Der sorgenvolle Blick geht weniger Richtung Rhein, sondern mehr gen Himmel. Die aktuelle Hochwasserlage bei Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen gestaltet sich für die Einsatzkräfte im Prinzip noch entspannt, auch wenn das Wasser den Dammfuß inzwischen erreicht hat.
Die Feuerwehren sind regelmäßig für Kontrollen vor Ort und überprüfen die Deiche. Doch denen setzt der Dauerregen der letzten Wochen zu, wie Rudolf Reiß, Kommandant der Philippsburger Feuerwehr, berichtet.
Wie ein Schwamm seien die Dämme inzwischen vollgesaugt und könnten leichter nachgeben, so die Sorge. Aber: „Wenn es nicht mehr weiter regnet, sehe ich keine großen Probleme auf uns zukommen“, so Reiß. Die üblichen Vorbereitungen seien getroffen, ergänzt der Philippsburger Abteilungskommandant Christian Krichbaum – die Straßen gesperrt, die Dammwachen eingeteilt.
Damm auf Elisabethenwört besonders im Fokus
In Philippsburg liegt das besondere Augenmerk auf der Insel Elisabethenwört und dem dortigen Damm, der nach Willen des Landes rückverlegt werden soll. Dieser ist in die Jahre gekommen und dadurch anfälliger. Zuletzt hatte es beim Hochwasser im Januar Probleme gegeben. „Dafür gibt es dieses Mal noch keine Anzeichen“, so Krichbaum.
Die Einsatzkräfte sind routiniert bei ihren Hochwassereinsätzen, verfügen über Erfahrung. Das Hochwasser lasse ihnen Zeit zu reagieren, bei Starkregen gebe es das nicht. Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus (parteilos) fordert eine neue Hochwasservorsorge, die Starkregenereignisse berücksichtigt.
„Die alten Konzepte, etwa das integrierte Rheinprogramm, heben auf die Schneeschmelze ab.“ Die spiele aber immer weniger eine Rolle. Martus haben die Bilder aus der Eifel betroffen gemacht. „Wir wissen, was Wasser anrichten kann“, sagt er.
Wir wissen, was Wasser anrichten kann.Stefan Martus, Bürgermeister von Philippsburg
Punktueller Starkregen hat in den vergangenen Jahren in der Region immer wieder zu Sturzfluten und Überschwemmungen geführt. In Unteröwisheim haben sich zuletzt Schlammmassen durch ein Wohngebiet gewälzt, als sich eine Gewitterzelle über dem Kraichtaler Stadtteil entlud.
„Der Starkregen sorgt bei uns gerade mehr für graue Haare“, sagt da auch Dennis Dossinger, Kommandant der Feuerwehr Oberhausen-Rheinhausen. Vier bis fünf seiner Kameraden sind regelmäßig gemeinsam bei der Dammwache, kontrollieren Wasser- und Landseite wie auch die Dammkrone auf Beschädigungen oder Sickerstellen.
Er appelliert an die Bevölkerung: „Bleiben Sie weg!“ Zunächst einmal um sich selbst zu schützen, aber auch, weil Wildtiere auf dem Damm Schutz suchen und durch Hochwassertouristen zurück ins Wasser getrieben würden.
Der Starkregen sorgt bei uns gerade mehr für graue Haare.Dennis Dossinger, Feuerwehrkommandant Oberhausen-Rheinhausen
Kritische Pegelstände seien noch nicht erreicht, teilen die Einsatzkräfte mit, das Hochwasser sei ähnlich wie zu Jahresbeginn. In Oberhausen-Rheinhausen stehen der Kiosk beim Anleger der Rheinfähre Neptun und der dortige Parkplatz unter Wasser. Das Dammtor wurde geschlossen. In Philippsburg ist das Bootshaus überschwemmt, auch die Beachbar in Rheinsheim ist betroffen.
Pegelstände der Bäche fallen
Die Pegel an den Bächen in der Region – unter anderem Saalbach und Kraichbach – sind nach einem deutlichen Anstieg zur Mitte der Woche hin am Donnerstag wieder deutlich gesunken. Die Einsatzkräfte in Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen hoffen, dass ab dem Wochenende die Pegelstände fallen und die Dämme entlastet werden. Dann soll es laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes auch erstmal nicht mehr regnen.