die ganze Zeit auf die Regeln hinweisen, wir waren da schon sehr restriktiv in der Umsetzung“, betont er. Jetzt folgt man ab diesem Montag eben den neuen, freieren Regeln. „Wir setzen auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung.“

Wir wissen nicht, was angesichts der aktuellen Infektionszahlen jetzt auf uns zukommt.
Michael Zeibig, Filialleiter Modehaus Jost

Gemischte Gefühle habe er dabei durchaus. „Denn wir wissen nicht, was angesichts der aktuellen Infektionszahlen jetzt auf uns zukommt.“ Für die Mitarbeiter gilt dasselbe wie für die Kunden: jeder wie er möchte.

Verkäuferin Nadja Ortlepp hat sich festgelegt. An diesem Nachmittag ist sie im Beratungsgespräch mit David Patoulidis. Auf Abstand kann sie da gar nicht immer bleiben – und zieht daraus ihre Schlüsse. „Ich werde in solchen Situationen weiter Maske tragen.“

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