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Neuer Aschenbecher

Raucher sollen mit ihren Kippen abstimmen: Ist der Bruchsaler Bahnhof Top oder Flop?

Große Fragezeichen sieht man auf den Gesichtern mancher Bahnreisender am Bruchsaler Bahnhof. Die Bahn hat am Gleis 1 einen kuriosen Aschenbecher montiert – und das ausgerechnet in der Rauchverbotszone.

Links ist Top und rechts ist Flop: Wer seine Kippe links reinschmeißt, ist mit dem Bahnhof Bruchsal zufrieden, alle anderen sind es nicht.
Links ist Top und rechts ist Flop: Wer seine Kippe links reinschmeißt, ist mit dem Bahnhof Bruchsal zufrieden, alle anderen sind es nicht. Foto: Christina Zäpfel

Zwei weiße Röhrchen mit mehreren kleinen Einstecklöchern. Darüber ein Schild: „Bahnhof Bruchsal Top Flop.” So manch ein Fahrgast hat sich am Gleis 1 am Bruchsaler Bahnhof schon gewundert, vielleicht insgeheim gefragt: Ist das Kunst, oder kann das weg? Weder noch, wie BNN-Recherchen zu Tage fördern.

Drei rauchende junge Frauen haben sich am Treppenaufgang zu den Gleisen gruppiert und rauchen. „Was das wohl sein soll?”, fragen sie sich und begutachten die neue Vorrichtung. Irgendjemand hat in den beiden Röhrchen bereits seine Kippen entsorgt. Kein Grund für die drei, es den Vorgängern nachzutun, ein Aschenbecher sieht schließlich anders aus, und schwupps landet die Zigarette im Gleis.

Bei der Bahn angefragt, geht erstmal die Suche los. Eine Pressesprecherin ruft zurück und hat eine Erklärung für die Röhrchen parat. Hier kann man mit seiner fertig gerauchten Kippe abstimmen, ob man den Bahnhof so ganz im Allgemeinen Top findet oder ihn für einen Flop hält, so die Erklärung. Ein Pilotversuch, „ein charmantes Angebot”, wie die Sprecherin erklärt, damit die Kippen eben nicht im Gleis landen, sondern in einem Behältnis. Im Heilbronner Bahnhof gebe es einen ähnlichen Test.

In Frankfurt fragt man nach Schnitzel oder Ei

Dass der Abstimmungskasten ausgerechnet an der wohl meist frequentierten Stelle des Bruchsaler Bahnhofs, am Gleis 1 und am Treppenaufgang der Unterführung hängt, sei laut Bahn durchaus Absicht. Auch wenn dort eigentlich Rauchverbot herrscht. Im „rauchfreien Bahnhof”, ist Rauchen nur noch in eigens ausgewiesenen Zonen erlaubt.

Ja, dort herrsche eigentlich Rauchverbot, aber an dieser Stelle, am Eingang zu den Gleisen, gebe es immer Menschen, die noch schnell eine rauchten, bevor sie auf den Zug springen, erklärt die Sprecherin.

Ihnen will man offenbar das Kippen-Entsorgen erleichtern, in dem man sie zur Umfrage einlädt. Ähnliche Vorrichtungen hätten Städte installiert, um eine Lösung für rausgespuckte Kaugummis anzubieten. In Frankfurt etwa gibt es grüne „Briefkästen” in denen Raucher per Kippe abstimmen sollen: „Grie Soß lieber mit Schnitzel oder mit Ei?” Der kuriose Abstimmungs-Aschenbecher ist also keine Erfindung der Bahn, betont auch die Sprecherin.

„Das Ganze soll einfach die Aufmerksamkeit für das Müllthema schärfen”, erklärt sie. Ins Gleis Schnippen sei nicht die Lösung. Man probiere das Konzept eben mal aus.

So können also die Raucher künftig in der eigentlichen Rauchverbotszone per Kippe entscheiden, ob sie den Bahnhof Top oder Flop finden, und alle Nichtraucher können – im Dunst der Zigaretten ihrer Mitreisenden – nur in die Röhren schauen.

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