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Glaube eint die Menschen

Ökumene-Teilnehmer schwärmen beim Kanufahren zwischen Rheinsheim und Germersheim von der Natur

Zuerst hat es geregnet wie aus Eimern – aber Kanuten sind mit allen Wassern gewaschen, daher fand das Kanupilgern auf dem Rhein dann doch noch statt. Am Ende stand eine große Erkenntnis.

Mehrere Boote auf dem Althrein bei Germersheim
Etwa sieben Kilometer lang war die Tour durch den Lingenfelder Altrhein bis zum Germersheimer Rheinhafen. Foto: Holger Keller

Es hätte nicht besser für die Rheinsheimer Kanupilger geplant werden können: Als die Boote im Rhein zu Wasser gelassen wurden, hörte der Regen auf. Nicht, dass der Niederschlag die Teilnehmer dieser ganz besonderen Rundreise durch die südpfälzische Auenlandschaft gestört hätte. Das gute Dutzend Menschen in den Booten war bestens präpariert, mit Regenponchos und Kleidung zum Wechseln. Regenschirme gingen nicht. Die Hände mussten ja frei sein zum Paddeln.

Aber von Anfang an: Die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen bringt aktuell Tausende Menschen nach Karlsruhe. Um über die Stadtgemarkung hinauszukommen, gibt es ein großes Exkursionsprogramm. Der Kanu-Verein Bruhrain (KVB) in Rheinsheim hatte die Organisation dieser besonderen Tour übernommen: Kanupilgern für die Teilnehmer der Versammlung.

„Nass werden wir sowieso“, rief einer der KVB-Kanuten. Der Himmel hatte gerade die Schleusen geöffnet, als die Teilnehmer per Bus aus Karlsruhe eintrafen. Regenponchos hatte sie da schon an. Das Vereinsheim war gut gefüllt. Nicht nur die Ökumene-Gläubigen waren vor Ort. Rotes Kreuz, Rettungsschwimmer, Feuerwehr und weitere Kanu-Vereine aus Philippsburg waren am Start. In einer gelungenen Organisation halfen alle mit.

Sicherheitsunterweisung vor dem Kanupilgern auf dem Vereinsgelände des KVB Rheinsheim.
Sicherheit ist keine Frage des Glaubens: Ohne die Einweisung bestieg niemand die Großkanadier. Zwar war der Wellengang gemäßigt, das Wetter ruhig, aber komplett ohne Risiko ist ein Ausflug auf den Rhein nicht. Foto: Holger Keller

Die Gäste waren international. Aus den USA, aus England, Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Brasilien kamen die Teilnehmer. Gesprochen wurde viel in Englisch. Unter anderem gab es bei Kaffee und Kuchen eine Einführung zum Motto der ganztägigen Veranstaltung. Gepaddelt wurde unter dem Thema „Zwischen Krieg und Frieden“. Der Krieg in der Ukraine schuf eine bedrückende Aktualität des Themas.

Es gibt viel mehr, was uns verbindet als das, was uns trennt.
Jonny, englischer Teilnehmer der ökumenischen Vollversammlung

Es verwies aber vor allem auf die erste Rheinquerung der Franzosen 1945. Der Fluss trennte einst Feinde und verbindet heute Freunde, wie Stefan Maaß, Friedensbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Baden (Ekiba), vor den Teilnehmern erklärte. Er berichtete auch von der Friedensinitiative der Landeskirche. „Sicherheit neu denken“ lotet Möglichkeiten einer zivilen Sicherheitspolitik aus, die auf mehreren Säulen ruhend die Friedenssicherung vorantreibt.

Unterwegs auf dem Althrein in schönster Naturlandschaft

Ohne Sicherheitseinweisung ging es nicht auf den Rhein, ohne Schwimmwesten auch nicht. Zehn Boote stark war die Flottille, die von der Anlegestelle des KVB ablegten. „Immer im Rhythmus bleiben, immer dem Takt folgen, den der Schlagmann vorgibt“, so die Anweisung. Die gut 200 Meter messende Passage von der badischen auf die rheinland-pfälzische Seite wurde dann auch zügig bewältigt, von den eskortierenden Feuerwehr- und DLRG-Booten nicht aus den Augen gelassen.

Kanus auf dem Altrhein
Beinahe ein Fotofinish, da aber schon wieder auf der Rückfahrt Richtung Rheinsheim. Insgesamt ging es doch eher gemütlich zu – die Stimmung war fröhlich und ausgelassen. Foto: Holger Keller

Da hatte es dann auch aufgehört zu regnen. Und das Fahrwasser wurde ruhiger: Im Lingenfelder Altrhein störte keine Welle und kein Rheinschiff die Fahrt der Kanupilger durch die Landschaft im satten Grün. Zu Hören waren das gelegentliche Klatschen der Paddel im Wasser, die gute Stimmung in den Booten und das Schnattern der Wildgänse, die im Formationsflug über die Boote hinwegglitten.

Das Zusammenkommen als Chance für einen gemeinsamen Glauben

Einige der Teilnehmer kennen solche Bootstouren auch aus ihren Heimatländern. Beeindruckt waren sie alle von der Natur, die sich von ihrer schönsten Seite zeigte. „Mich interessiert, wie es gelungen ist, den Fluss so sauber zu halten“, sagte Reynaldo Leao-Neto, Abgesandter der Englischen Methodistischen Kirche. Und Sarah aus Pennsylvania in den USA meinte: „In meiner Heimat war ich auch schon rudern, aber noch nie auf einem so großen Fluss.“

Andere begriffen das große Zusammenkommen der Menschen als eine riesige Chance. Jonny, ein junger Mann der britischen Heilsarmee, war beeindruckt von der Stimmung. Am Ende des Kanupilgerns war der Rhein für ihn mehr Brücke als Grenze: „Ich habe in den vergangenen Tagen vor allem eines gelernt: Es gibt viel mehr, was uns verbindet als das, was uns trennt.“

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