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Hofgut mit Geschichte

Scheunenbrand auf Philippsburger Rheinschanzeninsel: Verdacht auf Brandstiftung

Die Stadt Philippsburg ist mit einer Feuersbrunst erneut in den Blickpunkt gerückt. Diesmal sind die früheren Stallungen auf dem verlassenen Gutshof der Rheinschanzinsel ein Opfer der Flammen geworden.

Hofgut auf der Rheinschanzinsel nach dem Feuer (Januar 2022)
Das Hofgut stand unter Denkmalschutz. Was jetzt mit den Resten geschieht, ist noch unklar. Foto: Werner Schmidhuber

Die Menschen in der Region erinnern sich noch gut an die verheerenden Brände im Copernicus-Gymnasium, in der Bitumenfirma Vedag und im Reifenlager von Goodyear. In die Reihe ähnlicher Verwüstungen gehören die Garnisonsmühle, die Engelsmühle, die Schönbornmühle und der Hochaltar der Stadtkirche. Vor genau drei Jahren loderten schon einmal die Flammen aus einem landwirtschaftlichen Gebäude gleich neben der heutigen Brandstelle.

Wer den Ort des aktuellen Geschehens in Augenschein nimmt, sieht auf dem Hofgut eine Ruine wie aus dem Kriegstagen, alles abgebrannt und verkohlt, darunter die 200 großen Strohballen, die als Spende für das notleidende Ahrtal bestimmt waren.

Von einer Brandstiftung „mit hundertprozentiger Sicherheit“ spricht Christian Coenen, der vor rund fünf Jahren zusammen mit Richard Jungkind das Anwesen erworben hat.

Wechselvolle Geschichte des Hofguts

1880 war die Rheinschanzinsel von der Zuckerfabrik Waghäusel gepachtet worden. Bis vor gut zehn Jahren bestand das ab 1843 errichtete Gut aus 24 Gebäuden, darunter ein Herrenhaus und Wohnungen für Arbeiter – mitsamt Brennerei, Kesselhaus, Waaghaus und eigenem Hühnerhaus. Davon blieb nicht mehr viel übrig.

Zum Restbestand zählte der nunmehr bis auf die Grundmauern abgebrannte Pferdestall mit Werkstatt und Dünge-Lager aus dem Jahr 1907. Einige Jahre nach der Schließung der Waghäuseler Zuckerfabrik kaufte die EnBW den Besitz auf. Nicht nur der jetzt vernichtete historische Glockenturm stand bislang unter Denkmalschutz, sondern das ganze Ensemble.

2017 machten die einheimischen Landwirte Christian Coenen und Richard Jungkind vom Vorkaufsrecht für das sieben Hektar große Hofgut Gebrauch, bekamen aber nur noch einen Teil des Ensembles. Die EnBW hatte 2011 viele Gebäude abgerissen. Aus dem heruntergekommenen Bestand wollten die neuen Eigentümer etwas Neues auf die Beine stellen, etwa ein Gestüt mit Ausflugsziel. Sie legten mehrere Sanierungs- und Nutzungskonzepte vor, scheiterten jedoch an den Behörden. So kam es zu einem „Lost Place“.

Verdacht auf Brandstiftung

Jetzt ist das Denkmalschutzamt mit der Beurteilung am Zuge, informiert Coenen zur Frage, was mit den Überresten geschehen soll. Nach Auskunft von Polizeirevierleiter Axel Schweitzer prüft das Kriminalkommissariat die Frage, ob Brandstiftung vorliegt. Fest stehe, dass das Feuer im Dachstuhl ausgebrochen ist, was diesen Verdacht nähre.

Dem Chef der Gesamtfeuerwehr, Rudolf Reiß, werden, wie er sagt, die lodernden Flammen noch lange in Erinnerung bleiben. Das Ereignis erforderte den Einsatz von 100 Feuerwehrkräften aus Philippsburg, Wiesental, Oberhausen und der KKP-Werksfeuerwehr, die mit 25 Fahrzeugen anrückten.

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