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Erinnerung an „Bissinger“-Turm

Seit fast 20 Jahren geht es rund in Bruchsal: Siemens-Kreisel löste Nadelöhr für Autofahrer in Luft auf

Als der Betrieb bei Siemens in Bruchsal lief, gab der Fahrzeugstau in der Werner-von-Siemens-Straße bis zur Bahnunterführung regelmäßig Anlass zur Kritik. Vor fast 20 Jahren änderte sich das durch den Bau des Kreisels.

Damals 2001: Verzwickt war die Verkehrssituation vor der Siemens-Unterführung besonders für die Linksabbieger, die hier eine Lücke finden mussten.
Damals 2001: Verzwickt war die Verkehrssituation vor der Siemens-Unterführung besonders für die Linksabbieger, die hier eine Lücke finden mussten. Foto: Hans-Peter Safranek

Verkehr und immer wieder Verkehr – besonders zu Zeiten, als der Siemens-Betrieb in Bruchsal lief, gab der Fahrzeugstau in der Werner-von-Siemens-Straße bis zur Bahnunterführung regelmäßig Anlass zur Kritik.

Erst 1979 kam durch Verbesserungen an der Ampelanlage vor den einst beiden Siemens-Werkstoren der Verkehrsfluss in Gang. Rückstaus waren nicht mehr festzustellen. Die Werner-von-Siemens-Straße hatte so viel „Grün“ wie nur möglich.

Im Pulk überquerten die Siemensianer bei Schichtwechsel das Werk. Das waren 1.500 Personen, von denen 700 die Busse benutzten. Nach 20 Minuten war die Verkehrsspitze abgebaut.

Zeitzeugen erinnern sich an „Bissinger“-Turm

Auf der anderen Seite der Unterführung, stadteinwärts, erwies sich aber die Einmündung zur Zollhallenstraße als Flaschenhals. Um dort den Verkehr flüssiger zu machen, wurde nach der Unterführung ein „Turm“ erstellt, um den die Fahrzeuge geleitet wurden. Laut Zeitzeugen soll das ein zirka ein Meter hoher Block in weiß-rot gewesen sein – der im Volksmund sogenannte „Bissinger“-Turm.

Der Name lehnte sich an den damaligen städtischen Polizeichef Georg Bissinger an. Bis dato waren keinerlei Unterlagen bei der Stadt Bruchsal aufzufinden, die Details über den „Bissinger“-Turm zutage bringen konnten. Befragte Zeitzeugen wussten lediglich eine kurze Beschreibung des „Turms“ zu geben und wissen auch, dass an diesem rechts und links vorbei der Verkehr gelenkt wurde, um Unfälle zu vermeiden.

In alten Bruchsaler Büchern findet sich auch kein Foto des „Bissinger-Turms. Und wie lange dieses Straßenverkehrselement bestand, ließ sich beim Stadtarchiv Bruchsal auch nicht verlässlich recherchieren. Ob er auch im April 1979 schon stand? Auf jeden Fall bediente sich die Stadt damit einer pragmatischen Lösung ob des hohen Verkehrsaufkommens dort an der Siemens-Unterführung.

Betrieb bei Siemens: Bundeswehr schickte Soldaten früher ins Wochenende

Damit auch nicht so viele Fahrzeuge auf einmal unterwegs waren, schickte die Bundeswehr auf dem Eichelberg ihre Leute früher ins Wochenende. Die Dragoner von der Dragonerkaserne praktizierten dies seit Monaten schon. Die Bereitschaftspolizei (Bepo) setzte ihren Dienstschluss gar um 16.20 Uhr nach der Rushhour. Weitere Gespräche nahm sich die Stadtverwaltung vor, um den Verkehrsfluss noch flüssiger zu machen.

Welcher Autofahrer kommt heute nicht noch einmal ins Schwitzen, wenn er sich die verzwickte Verkehrsführung dort vor Augen führt? Und die bestand noch bis ins neue Jahrtausend: Das Linksabbiegen von der Bahnhofstraße aus durch die Unterführung zur Siemensstraße geriet zum Glücksspiel.

Die richtige Lücke zu finden im Rechts-Vor-Links-Verkehr zog sich ewig hin. Und wer Pech hatte – bums, dann schepperte es schon mal! Bis zum großen Wurf einer Verkehrslösung dauerte es immer noch. An eine Ampellösung wurde zuerst gedacht, später wurde diese Idee aber wieder verworfen.

Auch Unterführung in Bruchsal wurde tiefergelegt

Die Lösung kam endlich 2002 mit dem Bau des Siemens-Kreisels – des größten kommunalen Straßenbauprojekts von 2002 bis 2004. Die Kosten betrugen drei Millionen Euro. Im Zuge des Baus wurde auch die Straße in der Unterführung tiefergelegt, damit die Lastwagen nicht mehr hängenblieben. Die lichte Durchfahrtshöhe beträgt 4,50 Meter.

Im Juni 2004 ging es bei der Siemens-Unterführung dann endlich rund, und die bis dahin lange Jahre bestehende verzwickte Verkehrsführung war aufgelöst.

Im Siemens-Kreisel geht es seit der Fertigstellung im Jahre 2004 richtig rund.
Im Siemens-Kreisel geht es seit der Fertigstellung im Jahre 2004 richtig rund. Foto: Hans-Peter Safranek

Mit der Fertigstellung des Kreisels wurde ein „Mosaikstein zur gezielten Aufwertung des gesamten Bahnhofsumfeldes“ gelegt, fand der damalige Oberbürgermeister Bernd Doll (CDU). Und die Presse titelte: „Nadelöhr löste sich in Luft auf“.

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