Corona ist längst nicht vorbei, da beschäftigt sich die Regionale Klinik Holding (RKH) schon mit den nächsten Krisen: „Wenn unsere Wäschereien vom Gas abgehängt werden, dann haben wir ein Problem“, sagt Jörg Martin, Geschäftsführer der RKH-Kliniken.
Bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage richtet sich der Blick auch auf die drohende Energiekrise in Folge des Ukraine-Kriegs.
OP-Kittel, Dienstkleidung und Bettwäsche müssen regelmäßig gewechselt werden. Die Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal, die Rechbergklinik in Bretten, und die Krankenhäuser in Mühlacker und Neuenbürg, die ebenfalls zu den RKH-Kliniken gehören, waschen nicht mehr selbst.
Krisenstab der Kliniken tagt zu Gasmangel und Cyberangriffen
Bei einem Gasmangel sind Kliniken als Teil der sogenannten kritischen Infrastruktur als letztes betroffen. Aber wie es mit externen Dienstleistern in der Wäscherei oder bei der Essensversorgung aussieht, ist noch völlig unklar.
Beim Essen könne man auf ein Menü verzichten, aber OP-Kittel müssen gewaschen werden, sagt Martin. Der interne Krisenstab, der sich seit zwei Jahren mit den Folgen der Corona-Pandemie beschäftigt, wurde deshalb erweitert, berichtet Stefan Weiß, Leiter des RKH-Krisenstabs.
Szenarien für Versorgungseinschränkungen werden entwickelt und Energiespartipps an die Mitarbeiter gegeben. Auch auf mögliche Cyberangriffe will man vorbereitet sein: „Wenn die EDV abstürzt, geht nichts mehr“, warnt Geschäftsführer Martin.
Corona und Hitzewelle machen sich in Notaufnahmen in Bruchsal und Bretten bemerkbar
Die Vorbereitungen fallen in eine ohnehin heiße Zeit – wortwörtlich. Die Hitzewelle sei eine akute Belastung für Mitarbeiter und Patienten. Auf den Notaufnahmen und Stationen zeigen sich die ersten Auswirkungen.
Es müssen mehr und vor allem chronisch Kranke aufgenommen werden. Um die Mitarbeiter zu entlasten, wird kostenlos Wasser zur Verfügung gestellt.
Von Anfang Juni bis Ende Juli war die Zahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken gestiegen. Auch viele Mitarbeiter haben sich angesteckt. Ende Juli mussten in der Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal 50 Betten und in der Rechberg-Klinik Bretten noch einmal zwölf Betten wegen Personalausfällen geschlossen werden.
Personalausfälle sorgen weiter für Bettenabbau
Die Lage hat sich nicht verändert. Wegen Personalausfällen können im Krankenhaus Mühlacker 40 Betten nicht betrieben werden. Im Krankenhaus Neuenbürg sind es 44 Betten und in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Mühlacker 15 Betten.
In Bretten werden einzelne geplante Behandlungen und Operationen verschoben, in Bruchsal müssen derzeit mehrere Fälle verschoben werden, wie es seitens der RKH-Kliniken heißt. Notfälle, Krebspatienten und andere wichtige Fälle würden weiter versorgt.
Weil es auch unter Rettungskräften und bei Hausarztpraxen viele Infektionsfälle gebe, konzentrieren sich die Patienten auf die Notaufnahme. Viele Klinik-Mitarbeiter sind derzeit im Urlaub. Die Personalengpässe werden also fortbestehen.
Es sieht so aus, als hätten wir den Gipfel überschritten.Stefan Weiß, Leiter des RKH-Krisenstabs
Ein kleiner Lichtblick sind wieder sinkende Corona-Fallzahlen. „Es sieht so aus, als hätten wir den Gipfel überschritten“, sagt Krisen-Manager Weiß. Glücklicherweise habe sich diese Sommerwelle vor allem auf den Normalstationen abgespielt.
Derzeit werden in Bruchsal vier von 22 Patienten intensiv-medizinisch behandelt. In Bretten sind alle 15 Covid-Patienten auf der Normalstation. In Mühlacker ist es einer von 16 Patienten, die auf der Intensivstation liegen.
Kein Thema sind bei den RKH-Kliniken derzeit die Affenpocken, obwohl erste Fälle bereits in Baden-Württemberg aufgetaucht seien, so Weiß.