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G9 ist immer noch angesagt

Schulstadt Bruchsal: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen geht auf Gymnasien

Bruchsal nennt sich gerne Schulstadt. Doch das macht auch einen Haufen Arbeit. Neue Gebäude müssen gebaut werden, Schüler gelenkt und Flüchtlinge integriert werden. Der Jugendgemeinderat fordert: Mehr Bio-Essen in den Mensen.

JKG bruchsal
Um G9-Plätze am Justus-Knecht-Gymnasium reißen sich die Eltern: Doch nicht alle kamen zum Zug. Die Schule kann auch aufgrund mangelnder Räume nur fünf Züge anbieten. Foto: Martin Heintzen

Bruchsal ist Schulstadt. 6.000 Schülerinnen und Schüler besuchen die hiesigen Einrichtungen. Von diesem Donnerstag an wird Bruchsal aber zur Schulferienstadt.

Die Gebäude leeren sich, Handwerker können einziehen und über die sechs Wochen Ferien reparieren, sanieren und reinigen. Die Ruhe ist allerdings nur vordergründig. Bruchsaler Schulen haben mit großen Herausforderungen zu tun: Corona, Digitalisierung, Ukraine-Flüchtlinge und der Anspruch auf Ganztagsbetreuung.

Und die Aufgaben reißen nicht ab: „Wir haben steigende Geburtenzahlen“, sagte Isabelle Meis vom Amt für Bildung und Sport den Stadträten bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Der umfangreiche Schulbericht gibt Auskunft über die Entwicklungen innerhalb der Schulstadt.

Anmeldezahlen an Realschulen in Bruchsal sind verhalten

Und die haben einige Besonderheiten aufzuweisen. Mehr als die Hälfte der Schüler auf weiterführenden Schulen geht auf Gymnasien. Landesweit liegt der Prozentsatz um einige Punkte niedriger.

Hingegen sind die Zahlen bei den Realschulen rückläufig oder stagnierend, zumindest in den fünften Klassen. „Hier haben wir auch dieses Jahr eher verhaltene Anmeldezahlen“, wirft Meis einen Blick aufs kommende Schuljahr.

Ab Klasse 7 dann aber werden die Realschulen plötzlich wieder „beliebt“. Schüler, die auf dem Gymnasium nicht mehr mithalten können, wechseln auf die Realschule. So kommt es, dass die Albert-Schweitzer-Realschule ab der achten Klasse wieder fünf-zügig ist. Eine Entwicklung, die seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zu beobachten ist.

G9 am Justus-Knecht-Gymnasium in Bruchsal ist überlaufen

Nicht immer kann der Wunsch nach einer bestimmten Schule erfüllt werden, führte Meis weiter aus. Schülerlenkung nennt man das dann auf dem Amt. Nach wie vor ist der neunjährige Weg zum Abitur, genannt G9, am Justus-Knecht-Gymnasium beliebt.

Auch aufgrund der seit Jahren angespannten Raumsituation am JKG konnten aber nur fünf fünfte Klassen gebildet werden, obwohl mehr Bedarf da gewesen wäre. Die anderen Schüler wurden „gelenkt“, sprich werden auf andere Schulen gehen (müssen).

Personal für Ganztagsbetreuung ist schwer zu finden

„Auch der neue Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung hat uns stark beschäftigt“, erklärt Meis. „Die Suche nach Fachpersonal ist sehr schwierig.“ Allein 70 Betreuungskräfte hat die Stadt bereits in Diensten. Sie wurden zuletzt umfangreich geschult.

Corona hat der Digitalisierung der Schulen einen kräftigen Schub verliehen. Investitionen von Bund und Ländern kamen in der Fläche an. Problem nur: „Wir müssen die Standards auch halten“, so Meis. Mit Einmalzahlungen oder Anschaffungen sei es nicht getan. Hard- und Software müssten betreut werden, so auch die Forderung aus den Reihen des Gemeinderats.

Ukrainer werden per Computer aus ihrer Heimat unterrichtet

Den Zuzug vieler Flüchtlinge aus der Ukraine habe man ebenfalls bewältigen müssen. Elf Vorbereitungsklassen bestünden nun in Bruchsal für Kinder aus dem Kriegsgebiet.

„Der Bedarf ist weitgehend gedeckt.“ Am Schönborn-Gymnasium sei zudem ein Fernlernangebot eingerichtet. Dort können Ukrainer online am ukrainischen Unterricht teilnehmen.

Es war die Stunde der Lehrer im Bruchsaler Gemeinderat, und von denen gibt es in fast jeder Fraktion einen. Raimund Glastetter (CDU) etwa warf den Blick auf die Grundschulen: Während der Bedarf in Untergrombach wächst, müsse man Obergrombach mit seinen 15 Erstklässlern im Auge behalten.

Auch die „Rückläufer“ vom Gymnasium auf die Realschule bereiteten ihm Sorge. Die Schüler könnten einen „Knacks“ bekommen.

Erst gibt es Wohltaten, dann werden wir im Regen stehen gelassen.
SPD-Stadträtin Anja Krug über die Digitalisierung an Schulen

Gabriele Aumann (Grüne/Neue Köpfe) sagte: Der dicke Pullover werde auch im kommenden Winter zur Grundausstattung gehören. Ging es zuletzt ums Lüften wegen Corona, wird man im Winter wohl Energie an den städtischen Schulen sparen müssen. Anja Krug (SPD) sprach sich für mehr „digitale Hausmeister“ aus, die sich um die Wartung diverser Geräte kümmern müssten.

„Erst gibt es Wohltaten, dann werden wir im Regen stehen gelassen“, kritisierte sie. Eine Lanze für die Albert-Schweitzer-Realschule brach schließlich Tatjana Grath (FW). Deren Generalsanierung müsse oberste Priorität haben. Lob gab es schließlich von Jürgen Wacker (FDP) für die schnelle Integration ukrainischer Schüler.

Bruchsaler Jugendgemeinderat will mehr Bio-Essen in den Mensen

Liam Kölbl sprach schließlich für den Jugendgemeinderat und damit auch in gewisser Weise für die 6.000 Betroffenen, sprich Schüler.

Seine Forderung: Jeder Schüler müsse ein digitales Endgerät ausleihen können. Und: Die Quote von 20 Prozent Bio-Anteil beim Mensa-Essen sei löblich. Aber nur ein Anfang. Er fordert eine Quote von 50 Prozent.

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