Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig schnelles Internet bei Homeoffice und Homeschooling ist. In vielen Kommunen gilt der Breitbandausbau mit Glasfasern als wichtige Aufgaben für die Digitalisierung in allen Lebensbereichen.
Die Glasfaser-Kabel müssen allerdings zuerst in die Häuser verlegt werden. Da gibt es mehrere Anbieter. In der Region wirbt seit Monaten das Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser um den Ausbau eines Breitband-Glasfasernetzes.
Der Mitbewerber der Deutschen Telekom kämpft dabei auch mit Problemen.
Was ist so toll an Glasfasern?
Herkömmliches Internet über Telefon oder Kabelnetz kommt schnell an seine Grenzen: Je nach Länge der Telefonleitung im VDSL-Netz oder der Zahl der angeschlossenen Haushalte im Kabelnetz schwankt die Geschwindigkeit für die Datenübertragung. Weil zunehmend mehr Menschen ihre Lieblingssendung im Internet streamen und große Datenmengen verschicken, wächst aber der Bedarf. Glasfaser-Kabel gelten als weniger störanfällig und stabiler, egal ob die Nachbarn gerade surfen oder nicht. Bundesweit gibt es mehrere Anbieter. Marktführer ist die Telekom.
Wie sieht es vor Ort aus?
In der Region ist vor allem die Deutsche Glasfaser aktiv. „Wir gehen da hin, wo der Bedarf am größten ist, und das ist im ländlichen Gebiet“, sagt der regionale Pressesprecher Dominik Beyer. Das Vorgehen ist immer ähnlich: Zunächst werden der Bedarf erhoben und Interessenten im potenziellen Ausbaugebiet über Vorgehen und Tarife informiert. Mindestens 33 Prozent aller Haushalte müssen sich für einen Vertrag entscheiden, bevor die Deutsche Glasfaser in die Planungsphase geht. Dieser Prozess läuft derzeit unter dem Motto „Nachfragebündelung“ in mehreren Gemeinden. „Der Bau von Glasfasern gehört mittlerweile zur Daseinsvorsorge der Kommunen. Da kommt man nicht mehr drumherum“, sagt etwa Bürgermeister Felix Geider (parteilos) aus Östringen.
Wie hoch ist die Zustimmung?
Zuletzt haben sich in Karlsdorf-Neuthard mehr als 33 Prozent der Bürger für einen Anschluss entschieden. In Östringen haben sich bisher 23 Prozent der Haushalte für einen Vertrag entschieden. „Die Stimmung ist gut. Ich bin optimistisch, dass bis 17. Februar die nötigen 33 Prozent erreicht werden“, so Bürgermeister Geider, der auf Glasfaser für die Verwaltung setzt. Auch die Deutsche Glasfaser ist optimistisch: „Erfahrungsgemäß zeichnen wir die meisten Verträge in der Woche vor dem Ende der Frist“, teilte Pressesprecher Beyer mit. Es gibt vier unterschiedliche Tarife mit unterschiedlichen Datenvolumen, die im ersten Jahr alle gleich viel kosten. Ab 13 Monaten wird es teurer, teilweise deutlich.
Geworben wird mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 1.000 Mbit pro Sekunden. Braucht man das wirklich?
„Für eine vierköpfige Familie sind schon 400 Mbit pro Sekunde viel, wenn alle gleichzeitig Filme streamen oder Musik hören“, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. In dem Fall würden 100 Mbit reichen. Vor Vertragsabschluss sollte man sich neben den genauen Rahmenbedingungen, Kosten und Terminzusagen auch die garantierte Minimal-Datenübertragungsrate anschauen. Oft werde die zugesicherte Leistung nicht erreicht.
Was kommt nach der Nachfragebündelung?
In Forst und Bad Schönborn wirbt die Deutsche Glasfaser nur noch wenige Tage um Vertragsabschlüsse. Dort liegt die Zustimmung derzeit bei 21 und 23 Prozent. In Philippsburg, Kronau, Ubstadt-Weiher, Graben-Neudorf und Kraichtal laufen schon die Planungen für den Bau. Möglichst zentral im Ort soll der Glasfaserhauptverteiler, der sogenannte POP (Point of Presence), aufgestellt werden. „Wie in einem Spinnennetz laufen von dort die Leitungen zu den Hausanschlüssen“, erklärt Beyer.
Wo gibt es Verteilerstationen?
Der Bau des Hauptverteilers ist das erste sichtbare Zeichen des Glasfaser-Ausbaus. „Die Verteilerstation ist kleiner als eine Fertiggarage“, sagt Erhard Wittemann vom Fachbereich Tiefbau der Stadt Philippsburg. Mit einem Schwerlastkran wird die Station für die technische Ausstattung in die Grube gehoben. In Rheinsheim ist die Verteilerstation neben der Sporthalle in der Kirchstraße 12, in Huttenheim in einem Grünstreifen in Höhe der Waldstraße 44. Dort wie auch in Hambrücken ist die Glasfaserhauptleitung, die sogenannte Backbone, bereits fertig. Laut Unternehmen beginnen Anfang 2023 Subunternehmer mit den Tiefbauarbeiten. Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner ist gespannt: „In Rheinsheim warten nun alle auf den Besuch der Mitarbeiter, um zu klären, wo und wie die Leitungen ins Haus kommen.“
Warum dauert es so lange, bis ein Mitarbeiter nach Hause kommt?
„Zwei Wochen vor dem Start der Tiefbauarbeiten beginnen wir mit den Hausbesuchen“, erläutert Deutsche Glasfaser-Sprecher Beyer. Dass der Beginn der Tiefbauarbeiten so lange dauert, hängt nach seiner Einschätzung mit dem umfangreichen Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren zusammen: „Da geht viel Zeit ins Land.“ Vom POP-Hauptverteiler aus arbeiten sich die Mitarbeiter langsam vor und legen sogenannte FTTH-Glasfaserleitungen in die umliegenden Häuser. FTTH steht für „Fiber To The Home“ – Glasfaser bis ins Haus.
Die Deutsche Glasfaser kommt in manchen Gemeinden nicht hinterher. Welche Probleme gibt es?
In den Nachbarkommunen von Östringen, Malsch und Mühlhausen, ist der Frust bei den Anwohnern groß. In Mühlhausen gab es im September sogar einen Baustopp, weil Gräben nur provisorisch zugeschüttet werden konnten. Auch beim Verlegen der Leitungen im Haus gab es Kritik. „Wir haben in Mühlhausen einen Baupartner eingesetzt, der unsere hohen Qualitätsstandards beim Start der Bauarbeiten leider nicht erfüllt hat“, so Sprecher Beyer. „Wir gehen davon aus, den Tiefbau zeitnah fortsetzen zu können.“ Auch in Malsch läuft der Ausbau zäh, wie Hauptamtsleiter Frank Herrmann berichtet. Ein Jahr war für die Arbeiten veranschlagt. Ein großes Problem seien Sprachschwierigkeiten in der Kommunikation mit den Bauarbeitern der Subunternehmer. Aufgebuddelte Gehwege werden nicht gleich geschlossen, weil mehrere Straßenzüge in einem Aufwasch erledigt werden sollen. Ein Ende der Arbeiten, die im Frühjahr begonnen haben, sei noch nicht absehbar.