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Bad Schönborner angeklagt

Omas Vermögen ist restlos verbraucht

Gut 113.000 Euro hat er vom Konto seiner Großmutter für sich und seine Verbindlichkeiten abgehoben. Heute ist das Vermögen der Direktoren-Witwe restlos verbraucht. Der Enkel darf die demente alte Dame nicht besuchen. Er hat Hausverbot im Heim.

Keine leichte Entscheidung liegt vor dem Schöffengericht Bruchsal. Es lädt weitere Zeugen.
Keine leichte Entscheidung liegt in dieser Sache vor dem Schöffengericht Bruchsal. Es lädt weitere Zeugen. Foto: Uli Deck/Archiv

Er hat das Konto seiner Großmutter um 113 650 Euro erleichtert und muss sich darum wegen Untreue in 99 Fällen am Schöffengericht Bruchsal verantworten.

Der 40-jährige gibt zu, zwischen Januar 2013 und Januar 2015 diese Zahl an Transaktionen vorgenommen zu haben. Auch wegen seines Geständnisses wurden am Montag zwei Zeugen verzichtbar. Allerdings sollen – auch auf Antrag der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung – weitere Zeugen geladen werden. Die Lage ist komplex. Fortsetzung der Verhandlung ist am 16. Juli. Der Angeklagte wendet Generalvollmacht und ein Vertrauensverhältnis zur Oma ein.

Du kriegst später eh alles

„Sie war immer großzügig. Ich bin ihr einziger Erbe. Sie sagte, Du kriegst später eh alles. Sie bezahlte auch immer alles für mich, und ich hatte Generalvollmacht“, so der Angeklagte, dessen Eltern vor der Oma starben. Die Vollmacht liegt dem Gericht vor.

Klar ist bislang, der Rettungsassistent beglich immer wieder seine eigene Stromrechnung, oft Vollstreckungsschulden aus der Zeit seiner Selbstständigkeit oder die eigene Miete vom Konto der Oma. Diese, Jahrgang 1925, sei sehr lange sehr fit gewesen, als ehemalige Turnerin körperlich, aber auch geistig, sagt er.

Miete und Strom von Omas Geld bezahlt

Er bezahlte auch mal Parship und entnahm einige zig Mal 500 Euro hier, 1 000 Euro dort in bar oder einmal 23 000 Euro, als eines von zwei Häuschen der Großmutter verkauft worden war. Was der 40-jährige Bad Schönborner nicht regelmäßig überwies, waren die Heimkosten.

Seine Stellungnahme ließ nicht lange auf sich warten: „Sie haben meine Oma im Heim regelrecht abgeschossen mit Medikamenten, ruhiggestellt.“ Einmal sei sie nicht ansprechbar gewesen, obwohl dies „nicht nötig war“, so der Angeklagte. Aber so könne sie um 18 Uhr ins Bett gelegt werden, ereiferte sich der Rettungsassistent.

Hausverbot für den Enkel

Er habe ein neues Heim für sie suchen wollen, fand aber keines mehr, da ein gesetzlicher Betreuer bestellt wurde, als die finanziellen Auffälligkeiten ans Licht kamen und er von der Heimleitung Hausverbot erhielt. Er hat seine Oma seit 2015 nicht mehr gesehen. Heute sei sie dement.

Er schuf sich eine Einnahmequelle von gewisser Dauer, so lautet der Anklagevorwurf, und er fügte dabei der Großmutter Nachteile zu – diese bestehen darin, dass nach Angaben des Betreuers das Vermögen der alten Dame heute restlos aufgebraucht sei.

"Satt und sauber"

Ihre Rente reiche eben noch für die Heimkosten, dank Pflegegeld. „Satt und sauber“ sei das eine, so die Staatsanwaltschaft. Würde und Menschlichkeit etwas anderes, wo die monatlich übrigen 50 Euro entweder für Fußpflege oder Inkontinenzeinlagen oder den Friseur reichen, wie der Betreuer schilderte und was zu langem, betretenen Schweigen im Saal führte.

Sieben Zeugen sollen am 16. Juli Erkenntnisse bringen – so etwa über Kontostände zu bestimmten Zeitpunkten und über den Zustand der Seniorin beim Einzug ins Heim, rund ein Jahr, nachdem sie dem Enkel die Vollmacht erteilte oder auch, wie lange sie die Kontoauszüge noch selbst kontrollierte.

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