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Weiterbetrieb deutscher Meiler

Protest statt Feier vor dem stillgelegten Atomkraftwerk in Philippsburg

Eigentlich wollten sie hier den Atomausstieg feiern: Etwa 50 Anti-Atomkraft-Aktivisten sind am Mittwoch dem Aufruf zur Demonstration an das bereits 2019 stillgelegte Philippsburger Kernkraftwerk gefolgt.

Bilder (David Heger):

Eigentlich wollten sie hier den Atomausstieg feiern, nun protestieren sie gegen den möglichen Weiterbetrieb der letzten drei deutschen Meiler: Etwa 50 Anti-Atomkraft-Aktivisten sind dem Aufruf zur Demonstration an das bereits 2019 stillgelegte Philippsburger Kernkraftwerk gefolgt. Am Mikrofon: Umweltaktivist Harry Block.
Bilder (David Heger): Eigentlich wollten sie hier den Atomausstieg feiern, nun protestieren sie gegen den möglichen Weiterbetrieb der letzten drei deutschen Meiler: Etwa 50 Anti-Atomkraft-Aktivisten sind dem Aufruf zur Demonstration an das bereits 2019 stillgelegte Philippsburger Kernkraftwerk gefolgt. Am Mikrofon: Umweltaktivist Harry Block. Foto: David Heger

Die Wut ist Harry Block anzumerken – denn eigentlich wähnte sich der Karlsruher Anti-Atomkraft-Aktivist am Ziel: Ende des Jahres sollen die letzten drei deutschen Kernkraftwerke vom Netz gehen. Dass es auch so kommt, darin ist sich Block in diesen Tagen nicht mehr sicher.

„Frustrierend“ nennt der Umweltaktivist die Debatte um den Weiterbetrieb der deutschen Meiler Isar 2, Neckarwestheim und Emsland angesichts der Energiekrise.

Block, Atomkraftgegner der ersten Stunde, steht an der Zufahrt zum stillgelegten Kernkraftwerk Philippsburg – wieder einmal. „1979 waren wir ein Häufchen von 15 Leuten, die an dieser Stelle gegen die Inbetriebnahme protestiert haben“, ruft Block.

Rund 50 Demonstranten sind nach Philippsburg gekommen

An diesem Mittwoch sind es rund 50 Demonstranten, die ihrem Frust über einen möglichen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke über das Jahresende hinaus Luft machen.

Die Demonstration ist Teil einer Radtour, zu der das Bündnis „.ausgestrahlt“ eingeladen hat. „Wir hätten uns diese Tour anders gewünscht“, sagt Bündnissprecher Helge Bauer.

Deutschlandweite Radtour verläuft anders als geplant

Mit der deutschlandweiten Reise, die sich über mehrere Wochen in 41 Etappen über die Schauplätze des Anti-Atom-Protests zieht, sollte der Ausstieg aus der Kernenergie gefeiert werden – stattdessen wird nun protestiert, wie so oft in der Geschichte der Bewegung.

Das Personal ist größtenteils noch das alte: Viele, die vor dem Philippsburger Kernkraftwerk die gelbe Fahne mit der roten Anti-Atom-Sonne schwenken, haben die Proteste gegen die Kernenergie von Anfang an begleitet.

Einer, den erst die aktuelle Debatte bewogen hat, sich dem Protest anzuschließen, ist Volker Klasen. „Strom aus Atomkraftwerken federt nur einen geringen Teil des aktuellen Energiebedarfs ab“, sagt der Karlsruher.

Tatsächlich wurden nach Zahlen des statistischen Bundesamts zuletzt sechs Prozent der eingespeisten Strommenge aus Kernenergie gewonnen. „Wir brauchen stattdessen Energiesparmaßnahmen, Lastenmanagement und einen massiven Ausbau der Erneuerbaren“, fordert Klasen. Auch ihn treibt die Sorge vor den Risiken der Kernenergie um.

„Energiesicherheit auf Kosten der Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern darf es nicht geben“, ergänzt Harry Block und verweist auf die wegen des beschlossenen Atomausstiegs ausgesetzten technischen Überprüfungen der verbliebenen drei Meiler.

Ein Weiterbetrieb unter diesen Umständen bedeute einen „Sicherheitsrabatt“ für die Betreiber: „Das widerspricht allen Grundsätzen der deutschen Atomaufsichtspraxis“, schimpft Block.

Furcht vor einer Renaissance der Kernkraft

In der Debatte um den sogenannten „Streckbetrieb“, bei dem die verbleibenden Kraftwerke mit einem Rest an Brennstoff für einige Monate mit reduzierter Leistung am Netz bleiben sollen, sieht Block Bestrebungen um eine Renaissance der Kernkraft durch die Hintertür.

„CDU, FDP und AfD wollen die teuerste und gefährlichste Form, heißes Wasser zu erzeugen, nicht nur für einen Notfallzeitraum, sondern sogar ganz reaktivieren“, glaubt Block und kündigt an: „Wenn eine Laufzeitverlängerung kommt, gehen wir vor Gericht.“

Zunächst führt die Protesttour wider Willen ihn jedoch nach Karlsruhe, wo am Campus Nord des Karlsruhe Instituts für Technologie (KIT) zu Kernkraft geforscht wird. Auch dagegen richtet sich der Protest: „Wenn wir aus der Atomkraft aussteigen, gehört auch die Forschung daran eingestampft“, fordert Helge Bauer.

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