
„Die Fastnacht nimmt jetzt ihren Lauf. Auf mein Kommando: Mützen auf!“ Mit diesen Worten eröffnet der Zeremonienmeister der Großen Karnevalsgesellschaft (GroKaGe) Bruchsal am 11.11. pünktlich um 11.11 Uhr auf dem Otto-Oppenheimer-Platz die fünfte Jahreszeit.
Für die beginnende Jubiläumskampagne gilt das Motto „12 hoch 2 – die Quadratur der Narretei“, wie es auch auf dem Jahresorden des 1879 gegründeten Karnevalsvereins dargestellt wird.
Erstmals in seiner 144-jährigen Geschichte verzichtet der Verein auf ein Kinderprinzenpaar. Über Social-Media-Kanäle werden Jennifer I. und Maximilian I. als erstes erwachsenes Prinzenpaar gesucht und gefunden. Sie verkünden bei ihrer Antrittsrede elf Regeln, die die Bruchsaler Narren zwingend zu beachten haben.
Unter anderem ist die Bruchsaler Narren-Symbolfigur Graf Kuno danach verpflichtet, künftig bei Auftritten der Prinzengarde mitzutanzen und erhält dafür auch einen der ersten Prinzenpaarorden.
Graf Kuno witzelt in Richtung der Grünen in Bruchsal
Apropos Graf Kuno: Mit einer Sonnenblume in der Hand erscheint der ausgeschlafene Kraichgaugraf und hat diesmal überhaupt nichts zu meckern. Es gibt keine Schelte über die Haushaltsdebatten, Steuern, Baustellen, Verkehrsprobleme oder Ähnliches in der Saalbachmetropole. Der Politik und der Gesellschaft reicht er verbal mit seinen Reimen überraschenderweise die versöhnliche Hand.
Auf ein aktuelles kommunalpolitisches Thema geht er augenzwinkernd dennoch ein: „Trotz Herbst und Winter wird es immer grüner in diesen Tagen. Sonnenblumen sollen blühen das ganze Jahr. Bruchsal wird zur ökologischen Pilgerstadt, denn Ricarda Lang war auch schon da.“
Derweil geizt die neuerdings ebenfalls grüne Rathauschefin nicht mit Lob und Anerkennung. Cornelia Petzold-Schick schenkt den von ihr als „mega Truppe“ bezeichneten Fastnachtern für ihr langjähriges kulturelles Engagement eine Flasche Champagner und ergänzt: „Was wäre Bruchsal ohne Narren? Wir hätten sonst nichts zu lachen.“
Bruchsaler Narren feiern mehrere Jubiläen
Auf Graf Kunos „Brusler Dorscht“ antworten die spielfreudigen Schlabbedengla-Guggenmusiker auf ihre Art und sorgen für ausgelassene Stimmung auf dem Otto-Oppenheimer-Platz, wo es an der ersten Weihnachtsmarkthütte dazu den passenden Umtrunk gibt.
Der närrischen Schnapszahlen noch nicht genug, feiert am Sonntagmorgen an gleicher Stelle und ebenfalls um 11.11 Uhr der Narrenkreis als Dachorganisation der 22 Karnevalsvereine und Guggenmusiken mit ihren ungefähr 1.111 Mitgliedern des ehemaligen Bruchsaler Landkreises sein 33-jähriges Bestehen.
Gardeflashmob: Bruchsal holt sich den Landesrekord
Der Jubiläumsorden in Form des ehemaligen Landkreises mit geografischer Anordnung der Logos der angeschlossenen Vereine dient den Narren als Landkarte, wenn sie von Prunksitzung zu Prunksitzung unterwegs sind.
Als finaler Höhepunkt und Augenschmaus des ersten närrischen Wochenendes schwingen beim größten baden-württembergischen Gardeflashmob fast 22 mal 11 Vereinsgardistinnen ihre 472 Beine und stellen damit den Rekord auf. Graf Kuno hält sich allerdings nicht an Paragraf 11 des neuen Prinzenpaarerlasses und schaut dem spektakulären Tanz lieber vom Prunkwagen aus zu.