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Zukunft des Weinbaus

Wenn die Drohne über den Reben schwebt: Unterwegs in den Weinbergen bei Östringen

Das Weingut Heitlinger setzt auf biodynamischen Anbau. Diese alten Lehren treffen im Weinberg auf Hightech. Dort durften sich BNN-Leser umschauen.

BNN-Sommertour Heitlinger Tiefenbach
Beim Tiefenbacher Weingut Heitlinger kommen Drohnen regelmäßig zum Einsatz. Foto: Martin Heintzen

Kein Riesling-Anbau mehr in der Region oder gar in Deutschland? Nein, das ist für Claus Burmeister nicht vorstellbar. Burmeister ist Geschäftsführer der Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg und mit einer Gruppe BNN-Leser im Weinberg im Östringer Stadtteil Tiefenbach unterwegs.

Anlässlich der diesjährigen Sommertour geht es zum Heinberg, einer der wichtigsten Anlagen für das Weingut Heitlinger. Dort hat der Riesling dem Chardonnay Platz gemacht, der dort besser mit den trockenen Verhältnissen zurechtkommt. Was aber nicht heißt, dass es für Riesling keine Zukunft mehr gibt.

„Ja, der Riesling verändert sich hierzulande. Deshalb muss man sich fragen: Was steht wo am besten?“ Mit dieser Frage ist Burmeister schon mittendrin in den Zukunftsthemen der Winzer. Starkregen, Hitzeperioden – der Klimawandel macht sich auch im Weinberg bemerkbar.

In Tiefenbach kommen 800 Tonnen Biokompost jedes Jahr in die Erde

„Unsere Aufgabe ist es, dass es weitergeht. Wir arbeiten für die nächsten Generationen. Für die Umwelt und den Klimaschutz.“ Damit die Weinstöcke diese Wetterkapriolen besser überstehen können, braucht es einen guten Boden. 800 Tonnen Biokompost stellt der Betrieb im Jahr selbst her, bestehend zu je einem Drittel aus Most, Stroh und Grünschnitt. „Das brauchen wir für die Bodengesundheit“, sagt er.

Wir haben Bock auf besonderen Wein.
Claus Burmeister
Geschäftsführer der Weingüter

Seit 2014 betreibt Burmeister mit seinem Team biodynamischen Weinbau. Der geht zurück auf die Lehren von Rudolf Steiner. Burmeister weiß, dass viele diesen Lehren kritisch gegenüberstehen. „Aber wir sehen die Erfolge“, betont er. Mondphasen bestimmen Schnitt und die Lese per Hand. „Wir schauen sorgfältiger hin und wir machen unsere Arbeit gern.“ Diese positive Energie sei wichtig. „Wir haben Bock auf besonderen Wein.“

Hornmist, Kamille und Schachtelhalm sollen Reben stärken

„Biodynamie“ heißt die Lehre, nach der Burmeister mit seinem Team arbeitet, und eine Erneuerung der Landwirtschaft erreichen will. Dadurch werde Boden, von Mineraldünger ausgelaugt, wieder revitalisiert. Wie das gelingen soll, zeigt der Winzer seinen Gästen ganz handfest. Schwarze Kugeln Hornmist gehen reihum. Mancher traut sich auch, daran zu schnuppern.

Kamille, Baldrian, Ackerschachtelhalm, Belladonna – sie alle sollen wie auch der Hornmist in Jauchen und Tees dem Wohl der Pflanze dienen. „Unser Pestizid ist Backpulver“, so Burmeister. Und was bringt das jetzt alles dem Boden? Eine bessere Wasserhaltekraft oder auch mehr Mikroorganismen, so Burmeister. Mit dem Spaten sticht er in die Erde und holt lockere, braune Brocken heraus.

Durch die Begrünung zwischen den Rebstöcken heize sich der Boden nicht so auf, sondern könne die Feuchtigkeit länger halten. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre sei es dem Weingut gelungen, zwischen 40 und 50 Prozent Wasser zu sparen. Die Bewässerungsanlage, die noch in den Weinbergen eingebaut sei, werde kaum gebraucht.

Präziser Drohnenflug über den Reben in Tiefenbach

In den Reben treffen dann die alten Lehren auf Hightech von heute: Mit zwei Drohnen werden die Weinstöcke regelmäßig mit den biodynamischen Mitteln besprüht. Mitarbeiter Jonas Reuen lässt eine der Drohnen brummen und die BNN-Leser drehen mit den Smartphones Videos. Der strahlend blaue Himmel, das Grün der Weinstöcke und die kleine Kapelle im Hintergrund liefern perfektes Bildmaterial.

„Ich kann alles ganz präzise einstellen“, sagt Reuen. Flughöhe, Geschwindigkeit, Menge der Flüssigkeit: nichts ist dem Zufall überlassen. Für Burmeister kommt es auf das Handwerk an, aber auch auf das Timing. Und das führt den Winzer weg von seinen Gästen direkt zum Sekt-Grundwein in der Kelterhalle. Die Trauben dafür haben die Erntehelfer in den vergangenen Tagen gepflückt. Jetzt muss der Grundwein dringend probiert werden. Um zu sehen, ob nächste Produktionsschritte anstehen.

„Sekt ist ganz anders als Wein. Hat eine andere Frische und Feinheit. Dazu kommt die zweite Gärung in der Flasche“, beschreibt der Winzer. Das Ziel sei, egal ob Sekt oder Wein: „Das Geschmacksprofil der Traube zu zeigen, aber auch die Geschichte des Jahres einzufangen.“

Weine gehen von Tiefenbach in die ganze Welt

Später, im Weinkeller, stellt Kellermeister Giacomo Carturan den Weg der Trauben bis in die Flaschen vor. Bei den Holzfässern, die zur Gärung verwendet werden, gerät er regelrecht ins Schwärmen. „Das ist einfach das schönste Gebinde für mich.“

Die Weingüter Heitlinger in Östringen und Burg Ravensburg in Sulzfeld sind Teil der Heitlinger Genusswelten der Unternehmerfamilie Heiler/Jacklin. In inzwischen 40 Länder werden die Heitlinger-Weine schon exportiert. „Das macht schon stolz, dass wir aus diesem kleinen Ort die ganze Welt erreichen“, sagt Kellermeister Carturan.

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