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Container und Neubauten geplant

Neue Kita-Standorte in Bruchsal händeringend gesucht

Auf der Suche nach zusätzlichen Plätzen für die Kinderbetreuung wagt Bruchsal den Befreiungsschlag: Am Campus sollen eine Interimslösung und ein Neubau entstehen.

Campus Freifläche beim Bolzplatz
Auf der Freifläche beim Campus-Areal soll vorübergehend ein Container aufgestellt werden, während der Kindergarten St. Elisabeth saniert wird. Foto: Martin Heintzen

Bruchsal boomt: Junge Firmen wie Volocopter ziehen junge Fachkräfte an. Und die haben auch Kinder. Seit ein paar Jahren wächst Bruchsal deshalb kräftig, anderslautenden Prognosen zum Trotz. Der Standortvorteil hat auch Folgen: Die Stadt kommt mit neuen Kita-Plätzen nicht mehr hinterher. Und bei den Eltern ist der Frust groß. Eine Petition für mehr Kinderbetreuungsplätze, die im Januar gestartet war, hat mittlerweile 715 Unterstützer.

Im Moment fehlen allein im Bereich von Ü3, Kindern über drei Jahren, 275 Plätze. Darauf machte am Dienstagabend Bettina Joa im Gemeinderat Bruchsal aufmerksam. Sie ist bei der Stadtverwaltung für die Kinderbetreuung zuständig. Ihren Sachstandsbericht und die Vorstellung weiterer Planungen für neue Plätze nahmen die Gemeinderäte einstimmig zur Kenntnis.

In der Kernstadt können wir auf keinen Platz verzichten. Jeder Platz zählt.
Brigitte Joa, Kinderbetreuung der Stadt Bruchsal

Um dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gerecht zu werden, muss Bruchsal in nächster Zeit mehrere Millionen Euro investieren: Der Kindergarten St. Elisabeth in der Kernstadt ist seit Jahren sanierungsbedürftig. Dort wölbt sich bereits der Boden.

Im laufenden Betrieb kann die 4,5 Millionen Euro teure Sanierung im Innen- und Außenbereich nicht erfolgen. Auch eine mehrmonatige Schließung der dreigruppigen Einrichtung für 70 Kinder ist keine Option: „In der Kernstadt können wir auf keinen Platz verzichten. Jeder Platz zählt“, so Joa.

Containerlösung für St. Elisabeth und Neubau auf Campus-Gelände in Bruchsal

Geplant ist deshalb, auf einer Freifläche beim Campus-Gelände vorübergehend eine Container-Anlage aufzustellen. Mit 660.000 Euro rechnet die Stadt für den Betrieb der Containerlösung. Das hätte den Charme, dass während des Kita-Betriebs in Containern ein neuer, sechsgruppiger Kindergarten in unmittelbarer Nähe geplant werden könnte.

Und zwar im Süden der Freifläche an der Steinackerstraße. „Die weiteren Bedarfe in der Kernstadt Bruchsal wären dadurch auch auf lange Sicht zu decken“, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage hoffnungsvoll. Zeitgleich wird St. Elisabeth saniert.

685 Kinder stehen für den Herbst 2023 auf der Warteliste in Bruchsal

Damit sind Überlegungen zu einem Kita-Neubau im Eggerten-Süd, die vor einem Jahr im Gespräch waren, vom Tisch. Erste Überlegungen für eine Anmietung eines Gebäudes in der Kinzigstraße, das der Firma Eisen-Bärle gehört und derzeit vom Internationalen Bund genutzt wird, wurden verworfen. Weiter im Fokus ist das frühere Gelände der Landesfeuerwehrschule. Da steht aber eine Entscheidung des Landes Baden-Württemberg immer noch aus, so Joa.

Während der Sitzung informierte sie auch über die Zahl der Plätze, die im Laufe des Jahres 2023 und im Frühjahr 2024 fertig werden. In der Kernstadt entstehen 77 Plätze für U3, Kinder unter drei Jahren, und für Ü3. In den Stadtteilen sind es 129 Plätze für U3 und Ü3. Derzeit stehen insgesamt 685 Kinder, 473 Kinder über 3 Jahre und 212 Kinder unter drei Jahren, auf der Warteliste für das Jahr 2023/24.

Neubauten und Erweiterungen können Bedarf in Bruchsal nicht decken

Im Juni 2023 soll in Heidelsheim der sechsgruppige Neubau des Evangelischen Kindergartens Guter Hirte fertig werden. Ab Juli 2023 ist der Container beim Paul-Gerhard-Kindergarten nutzbar. In Büchenau wird im Sommer 2023 der Neubau für eine Tigergruppe des Tageselternvereins fertig. Ab September ist außerdem der Anbau im katholischen Kindergarten St. Bartholomäus nutzbar.

Ab Herbst können Kinder in den Neubau des Evangelischen Kindergartens in Untergrombach einziehen. Im Herbst/Winter 2023/24 soll im Kompass-Quartier in der Bahnstadt der Neubau einer weiteren Tigergruppe des Tageselternvereins fertig werden. Für Frühjahr 2024 ist außerdem die Fertigstellung der inklusiven Einrichtung der Reha Südwest im Kompass Quartier geplant.

Drei Standorte für Naturkindergärten im Gespräch

„Damit werden wir es aber nicht schaffen, den Bedarf zu decken“, erklärte die Sachgebietsleiterin für Kinderbetreuung mit Blick auf zusätzliche Plätze. Zeitnah soll mit dem Träger eine Entscheidung bezüglich der Erweiterung des Kindergartens St. Peter gefällt werden. Wie bereits berichtet, möchte die katholische Kirche das angrenzende Pfarrgebäude verkaufen. Die Räume könnten unter Kompromissen genutzt werden.

Auch diverse Standorte für weitere Naturkindergärten mit beheizbarer Schutzhütte oder Bauwagen sind im Gespräch. In Zusammenarbeit mit Stadtförster Michael Durst sind drei Standorte in der engeren Prüfung: In der Südstadt das Waldgebiet zwischen Josef-Heid-Straße und der Verlängerung der Franz-Siegel-Straße. Ein ehemaliger Grillplatz in der Verlängerung der Bergstraße Richtung Fanfarenheim. Außerdem in Untergrombach am Waldrand in Richtung Büchenau die alte Pflanzschulhütte. Vorteil dieser Einrichtungsart sei die schnelle und günstige Umsetzbarkeit.

Gemeinderäte fordern städtische Trägerschaft und Firmenkindergärten

„Diese Betreuungsform ist aber nicht für alle Eltern geeignet“, warnte beispielsweise Gemeinderätin Tanja Grath (Freie Wähler). Um zusätzliche Plätze zu schaffen, regten Jürgen Wacker, Fraktionsvorsitzender der FDP/Bürgerliste, und Evelin Steinke-Leitz (Grüne/Neue Köpfe) an, an Unternehmen wie Volocopter oder RKH-Kliniken für die Gründung von Firmen-Kitas heranzutreten.

Auch eine Kita in städtische Trägerschaft etwa beim Neubau auf dem Campus-Gelände wäre aus Sicht von SPD-Fraktionsvorsitzender Anja Krug wünschenswert.

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