Aufgeregt zupft der dunkelhaarige Junge an der Jacke seines Papas. „Komm endlich, ich möchte mit der Eisenbahn spielen“, ruft er und tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Die Modelleisenbahnen, die man selber steuern kann, haben es dem Fünfjährigen angetan.
Diese und auch die große Anlage stellen die Modellbahn- und Eisenbahnfreunde Karlsruhe seit November anlässlich der Gründung des Vereins vor 60 Jahren im Bruchsaler Schloss aus.
Der kleine Nachwuchslokomotivführer behält die Züge fest im Blick. „Wir können damit selbst fahren, los“, versucht der Junge, seinen Papa endlich von der großen Anlage im ersten Ausstellungsraum wegzulocken. Diese hat auf einer Länge von 18 Metern und einer Breite von vier Metern viele liebevolle Details, die es mit viel Zeit im Gepäck zu entdecken gilt.
Das muss aber zunächst warten. Der Junge zieht seinen Vater an der Hand in den Nebenraum. Dort lässt er die Züge vorwärts oder auch rückwärts fahren und regelt die Geschwindigkeit.
Ich könnte mich zwei oder drei Stunden neben die Anlage stellen und würde immer wieder etwas Neues entdecken.Mathias Hübsch, Modell-Eisenbahn-Fan aus Ubstadt-Weiher
Schließlich folgt er seinem Papa doch bereitwillig zur großen Anlage, auf der rund 200 Meter Schienen verbaut sind. Dort fahren Züge wie ein ICE oder auch ein Zug mit Märchenfiguren. Fasziniert entdecken Kinder und Erwachsene auch die liebevollen Details außerhalb der Schienen wie Tiere oder die Dörfer der Schlümpfe oder der Gallier.
Die Lehmann-Groß-Bahn oder auch Lehmann-Garten-Bahn genannte Modellbahn begeistert die Besucher nicht zuletzt aufgrund ihrer Größe bei einem Maßstab von 1:22,5 und einer Spurweite von 45 Millimetern.
Mathias Hübsch aus Ubstadt-Weiher versteht die Freude der Kinder an Modelleisenbahnen nur zu gut. Er ist mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zur Ausstellung gekommen. „Ich habe eine Lehmann-Garten-Bahn seit ich 14 Jahre alt bin“, erzählt der Familienvater.
Die Bahn sei robust, deshalb lasse sich die Anlage drinnen oder auch draußen aufbauen, betont er. „Ich könnte mich zwei oder drei Stunden neben die Anlage stellen und würde immer wieder etwas Neues entdecken.“
Karlsruher Modellbahn- und Eisenbahnfreunde begeistern mit der Ausstellung in Bruchsal alle Altersgruppen
Seit drei Jahren brennt auch Ralf Gleixner für das Hobby Modelleisenbahn. „Damit könnte ich mich stundenlang aufhalten. Besonders gut gefallen mir hier im Schloss die Häuser, Dekorationen und der Hintergrund“, sagt Gleixner.
Als Teil eines Kindergeburtstages hat Constanze Ritter aus Bruchsal mit einer Gruppe von jungen Mädchen im Schloss Station gemacht. „Toll, dass die Verantwortlichen vom Schloss diese Ausstellung ermöglicht haben. Es ist schön, dass die Mädchen die Gelegenheit haben, sich hier mit Technik beschäftigen zu können“, sagt sie. Wie zuvor der Junge, so haben auch die Mädchen die Drehknöpfe fest im Griff und verfolgen fasziniert, wie sich die Züge auf den Schienen fortbewegen.
Einer, bei dem sich bereits seit Jahrzehnten das Interesse um Züge jeglicher Größe dreht, ist Manfred Beyer von den Modellbahn- und Eisenbahnfreunden Karlsruhe. Der 78-Jährige ist seit seinem zwölften Lebensjahr begeistert von den Miniaturzügen. So baut er immer wieder Lokomotiven aus Bausätzen. Sein Steckenpferd sind aber Straßenbahnen. „Die baue ich alle selbst“, erzählt er.
