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Ortsgeschichte

Treffpunkt in Rheinhausen: Trinkhalle an der Fähre ist seit 70 Jahren beliebt

Was mit einem Süßwarenverkauf aus einem alten Kinderwagen heraus nach dem Krieg begann, hat sich zu einer Rheinhausener Institution gemausert: Der Kiosk am Fähranlegeplatz.

Gäste Erwin Seiferling und Rita Hoffmann als Rheinhäuser Urgestein, Inhaberin Heidi Klein, Kapitän Ernst Hessenauer.
Gäste Erwin Seiferling und Rita Hoffmann als Rheinhäuser Urgestein, Inhaberin Heidi Klein, Kapitän Ernst Hessenauer. Foto: Werner Schmidhuber

Für die meisten Rheinhausener gehört sie zum Ortsbild: die Trinkhalle neben dem Anlegeplatz der Fähre „Neptun“, auch bekannt unter „Ständel“, „des Kiosk“ und neuerdings „Heidis Rhoiheisel“. Postalisch handelt es sich um das Haus Nummer zwei in der Hauptstraße. Es liegt weit vor dem Damm, sodass es bei Hochwasser schnell überflutet sein kann.

Jetzt ist das 20 Quadratmeter große Häuschen mit überdachtem Abstellplatz instandgesetzt, farblich aufgewertet und mit einem Gitter gesichert worden. Die neue Inhaberin, Heidi Klein, ist hochmotiviert, umtriebig und leutselig.

Bei der Eröffnungsparty ließ sich auf dem Gelände ringsherum kaum noch Platz finden. Sie habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sich eine neue Aufgabe zugelegt, sagt die Oberhäuserin.

Bei Hochwasser haben wir halt Pech. Dann wird das Rhoiheisel geschlossen.
Stammgast der Trinkhalle

Glücklich sind auch die Stammgäste über den gemütlichen, gepflegten Treffpunkt, ein beliebter Ort der Begegnung, des Informations- und Meinungsaustauschs. Gelegentlich schaut auch der uniformierte Neptun-Kapitän Ernst Hessenauer vorbei. „Ich will mit Freunden zusammenkommen“, verrät ein Senior, der mit seinen täglichen Visiten der Einsamkeit zuhause entflieht.

Für ihn passe alles: schöne Lage, den Rhein im Blick, die Fähre vor Augen, das Nasse weit weg. „Bei Hochwasser haben wir halt Pech. Dann wird das Rhoiheisel geschlossen.“ Ein Betonsockel soll vor dem steigenden Rheinwasser schützen.

Im benachbarten Fährhäuschen, als „Briggeheisel“ bekannt, sind die früheren Hochwasserstände als Markierungen mit Jahreszahlen festgehalten.

Die Geschichte beginnt kurz nach dem Krieg

Unmittelbar nach dem Krieg gab es an dem Platz einen mobilen Verkaufsstand, der erst zu Beginn der 1950er Jahre feste Wände bekam. 1956, so erinnert sich Gast Erwin Seiferling, stand die Trinkhalle bereits. Heimatvereinsvorsitzender Heinz Kraus geht davon aus, dass die Begegnungsstätte rund 70 Jahre alt sein könnte.

Eine Frau, vermutlich aus Speyer, habe sich bald nach Kriegsende dort mit einem alten Kinderwagen als fliegende Händlerin platziert und allerlei Süßigkeiten verkauft.

Seinerzeit war die Fähre der einzige Übergang über den Rhein. Somit sammelten sich an der Stelle viele Pendler zur Überfahrt und Rückfahrt. Ein lukratives Geschäft ergab sich für die Verkäuferin und später für die jeweiligen Betreiber des Rheinhäuschens.

Trotz des Baus der Rheinbrücke 1956 und der Aufhebung des Fährbetriebs 1966 blieb die Trinkhalle bestehen. Hochwasser hat sie schon öfter erlebt und heil überstanden. „Manchmal musste sie in letzter Minute im Eiltempo geräumt werden“, wissen Heinz und Gerda Kraus.

Im gelben Häuschen selbst ist kein Sitzplatz für Gäste, diese können sich auf dem Vorplatz niederlassen. Für sie stehen Getränke und kleine Stärkungen bereit, auch eine moderne Softeismaschine.

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