Nach 24 Jahren soll jetzt Schluss sein: Ganz nebenbei beendete Martin Büchner seine Ausführungen zum Haushaltsplanentwurf 2021: „Meine Damen und Herren Gemeinderäte, das heute war unsere letzte gemeinsame Haushaltseinbringung“, sagte der Bürgermeister von Oberhausen-Rheinhausen etwas verklausuliert, dann rief er den nächsten Tagesordnungspunkt auf.
Ich habe das 24 Jahre gemacht, jetzt möchte ich etwas Neues anfangen.Martin Büchner, Bürgermeister von Oberhausen-Rheinhausen
Dieser Satz lässt nur einen Schluss zu: Büchner will nicht erneut bei der Bürgermeisterwahl im Herbst 2021 antreten. Am Dienstag bestätigte er: „Ja, ich höre auf.“ Am Ende eines längeren Prozesses sei er zu dieser Entscheidung gekommen. „Ich habe das 24 Jahre gemacht, jetzt möchte ich etwas Neues anfangen.“ Warum hat er dem Gemeinderat seine Entscheidung nicht mit eindeutigen Worten mitgeteilt? Büchner lacht und sagt: „Das ist eben so meine Art.“
Zukunft als Anwalt oder Berater
Für die Zukunft nach dem Rathaus wäre für ihn vorstellbar, wieder als Anwalt zu arbeiten oder eine Beratertätigkeit aufzunehmen. „Vielleicht mache ich später beruflich auch mal etwas mit meinem Sohn gemeinsam.“ Seiner Heimatgemeinde Oberhausen-Rheinhausen will Büchner auch nach seiner Amtszeit treu bleiben. 1973 zog er mit seinen Eltern hierher.
Büchner ist 56 Jahre alt und gehört als Freier Wähler dem Kreistag an. Die Arbeit in diesem Gremium würde er gerne weiterführen, sofern dass der neue Job zeitlich zulasse. 1997 wurde er als junger Rechtsanwalt erstmals gewählt und damit Nachfolger des damaligen Bürgermeisters Klaus-Dieter Heller. Zwei Mal – 2005 und 2013 – wurde er in seinem Amt bestätigt. 2013 hatte sein Gegenkandidat Alexander Borst weitgehend auf einen Wahlkampf verzichtet und dennoch rund 25 Prozent der Stimmen geholt.
Gemeinschaftsschule als großer Meilenstein für Gemeinde
Nach drei Meilensteinen seiner Amtszeit gefragt zählt Büchner die Einführung der Gemeinschaftsschule, den Ausbau der Kindergartenplätze sowie die Umstellung auf Doppik und damit die Etablierung neuer Verwaltungsstrukturen auf. Für eine Rückschau sei im Moment jedoch wenig Gelegenheit, ergänzt er – und wohl auch noch nicht der richtige Zeitpunkt. Gewählt werden wird in Oberhausen-Rheinhausen erst im Spätjahr 2021, Büchners Wahlperiode läuft jedoch noch über ein Jahr und zwar bis zum 31. Januar 2022.
In jüngster Zeit sollen bereits Gerüchte die Runde machen, wonach es bei der nächsten Wahl gleich mehrere Bewerber geben könne, die zum Teil schon Verbindungen mit einzelnen Fraktionen und politischen Gruppierungen aufgenommen haben sollen. Offiziell gibt es dazu jedoch noch keine Hinweise.
Gerüchte über Büchners Führungsstil
Die Gerüchteküche brodelt auch immer wieder in Bezug auf den Führungsstil des scheidenden Rathauschefs. Erst jüngst kursierte dazu ein anonymes Schreiben, das auch den BNN vorliegt. Auch früher schon waren nachweislich solche Schreiben im Umlauf. Büchner sind auf Anfrage diese Vorwürfe bekannt, öffentlich mag er sich dazu jedoch nicht äußern. „Ich werde mich nicht auf dieses Niveau herablassen“, so sein Kommentar.
Auch mit dem Gemeinderat war die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos. In einigen Fraktionen scheint man Büchners Abtritt daher als Neuanfang für die Führung der Verwaltung zu sehen. Aus seiner Überzeugung, dass es unerlässlich sei, „nach der Massenflucht aus dem Rathaus“ eine personelle Alternative anzubieten, macht der Fraktionsvorsitzende der CDU, Hajo Böser, keinen Hehl und berichtete von Anfragen interessierter Bewerber unterschiedlichster Couleur. SPD-Chef Peter Brand betonte, er respektiere den Schritt, halte ihn für absolut „notwendig und unausweichlich“.