Von Werner Schmidhuber
Sie fühle sich, als läge sie am Karibischen Meer, am Ufer Kubas oder der „Dom-Rep“, verrät die junge Dame aus Oberhausen, die sich – mit Blick auf vorbeifahrende Schiffe – im Liegestuhl ausruht. Feiner Sandstrand, grüne Bananenstauden, Sonne und Sonnenschirme, dazu ein eiskalter Cocktail in den Händen, vermitteln ein echtes Urlaubsfeeling.
Doch sie bräunt ihre Beine nicht am Strand von Cayo Coco oder Playa Rincón, sondern „ersatzweise“ am Rheinufer bei Rheinsheim. Ein Abschnitt am Rheinkilometer 384 ist zu einem „Tropic Beach Island“ umfunktioniert.
Auf einer rund 7.000 Quadratmeter großen Fläche mit Bar, einem Beachvolleyballfeld, einem Kinderspielplatz und vielen Sitzgelegenheiten lädt das Stückchen Paradies zum Entspannen, zum Sonnentanken und Spaß ein. Jedes Jahr kommen Tausende, teils von weit her, überwiegend junge Leute: von Heidelberg, Landau, Ludwigsburg oder Baden-Baden, verraten die Autokennzeichen. Mal sind viel, mal weniger, mal gar keine Schnaken – wie jetzt 2020 – auf Suche nach Menschenblut.
Getränke und Shishas gehen gut weg
Wie an jedem schönen Sommerabend herrscht großer Andrang. „Absolut begeistert“ zeigt sich auch der Kirrlacher Gourmetkoch Roland Lehn, der gleich mit einem familiären Großaufgebot erschienen ist. Gut vertreten sind die Shisha-Raucher. Überall ist zu erkennen: Viel, viel Durst verursacht das gemeinschaftliche Chillout.
2008 war die Idee von einer Strandbar bei Philippsburg-Rheinsheim aufgekommen und auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände, direkt am Rhein, verwirklicht worden. Das alte Fährhaus der Rheinfähre zwischen Rheinsheim und Germersheim wurde umgebaut und fand eine neue Nutzung.
Meist ab Ostern – wenn nicht gerade Corona-Zeit das Geschehen bestimmt – öffnet die Strandbar und versüßt ihren Gästen etwa mit kühlen Drinks und leckeren Snacks die warme Jahreszeit. „Die Anlage hat sich zu einem Chillout-Paradies entwickelt und bietet Erholung auch weit nach dem traumhaften Sonnenuntergang“, lässt der Betreiber wissen.
„Wir bieten unseren Gästen nicht nur die Möglichkeit, bei karibischem Flair zu chillen, sondern sich auch die Sinne verwöhnen zu lassen.“ Kein Wunder, die Anlage zählt angeblich zu den zehn schönsten Strand- und Rooftop-Bars am Oberrhein.
Radfahren im Sommer mache besonders viel Spaß, meint ein waschechter Rhonsemer. Eigentlich sei Radfahren im Sommer eine geniale Sportart. Denn durch den Fahrtwind wirke die Luft deutlich kühler. Je nach Bedarf fällt das mitgeführte Frachtgut aus: entweder eine Tasche mit scheppernden Flaschen oder ein Drahtkörbchen am Lenkrad – mit Schoßhündchen drinnen. Einheimische empfehlen eine ausgedehnte Radtour über die ausgebaute Kolonnenstraße.
Auf der anderen Rheinseite wagen sich Pfälzer sogar ins Wasser
Nicht jeder will herumradeln. So gibt es auch ein paar spindeldürre Jogger und beleibte Spaziergänger, etwa Senior Bruno aus Meckesheim. „Hier ist es schöner als drüben“, räumt er auf Nachfrage ein. Bis eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit dürfe am Stammplatz geangelt werden, lässt ein erfahrener Petrijünger wissen. Aber nur mit einer Berechtigungskarte sei erlaubt, die im Rhein häufig verkommenden Zander, Barsche und Welse herauszuziehen.
Rechtsrheinisch gibt es die Badener, linksrheinisch gibt es Badende. Die Pfälzer wagen sich eher ins Wasser. Zwar sei das Schwimmen im Rhein, wie in vielen anderen Naturgewässern, eine tückische Angelegenheit. Doch ein grundsätzliches Badeverbot bestehe nicht, ist von einem Mann in Badehose zu erfahren.
Doch Bewegung und Sport, Entspannung und Erholung sind nicht alles, was bei hohen Temperaturen geboten wird. Vor Ort verrät die Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner die Geheimtipps für abendliche Stunden. Dazu gehören die neueröffnete Eisdiele „Puro Gusto“, der Biergarten im „Bierkrug“, die „Rheinsheimer Scheuer“ – oder traditionell das Bootshaus und das Fischerheim, die immer wieder mit Spezialangeboten aufwarten, etwa mit musikalischen und beleuchteten After-Work-Partys und Grillabende.