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Leben retten

Polizei gibt in Bruchsal Tipps für Rettungsgasse und Urlaubsverkehr

Die Erfahrungen mit der Rettungsgasse sind für die Mitarbeitenden der Präventionsstelle ernüchternd. Nur an einzelnen Tagen, so ist zu hören, klappt das. Eine Aktion am Rasthof Bruchsal soll helfen.

Aufklärer in Uniform: Am Rasthof Bruchsal geben Viktoria Leyer, Phillip Müller, Darinka Peters, Lothar Batschauer, Vahap Yesil, Sascha Ehmann und Maximilian Gay (vlnr.) Tipps zur Rettungsgasse und der Fahrt in den Urlaub.
Aufklärer in Uniform: Viktoria Leyer, Phillip Müller, Darinka Peters, Lothar Batschauer, Vahap Yesil, Sascha Ehmann und Maximilian Gay (von links) am Rasthof Bruchsal. Foto: David Heger

Auf der A5 ist an diesem Morgen auf Höhe der Rastanlage in Bruchsal gutes Durchkommen: Nur wenige Laster sind unterwegs, stattdessen ziehen am Rasthof Autos mit montierten Fahrradträgern oder Dachgepäckboxen vorbei. Für sie alle wird 20 Kilometer weiter mit der freien Fahrt Schluss sein, der Verkehrsfunk meldet: „Unfall auf Höhe der Anschlussstelle Durlach“, wenig weiter bremst die Dauerbaustelle bei Karlsruhe den Urlaubsverkehr erneut aus.

Was dann wichtig ist, darüber informiert die Polizei: „Die Rettungsgasse“, sagt Sascha Ehmann – ein Wort, das an diesem Vormittag noch oft fallen wird. Der Polizist steht gemeinsam mit Kollegen auf dem Rasthofparkplatz, im Hintergrund ein Anhänger voll mit Broschüren und Plakaten rund um den Straßenverkehr.

„Wir wollen präventiv sensibilisieren“, erklärt er den Anlass der Aktion, denn: „Mit der Rettungsgasse ist es oft eine echte Katastrophe“, sagt Ehmann. Der Hauptkommissar vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe spricht aus Erfahrung. Genau diese Erfahrung mit Autofahrern auszutauschen, soll helfen – und dabei Leben retten.

Häufiger Fehler: Die Rettungsgasse schließt sich nach dem ersten Krankenwagen

„Mit der Rettungsgasse klappt es nur an vereinzelten Tagen wirklich gut“, erklärt Maximilian Gay, stellvertretender Leiter des Rettungsdiensts beim Roten Kreuz im Kreisverband Karlsruhe. Er berichtet von Situationen, in denen nach einem Unfall auf der Autobahn für die Retter im Krankenwagen schlichtweg kein Durchkommen ist.

Im Stau würden viele Fahrer erst dann reagieren und eine Rettungsgasse bilden, wenn auch tatsächlich ein Fahrzeug mit Blaulicht angefahren kommt. „Und wenn der Krankenwagen durch ist, schließt sich die Gasse meist wieder“, berichtet er. „Dabei kommt zu einem Unfall auf der Autobahn in 99 Prozent der Fälle mehr als nur ein Auto.“

Bei den Reisenden kommt diese Aufklärungsarbeit an: Natürlich kenne er die Regeln, sagt Ralf Schmidt, der geschäftlich von Frankfurt aus unterwegs ist und interessiert am Infostand der Polizei stehen bleibt. „Aber ich habe schon oft genug gesehen, wie die Rettungsgasse schiefgeht.“

Dass die Gasse im Alltag vielmehr oft einem Gässchen gleicht, ärgert die Notfallhelfer: Zwar sei er schon immer an die Unfallstelle gekommen – teils aber nur auf Umwegen: „Es gibt Situationen, in denen es schneller ist, einen zweiten Rettungswagen gegen die Fahrtrichtung zu einem Unfall auf der Autobahn zu schicken“, erinnert sich Gay.

In der Praxis bedeute das: Eine etwa 10 bis 15 Minuten längere Anfahrt für die Retter – zu Unfällen, wo teils wenige Augenblicke über Leben und Tod entscheiden. „Verunfallten und Ersthelfern kommt das Warten in diesen Situationen vor wie Stunden“, so Gay. „Obwohl viel Aufklärungsarbeit betrieben wird, ist der Effekt nicht groß“, findet er und hat eine Erklärung: „Sicher hängt auch vieles am Egoismus einiger, die sich denken: Ich will der erste sein.“

Rettungsgassenfehler kosten mindestens 200 Euro und zwei Punkte

Wer so handelt, riskiere den Führerschein, mahnt Lothar Batschauer, Leiter der Karlsruher Autobahnpolizei. Mindestens 200 Euro und zwei Punkte werden fällig, wenn bei der Rettungsgasse gepatzt wird. Werden dabei Retter behindert, gefährdet oder wird die Rettungsgasse zum eigenen Vorankommen genutzt, ist der Führerschein gleich für einen Monat weg.

Dabei sind die Regeln einfach: „Die linke Spur immer nach links, alle anderen nach rechts“, erklärt Batschauer die Faustregel. Zu bilden ist eine Rettungsgasse auf Autobahnen und mindestens zweispurigen Straßen nicht erst dann, wenn der Verkehr bereits steht, sondern: „Sobald es stockt“, weiß der Polizist.

Tipps für Autofahrer auf dem Weg in den Urlaub

Was neben der Rettungsgasse im Urlaubsverkehr noch zu beachten ist? „Oft sind es die kleinen Tipps, die wir geben können“, antwortet Autobahnpolizist Batschauer. Warndreieck und Verbandkasten sollten griffbereit liegen, nicht unter Koffern begraben, ein Kaltgetränk im Auto sei im Stau oft der beste Helfer. Und: „Wenn die Polizei den Verkehr umleitet, das Navi ausschalten“, rät der Beamte. „Wir hatten schon Verkehrsteilnehmer, die stur dem Navi gefolgt sind und fünfmal vor derselben Sperrstelle standen.“

Für Urlauber Ralf Schmidt aus Aachen geht es nach kurzer Rast und einem Gespräch mit den Polizisten weiter – Richtung Bodensee, vorbei an Karlsruhe und rein in den Stau. „Spätestens da brauche ich die Rettungsgasse“, seufzt er. „Schneller als mir lieb ist.“

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