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Lkw-Großkontrolle

Schafe aus Spanien eng zusammengepfercht in Bruchsal entdeckt

Bei einer Lkw-Großkontrolle in Bruchsal haben Beamte des Polizeipräsidiums Karlsruhe auf der A5 gleich mehrere Verkehrssünder erwischt. Bis zum Nachmittag seien an der Rastanlage Ost 32 Fahrzeuge überprüft worden, sagte Polizeisprecher Dieter Werner. „Dabei wurden zwölf Verstöße festgestellt.“ Die Aktion war Teil des bundesweiten Kontrolltags „sicher.mobil.leben“.

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Wo geht's hier raus? Dieses Schaf versucht, seinen Kopf durch die engen Gitterstäbe zu stecken. Die Tiere kamen aus Spanien. Die Karlsruher Beamten alarmierten das Veterinäramt. Foto: Töngi

Die zwei Autofahrer stopfen ihr Smartphone in die Tasche. An diesem Donnerstagmorgen gibt es an der Tank- und Rastanlage Bruchsal Ost einfach Spannenderes zu erleben. Genüsslich ziehen die beiden Männer an einer Zigarette und kippen schnell einen Schluck Cola hinterher. Ihr Blick wandert nach links. Ein paar hundert Meter weiter schwitzen bereits die ersten Lkw-Fahrer. Großkontrolle.

Alles läuft wie in einer Dauerschleife. Motorradfahrer der Polizei lotsen die Lastwagen und Sprinter von der Autobahn 5 in Richtung Frankfurt auf den Rasthof. Dann übernehmen die Kollegen. Es wird überprüft, ob die Fahrer die Lenk- und Ruhezeiten einhalten. Aber auch der technische Zustand der Fahrzeuge und die Sicherung der Ladung stehen im Fokus. Und da haben die rund 100 Beamten so einiges zu bemängeln: zu lange Anhänger, falsche Befestigungen. Und und und.

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DER NÄCHSTE, BITTE! Hier fährt ein Autotransporter gerade auf die Polizei-Waage. Foto: Töngi Foto: Töngi

Fünf Fahrzeuge müssen vorerst auf dem Rasthof stehen bleiben. Ein weißer Sprinter mit deutschem Kennzeichen wird zum Extra-Check in eine nahegelegene Werkstatt gebracht. „Er hat gleich mehrere Mängel“, sagt der Kfz-Sachverständige Siegfried Frech. Dabei war das Auto laut Papieren erst vor fünf Monaten beim TÜV. Wie geht das denn? Schweigen. Dann schüttelt Frech den Kopf. „Unglaublich!“ Zudem habe der Fahrer aus Rumänien keinen Führerschein dabei gehabt, der „Lappen“ des Beifahrers sei gesperrt gewesen. „Jetzt soll der Bruder aus Baden-Baden kommen und weiterfahren“, sagt Frech. „Aber erstmal abwarten.“ Der Mann hat schon einiges erlebt, hilft der Polizei bereits seit 30 Jahren bei Kontrollen. Besonders nah geht ihm an diesem Morgen das Schicksal der Schafe in dem blauen Lastwagen. Traurig strecken die Tiere ihre Köpfe durch die schmalen Gitter.

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Rund 100 Beamte waren in Bruchsal im Einsatz. Foto: Töngi Foto: Töngi

Am Ende des Wagens, der aus Spanien kommt, klebt Mist. „Die armen Tiere werden so quer durch Europa gefahren“, ärgert sich Frech. „Das ist eine riesige Sauerei.“ Die Polizei informiert das Veterinäramt. Vorerst ist hier Endstation für den Fahrer. Er steht ein paar Meter neben dem Lkw und beobachtet jede Handbewegung der Polizisten. Als einer der Beamten den Reportern zeigen will, wie die Fahrzeiten digital überprüft werden, macht er einen Schritt nach vorn. Dann überlegt er es sich doch nochmal anders.

Im Führerhaus befindet sich eine kleine Box über dem Fahrersitz, die wie ein DVD-Player mit Kartenslot aussieht. „Wir können die Karte dann entfernen, und unsere eigene reinstecken“, erklärt einer der Polizisten. Dann wird die Fahrzeit ausgewertet. Anschließend bekommt der Fahrer dann ein Formular, das belegt, dass er kontrolliert wurde. „Dort sind auch mögliche Verstöße festgehalten, damit er im Fall einer weiteren Kontrolle nicht nochmal für dasselbe Vergehen bestraft wird“, sagt der Beamte.

Tricksereien bei den Fahrzeiten

Bis zum Mittag erwischt die Polizei drei Fahrer, die entweder das Kontrollgerät falsch bedient, es manipuliert haben oder mit der Karte tricksen wollten. Landespolizeipräsident Gerhard Klotter appelliert deshalb an Fahrer und Speditionen, die Ruhezeiten einzuhalten. „Wir wissen, dass in der Branche ein hoher Zeit- und Kostendruck herrscht“, sagt er. Nur zwei Sekunden ‚Augen zu‘ bedeuteten aber einen Blindflug von fast 50 Metern. „Deswegen gilt es: Ausreichend Schlafen und Pausen machen!“ Knapp 300 Unfälle am Stauende mit Lkw-Beteiligung habe es landesweit allein im vergangenen Jahr gegeben. „Dabei war häufig Übermüdung oder auch Ablenkung schuld.“ 13 Menschen mussten laut Klotter deshalb sterben.

Am bundesweiten Kontrolltag der Aktion „sicher.mobil.leben“ sind laut Innenministerium allein im Südwesten knapp 180 Kontrollstellen eingerichtet worden – unter anderem auch in Freiburg und Mannheim. Konkrete Ergebnisse will das Innenministerium an diesem Freitag bekanntgeben.

Während bei der jüngsten Großkontrolle Lkw und Sprinter im Fokus der Ermittler standen, war es im vergangenen Jahr das Thema „Ablenkung“. Den Angaben zufolge wurden bei Überprüfungen des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs im Jahr 2018 landesweit knapp 15 000 Verstöße aufgrund technischer Mängel festgestellt. Bei Sozialvorschriften waren es sogar 50 000 Verstöße. Etwa ein Viertel davon sei von Beamten aus Karlsruhe aufgedeckt worden, sagte der Leiter der Verkehrspolizei beim Polizeipräsidium, Martin Plate. „Das ist eine beachtliche Quote.“

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