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Stimmungsbild

Zu Besuch im Philippsburger Corona-Testcenter: Nicht alle Kunden sind dankbar

Durch die Testpflicht für Friseurbesuche blieben im April auch in Philippsburg die Kunden aus. Das erkannte Michael Behsler und entschloss sich, im eigenen Laden Corona-Tests anzubieten. Mit seinen Kunden macht er jedoch nicht nur positive Erfahrungen.

Sanitätshaus Philippsburg Teststation
Michael Behsler betreibt eine Corona-Teststation in seinem Philippsburger Sanitätshaus. Während des Sommers erkrankte der 40-Jährige selbst an Corona und litt vier Wochen. Foto: Martin Heintzen

Wenn Michael Behsler aus dem Fenster seines Büros schaut, sieht er, wo Menschen in Philippsburg auf einen PCR-Test warten. Eine örtliche Corona-Schwerpunktpraxis hat dafür einen Raum am Marktplatz. „Und ich habe lange Schlangen gesehen seit Oktober, manchmal 20 oder 30 Leute“.

Dann kommt Covid-19 ganz nah ins tägliche Leben. Die Krankheit und die Vorsorge haben das Leben von Michael Behsler bestimmt. Privat und beruflich. In seinem Sanitätshaus mitten in Philippsburg baute er im April eine Corona-Teststation auf und betreibt sie seitdem. Außerdem infizierte er sich selbst mit dem Virus.

„Das war im Sommer, über Kontakte in der Familie. Kurz vor meinem ersten Impftermin. Der Urlaub fiel dann aus, aber schlimmer war, das ich vier Wochen so was von abgeschossen war und zwei Wochen nichts machen konnte“, berichtet der 40-jährige Inhaber des Sanitätshauses am Markt in Philippsburg.

„Die eigene Ansteckung und die Erfahrung damit, hat mir geholfen, zu mahnen, die Krankheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen“. Zu viele seien bis November sorglos oder gar skeptisch gewesen, über das, was dieses Virus auslösen kann. Beispielsweise Thrombosegefahr, sagt der Sanitätsfachmann.

Aber hat er nicht von der Krankheit profitiert, wenn 20 bis 70 Menschen täglich in seinem Geschäft einen Abstrich erhalten? Behsler macht diese nüchterne Rechnung auf: „Eine goldene Nase haben wir uns nicht verdient, weil wir einen großen Aufwand dafür betreiben müssen, um es ganz sorgfältig und korrekt zu machen. Und erhalten auch die acht Euro dafür. Unseriöse Massentests hätte ich mir nicht leisten können. Außerdem hatten wir ja Verdienstausfälle im Laden, obwohl wir nicht schließen mussten.“

Sieben Ärzte sind dankbar über die Corona-Teststation unter einem Dach

Behsler, der frühere Krankenpfleger, stolperte über den alten Hilfe-Impuls zufällig in die Test-Szene. „Im April ging ich zu meinem Friseur, zum Salon Altuntas nebenan. Dort war früher immer voll. Doch der Chef saß traurig drin, weil die Kunden wegblieben, nachdem ein Test verlangt wurde. Er fragte mich, ob ich nicht die Tests machen könnte.“

Meine Leute waren anfangs skeptisch wegen der Infektionsgefahr.
Michael Behsler, betreibt eine Teststation in Philippsburg

Warum nicht, sagte sich Behsler und sprach noch mit den sieben Medizinern im selben Gebäudekomplex an der Roten-Tor-Straße. Die fanden die Idee gut, denn sie wünschten keine Patienten mit Ansteckung in ihren Praxen. Ein zunächst kleines Zimmer am Ende des Ladens wurde freigeräumt, heute stellt Behsler ein Büro mit separatem Eingang zur Verfügung. „Meine Leute waren anfangs skeptisch wegen der Infektionsgefahr. Aber sie haben dann mitgezogen. Zumal wir eine Altenpflegerin und Frauen aus Laborberufen im Team haben.“

Ein Stimmungsbarometer der Philippsburger

Das Testgeschäft erlebte Behsler als wechselndes Stimmungsbarometer der Bevölkerung: Anfangs wurden telefonische Termine vergeben, die Menschen wollten jedoch spontan kommen können. Dann mussten die Tester das ganze Jahr als Berater geschult sein. Jeder wollte wissen, welches die Regeln aus den Corona-Verordnungen waren.

„Am auffälligsten war aber, dass die jüngeren Menschen oder die, die noch im Beruf stehen, genervt waren oder sind von der Testerei. Bei manchen kam dann noch Ignoranz dazu, und sie husteten herum oder setzten die Maske nicht auf. Die über 60- oder 70-Jährigen sind dagegen dankbar, über das, was wir hier machen“, bilanziert Behsler.

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