Der Desinfektionsspender ist frisch geliefert. Jugert Serdari vom Café Extrablatt am Bruchsaler Marktplatz zieht zusammen mit einer Kollegin die Folie ab, während Kisten mit Zitronen und Orangen hereingetragen werden. Am Wochenende vor Aufhebung der Corona-Verordnung für die Gastronomie ist in den Restaurants und Cafés von Bruchsal einiges los: Tische werden gerückt, neue Speisekarten gedruckt und Mundschutz für die Mitarbeiter organisiert.
Mehr zum Thema:Glücklich kann sich schätzen, wer über einen Außenbereich verfügt. Denn einfacher wird es mit den neuen Abstands- und personalintensiven Hygieneregeln nicht für die Gastronomie. Seit dem Shutdown Ende März verzeichnet sie dramatische Umsatzeinbußen.
Nur 10 Prozent Umsatz mit Straßenverkauf
„Wir haben nicht gewusst, ob wir den Juni schaffen“, blickt Tanja Giesin von der Eulenspiegel Wunderbar in der Friedrichstraße hoffnungsvoll in die Zukunft. Die acht festangestellten Mitarbeiter seien zwar in Kurzarbeit gegangen.
Und auch Soforthilfe („ein Tropfen auf den heißen Stein“) haben Tanja Giesin und Heiko Anielack bekommen. Doch private Ausgaben wie Miete oder Versicherungen laufen weiter. Ein kurzes Intermezzo mit Außerhaus-Lieferung wurde mangels Nachfrage eingestellt. Mit Straßenverkauf konnte beispielsweise Andreas Jendrusch vom Bella Italia beim Bahnhof nur zehn Prozent des vorigen Umsatzes erzielen.
Großteil der Tische fällt weg
Jetzt ist die große Frage, wie viele Gäste werden kommen, wie viel Lebensmittel müssen geordert werden – damit nichts weggeschmissen werden muss. „Es wird noch Wochen gehen, bis sich die Leute langsam wieder aus dem Haus trauen“, so Jendruschs Eindruck, der in nächster Zeit keinen kostendeckenden Umsatz erwartet. Denn angesichts der Abstandsregeln von 1,50 Meter fällt in der Gastronomie ein Großteil der Tische weg, die Kosten für das Personal werden aber nicht weniger: Im Eulenspiegel bleiben ein Drittel übrig. Wenigstens können die anderen Tische – bei schönem Wetter – im Innenhof genutzt werden. Schaufensterpuppen signalisieren im Café Pavillon am Schönbornplatz oder im Ristorante Leonardo am Friedrichsplatz, wo Gäste nicht sitzen dürfen.
Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, können die Gäste mit Hilfe eines QR-Codes die oftmals kleinere Speisekarte aufs Handy laden – „die meisten Gäste haben ein Smartphone“, so Sandro Schnatterer im „Leonardo“. Im Restaurant Belvedere wird die Speisekarten dagegen auf Papier gedruckt – und nach jedem Gast weggeschmissen.
„Sie können nicht alles desinfizieren, sonst riecht es wie im Krankenhaus“, sagt Verpächterin Dorothee Eckes. Mit Handschuhe wird dort die Tischwäsche gefaltet. Ein Servicewagen fährt die Speisen zum Tisch – die Gäste sollen sich das Bestellte selbst nehmen, der Service möglichst kontaktfrei bleiben.
Eiscafe fürchtet Aufwand für Gäste
Auch die Garderobe müssen die Gäste nun selber aufhängen. Tische müssen vorbestellt werden oder die Gäste warten, bis sie platziert werden. Im Eiscafé Gran Caffè an der Kaiserstraße belässt man es deshalb vorerst beim Straßenverkauf, der Aufwand für die Gäste wegen einer Tasse Kaffee sei zu groß.
Zweifel am Datenschutz
Vorgeschrieben ist auch, dass die Wirte die Kontaktdaten der Gäste notieren. Efes-Geschäftsführer Ferhat Cinar am Europaplatz ist skeptisch, nicht nur wegen des Datenschutzes: „Ob da die richtigen Daten angegeben werden?“ Eckes, Geschäftsführerin der Scheffelhöhe, verweist auf die Gepflogenheiten im Hotelgewerbe. Dort wurden persönliche Daten schon immer angegeben.