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Landesbühne sammelt Unterschriften

Petition für Straßen-Umbennung in Bruchsal: Das „Mädchen mit der Hutschachtel“ soll gewürdigt werden

Edith Löb ist eine der letzten Holocaust-Überlebenden aus Bruchsal. Dank eines Propaganda-Films der Nazis erlangte sie traurige Berühmtheit.

Hochbetagt: Edith und Kurt Leuchter leben heute in Florida.
Alterssitz in Florida: Edith und Kurt Leuchter sind hochbetagt. Als 13-jährige wurde Edith von den Nazis ins Lager nach Gurs verschleppt. Sie überlebte. Foto: Edith Leuchter

Ungewöhnliche Aktion: Die Badische Landesbühne (BLB) startet in Bruchsal eine Petition zur Umbenennung einer Straße. Geht es nach der BLB und ihres Intendanten soll die Friedrichstraße künftig Edith-Löb-Straße heißen. Edith Löb ist in Bruchsal den meisten besser bekannt als „das Mädchen mit der Hutschachtel“.

Die 13-jährige Edith wurde 1940 zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter von den Nationalsozialisten ins französische Internierungslager nach Gurs verschleppt. Zuvor lebte die Familie in der Huttenstraße. Traurige Berühmtheit erlangte sie durch einen NS-Propaganda-Film. „Bruchsal judenfrei. Die letzten Juden verlassen Bruchsal“, lautet der vielsagende Titel.

Schwarzweiß-Foto, vorne rechts ein Mädchen, das eine Hutschachtel trägt. Das Bild ist ein Standfoto aus der Filmsequenz „Bruchsal judenfrei!“
Merkmal Hutschachtel: Das Mädchen mit diesem Behältnis wurde als Bruchsalerin identifiziert. Die BLB widmete ihr ein Stück. Foto: Standfoto aus der Filmsequenz „Bruchsal judenfrei!“ / Stadtarchiv Bruchsal

In diesem Film taucht Edith Löb, später verheiratete Leuchter, kurz auf. Auffallend ist ihre runde Hutschachtel. Erst vor Kurzem hat die Landesbühne ihre Lebensgeschichte auf die Bühne gebracht. Edith Leuchter hat überlebt und wohnt heute im Alter von 95 Jahren in Florida.

Es geht nicht um die gesamte Bruchsaler Friedrichstraße

Beim „Stadtgespräch“ vor wenigen Tagen mit Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) zum Thema Nachnutzung des ehemaligen Synagogengeländes machte der scheidende Intendant der Badischen Landesbühne, Carsten Ramm, diesen Vorschlag. Es soll dabei nur um den Abschnitt der Friedrichstraße zwischen Friedrichsplatz und Stadtgrabenstraße gehen. Nicht um die Fortsetzung der Straße Richtung Schloss.

Laut einer Mitteilung der BLB stieß Ramms Idee beim Publikum auf Begeisterung. Nun starte man eine Petition, die die Landesbühne dem Gemeinderat vorlegen will. Die Unterschriftensammlung beginnt am Samstag, 25. März, auf dem Bruchsaler Wochenmarkt. Die Unterschriftenlisten werden dann auch im Theater ausliegen.

Wer die Initiative aktiv unterstützen möchte, finde das Formular zum Herunterladen auf der Webseite der Badischen Landesbühne, ebenso wie den Link zur Online-Petition. Die Unterschriftensammlung läuft bis 22. Juni 2023, heißt es weiter.

Dem Großherzog von Baden blieben ja immer noch sein Platz und der östliche Abschnitt der Friedrichstraße.
Carsten Ramm, Intendant der Landesbühne

„Edith Löb wäre hier als Namensgeberin besser geeignet als Friedrich I. Dem Großherzog von Baden blieben ja immer noch sein Platz und der östliche Abschnitt der Friedrichstraße“, argumentiert Ramm.

Bruchsals OB hatte beim Stadtgespräch mit Ramm die Idee aufgenommen, aber keine Zusagen gemacht. Den langwierigen Prozess der Straßenumbenennung wolle man nicht auch noch mit einbeziehen müssen ins laufende und komplexe Synagogen-Projekt, so Petzold-Schick vor einigen Tagen.

Bis 1938 stand in der Friedrichstraße die Synagoge

In der Friedrichstraße stand einst die jüdische Synagoge, bis 1938, als Nazis sie niederbrannten. Danach wurde just dort ein Feuerwehrhaus gebaut. Seit einigen Jahren wird in der Stadt über die Frage debattiert, wie das Gelände künftig genutzt werden soll. Denn die Feuerwehr hat längst ein neues Domizil in der Bahnstadt bezogen. Der Arbeitstitel lautet „Denkort Fundamente.“

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