
Die Bundesjugendspiele: für die einen das Highlight des Jahres, für die anderen ein demütigender Tag. Jetzt werden die Spiele reformiert.
Ab dem nächsten Schuljahr sollen die Leistungen von Grundschülern anders und weniger starr bewertet werden. Das heißt: weniger Stoppuhr und Maßband, Wettbewerb statt Wettkampf.
Statt einzeln, treten die Schüler als Team an. Die Weite beim Weitsprung wird beispielsweise nach Zonen unterteilt statt nach Zentimetern.
Die Änderung soll mehr Schüler für den Sport begeistern. Welche Erinnerungen haben Promis aus der Region an die traditionsreichen Spiele? Wie finden sie die Reform?
Andreas Hofmann, Vize-Europameister im Speerwurf aus Waghäusel

„In der Grundschule in Kirrlach war ich bei den Bundesjugendspielen in der zweiten, dritten und vierten Klasse bester Grundschüler. Nach dem dritten Mal durfte ich den Pokal behalten. Der steht heute noch bei meinen Eltern.
Meine beste Disziplin war Weitwurf. Ich war der Einzige, der über den Zaun geworfen hat – bis zum Zaun waren es knapp 40 Meter.
Meine Lehrerin hat sich dann extra hinter den Zaun gestellt, um zu messen. Ich glaube, einen Ball sucht man immer noch.
Als ich aufs Gymnasium St. Paulusheim gewechselt bin, gab es leider nur noch in der 5. Klasse Bundesjugendspiele. Das fand ich sehr schade.
Bei mir hat schon immer das Sportlerherz geschlagen, ich wollte immer der Beste sein. Dass man sich in so jungen Jahren schon misst, finde ich eine coole Sache.
Später geht es im Leben auch um Gewinnen oder Verlieren. Ob Schule, Uni oder Beruf: Es wird immer auf die Leistung geschaut.“
Cornelia Petzold Schick, Oberbürgermeisterin von Bruchsal

„Ich war im Bereich Sport keine Leistungsträgerin, während meine Schwester bei den Bundesjugendspielen immer hervorragend abgeschnitten hat.
Aber das war auch nicht entscheidend. Ich habe mitgemacht, habe mich angestrengt und habe gerade durch die Bundesjugendspiele den Spaß am Sport entdeckt.
Deshalb ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass die Reform der Bundesjugendspiele diesen Wettkampfgedanken hinten anstellt. Der Wettkampf und die Leistungsorientierung gehören zum Sport dazu. Für mich war sie immer Motivation.“
Gerhard Meier-Röhn, Ex-Fernsehsportchef aus Bretten

„1960 habe ich die Bundesjugendspiele an meiner Schule gewonnen. Wir waren damals gerade aus der DDR in den Westen gezogen, ich kam in die sechste Klasse der Grundschule Dinkelsbühl.
Der Sieg war für mich ein wahnsinnig tolles Erlebnis. Ich bekam einen goldenen Lorbeerkranz und eine Urkunde. Als ich damit nach Hause zu meinen Eltern gelaufen bin, ist es mir kalt den Rücken heruntergelaufen – ich war stolz wie Bolle!
Am Tag danach war ich das erste Mal in der Zeitung. Die Olympischen Spiele in Rom habe ich im Anschluss besonders interessiert verfolgt.
Die Bundesjugendspiele waren für mich eine Art Ur-Erlebnis. Dadurch bin ich zur Leichtathletik gekommen und habe später beruflich den Weg in den Sportjournalismus eingeschlagen.
Dass der Wettkampf bei den Bundesjugendspielen abgeschafft werden soll, finde ich nicht gut. Leistungsbereitschaft ist die Grundlage für Erfolg im Leben.“
Stefan Moch, Vorsitzender der Sportkreisjugend Bruchsal

„Bei uns auf der Grund- und Hauptschule Kronau gab es im Winter immer einen Turnwettbewerb in der Halle - das hat mir überhaupt nicht gefallen!
Die Bundesjugendspiele im Sommer im Freien fand ich schon besser. Das war bei uns ganz klassisch der Dreikampf mit Rennen, Werfen und Springen. Werfen mochte ich am liebsten.
Meistens habe ich eine Siegerurkunde bekommen. Ganz vorn mit dabei war ich nie, aber auch nie ganz hinten. Bei uns an der Schule wurde aber auch niemand geärgert, der nicht so gut war. Da galt damals schon: Dabei sein ist alles!
Dass es bei den Bundesjugendspielen in Zukunft weniger Wettkampf geben soll, finde ich gut. Das würde vielleicht auch schwächere Schüler motivieren.“
Jennifer Loosemore, Sängerin und Fitnesstrainerin aus Karlsdorf-Neuthard

„Eigentlich war ich gar nicht so unsportlich. Aber im Rennen, Werfen und Weitsprung war ich schlecht. Das waren einfach nicht meine Sportarten.
Ich habe immer getanzt, war eher die Fitnesssportlerin. Aber ich habe es immerhin probiert. Manchmal habe ich es immerhin zu einer Siegerurkunde geschafft.
Dass bei den Bundesjugendspielen künftig eher der Teamgeist im Vordergrund stehen soll, finde ich sinnvoll. Kinder, die sehr sportlich sind, machen ohnehin in ihrer Freizeit Sport im Verein – für die ist das bestimmt kein Problem, einmal im Jahr auf den Wettkampf zu verzichten.“