
Mit vier (roten) Trauben im Gault-Millau gehört das Weingut Heitlinger in Östringen-Tiefenbach zu den am höchsten ausgezeichneten Weingütern der Region.
Jetzt hat sich Geschäftsführer Claus Burmeister in Kooperation mit Gault Millau etwas Neues ausgedacht, um „Innovation zu zeigen“, wie Burmeister sagt. Zusammen mit dem Münchner Künstler Yves Peitzner wurde eine Kombination aus Kunst und Wein entwickelt.
Auf 500 Flaschenetiketten des Weinguts Burg Ravensburg werden die Kunstwerke gedruckt. Und es gibt für jedes erworbene und limitierte Exemplar des digitalen Kunstwerks einen sogenannten NFT. NFT steht für „Non-Fungible Token“ und sorgt dafür, dass jedes digitale Kunstwerk tatsächlich als einzigartig angesehen werden kann und nicht mehrfach verwendet oder vervielfältigt wird. Es ist quasi ein Echtheitszertifikat.
Das einerseits digitale Kunstwerk, das auch das Etikett der Flasche ziert, gehört zu dem limitierten Sonderwein „Corbeaux 1251“. Corbeaux ist die Pluralform des französischen Wortes für Rabe, das Wappentier des Weinguts Burg Ravensburg, und 1251 steht für das Gründungsjahr.
Östringer Weingut Heitlinger will Winzer-Tradition mit moderner Kunst verbinden
Das mittelalterliche Gut gehört damit zu den zehn ältesten der Welt, wie Claus Burmeister sagt. Auf Idee von Hans Fink, Gründer von Henris Edition (gehört zu Gault-Millau) wollte man die lange Tradition des Weinbaus mit der modernsten Form der Kunst verbinden.
Wichtig sei es, nicht nur in der Tradition zu verharren, sondern auch neue Wege zu gehen. Das gelte sowohl für die Kunst, als auch den Wein, so Burmeister, der auch auf die sogenannte biodynamische Produktion im Weinbau Wert legt.
„Der Wein liegt jetzt im Fass und wird in der nächsten Mondphase abgefüllt. Diese und weitere Informationen erhalten die Käufer über den digitalen NFT beim Kauf“, erklärt Burmeister.
Bisher hat die Wein-Kunst noch wenige Käufer gefunden. Immerhin kostet ein digitales Kunstwerk mit Besitzurkunde und Flasche Wein 170 Euro. Steven Buttlar, der das Projekt als Marketing-Experte betreut, ist aber sicher, dass es in den kommenden Wochen richtig los gehen wird. „Gault Millau hat mit seiner Kommunikationsoffensive noch gar nicht wirklich begonnen“, sagt er.
NFT-Kunstwerke zeigen eine Weinbeere und sich verändernde Sonne und Mond
Bei der digitalen Kunst Yves Peitzners handelt es sich um eine metaphorische „Weinbeere“, wie Steven Buttlar und Claus Burmeister analysierten. Wenn man sich der Interpretation des Etikettes und der Digitalkunst widmen will, könnte man eventuell auch einen Sonne und einen Mond im Unter- beziehungsweise Aufgang erkennen.
Doch die Kunst liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters und in diesem Fall liegt sie auch im Auge der Technik der digitalen Darstellung des Kunstwerks, denn das Werk verändert sich mit der Zeit. Die Formen bewegen sich, gehen auf Distanz und treffen wieder aufeinander, ebenso die Farben. Hinterlegt ist das Ganze mit einer Musik, die fast tranceartig wirkt.
Für den „Winemaker“ Claus Burmeister gehört diese Fokussierung auf die Kunst zum Weintrinken dazu. „Ich war vor dieser digitalen Installation kritisch. Nachdem ich es angeschaut habe, hatte ich Gänsehaut. Die Thematik von Sonne und Mond hat genau unsere Thematik widergespiegelt“, sagt er.