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Die kalte Jahreszeit als Baustelle

Bauunternehmen in Östringen macht die Nässe zu schaffen

Homeoffice ist im Baugewerbe nicht möglich. Neben den zusätzlichen Bestimmungen zum Schutz vor Corona kommt auf Baustellen gerade eine saisonale Herausforderung hinzu: Kälte und Feuchtigkeit.

Baustelle an einer Brücke
Brücken werden im Winter zur Mammutaufgabe: Besonders bei Beton und Kunststoffen sind trockene und nicht zu kalte Untergründe wichtig. Foto: Arved Oestringer

Bei minus fünf Grad halten sich die meisten Menschen am liebsten in den eigenen vier Wänden auf.

Einige davon müssen aufgrund der Corona-Pandemie nicht mal das Haus verlassen, um an den Arbeitsplatz zu kommen und können im Homeoffice arbeiten.

Was ist aber mit denjenigen, die die „vier Wände“ errichten? Die Arbeiter auf den Baustellen sind bei Wind und Wetter im Freien, damit am Ende die gewünschte Konstruktion steht. Doch wie läuft das Bauen in der kalten Jahreszeit ab?

Feuchtigkeit erschwert das Kleben

Für Arno Reiss, der Bauunternehmen in Östringen hat, ist der Winter an sich kein Problem und das Bauen dauert deshalb nicht zwangsläufig länger. „Das Schwierigste im Winter ist das Kleben, dafür muss es trocken sein“, erklärt Reiss. Mit „Kleben“ sind zum Beispiel Abdichtungsarbeiten am Mauerwerk oder Verputzarbeiten gemeint. Diese Arbeiten können nicht bei jeder Temperatur erledigt werden.

Ab minus zwei Grad muss auf diese Tätigkeit verzichtet werden. „Das ist im Winter einzuplanen“, erklärt der Unternehmer. Aber nicht nur das Kleben ist schwieriger als im Sommer, auch beim Betonieren sind witterungsbedingte Veränderungen ein entscheidender Faktor.

„Man kann im Winter beispielsweise bevorzugt sogenannten Premium-Beton bestellen, um Frostrisse zu vermeiden. Der ist aber teurer.“ Im Prinzip ist weder die Kälte noch der Frost das Hauptproblem, sondern die Nässe. „Bei Nässe fallen viele Arbeiten aus. Das ist der Grund, warum es manchmal auf einigen Baustellen länger dauert. Wenn das aber vorher eingeplant ist, kann man andere Arbeiten vorziehen“, sagt Arno Reiss.

Kürzere Arbeitszeiten im Winter

Die Kälte ist auch für die Mitarbeiter herausfordernd. „Die meisten Arbeiter haben damit zwar kein Problem, da man sich mit der Zeit daran gewöhnt. Aber über einen warmen Pausenraum freuen sie sich trotzdem“, so Reiss. In seinem Unternehmen hat er außerdem ein angepasstes Arbeitszeitsystem eingerichtet. „Im Winter haben wir kürzere Arbeitszeiten, um die Mitarbeiter zu entlasten und weil aufgrund des Wetters häufiger umdisponiert werden muss.“

Tobias Bürkle ist Vorstand der Ionys AG, die an besonders komplexen Bauprojekten wie der Salierbrücke beteiligt ist. Neben Straßen- und Abwasserbauwerke ist das Unternehmen auf Brücken spezialisiert. Bauingenieur Bürkle erklärt, was gerade bei Großbauwerken wie Brücken den Ablauf verzögern kann: „Die Witterung und die Kälte sind natürlich nicht förderlich für einen schnellen Abschluss einer Baustelle, besonders bei Beton und kunststoffbasierten Systemen ist trockener und nicht zu kalter Untergrund wichtig.“

Gerade bei Brücken, die häufig auch noch im oder am Wasser liegen, kann es zu unvorhersehbaren Ereignissen kommen. „Im Baugewerbe muss man immer darauf achten, dass die Grundregel ,Wasser weg vom Bauwerk’ eingehalten wird.“ Aber nicht nur Neubauten oder Renovierungen sind in der rauen Jahreszeit schwierig, auch Abbrucharbeiten werden häufig durch die Kälte behindert.

„Ist der Boden zugefroren oder komplett vom Wasser aufgeweicht, kann nichts abgebrochen werden. Das liegt daran, dass die Lastwagen, die den Schutt abtransportieren sollen, dann häufig steckenbleiben“, so Bürkle. Diese Hindernisse sehe man als Laie auf den ersten Blick oft nicht, wenn man an einer leeren Baustelle vorbeigehe.

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