Es ist nicht zu überhören: „Hier ist ein sehr glücklicher Amerikaner“, meldet sich Bernard Zimmerman aus Münzesheim per Telefon. Hinter ihm liegen vier unangenehme, schon fast peinliche Jahre; und vier Tage, in denen er zwischen Resignation und ungläubigen Staunen geschwankt hat.
„Als Florida nicht an Joe Biden fiel, hab ich gedacht: Jetzt ist es aus und wir haben Donald Trump vier weitere Jahre als Präsident“, so der gebürtige US-Amerikaner aus dem New Yorker Stadtteil Queens. Als dann am Samstagnachmittag die Meldung kam, dass Biden die meisten Wahlmännerstimmen hat, war die Erleichterung groß und Zimmerman feierte mit Frau, Töchtern und einem Extra-Stück Kuchen den Sieg der Demokraten.
Bayaz setzt große Hoffnung auf Harris
„Für Europa ist das eine gute Nachricht“, so der Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz (Grüne), nachdem er sich vom „digitalen Jetlag“ erholt hat. Für den Morgen des 4. November hatte er sich extra den Wecker gestellt, und war vom zunächst guten Abschneiden Donald Trumps sehr überrascht. Bayaz, der sein elftes Schuljahr in Denver und später ein Teil seines Studiums an der Ostküste verbrachte, verfolgte gespannt die Übertragungen der US-Fernsehsender und die Berichte in den digitalen Medien.
Anders als etwa der frühere US-Präsident Barack Obama oder der eher linke Demokrat Bernie Sanders sei Biden nicht sein „Herzens-Präsident“. Mit Vizepräsidentin Kamala Harris verknüpfe er aber große Hoffnungen. Nun gelte es die Spaltungen im Land zu überbrücken. Auch bei den Themen Klimaschutz, Freihandel oder bei internationalen Konflikten erwartet der Grünen-Politiker, dass die USA nach vier Jahren wieder eine wichtige Rollen übernehmen.
Das Gesprächsklima wird besser.Olaf Gutting / CDU-Bundestagsabgeordneter
Auch Olav Gutting, CDU-Bundestagsabgeordneter, setzt seine Hoffnungen auf eine Verbesserung des transatlantischen Verhältnisses. Er macht sich aber auch keine Illusionen: Strittige Themen mit der US-Regierung werden auch ich Zukunft die Höhe des deutschen Nato-Beitrags, die internationale Verantwortung Deutschlands oder deutschen Handelsüberschüsse sein. „Nur das Gesprächsklima wird besser“, ist Gutting überzeugt, der sich auch nicht gewundert hätte, wenn Trump gewonnen hätte.
Aus seiner Sicht werde in Europa oft die Stimmung im Mittleren Westen unterschätzt, die eher für Trump sei. Auch der CDU-Politiker verbrachte als Schüler ein Jahr in den USA, an der Ostküste im Bundesstaat Maine, in einer Familie, deren Mutter später für die Demokraten in die Landespolitik ging. Die Kontakte bestehen bis heute: Froh und erleichtert seien sie, so Gutting, dass die Zeit der Spalterei und Hetze nun vorbei sei.
Darauf setzt auch Dean Sakai, den die BNN bereits vor vier Wochen zu seiner Einschätzung zum US-Wahlkampf befragte. Der gebürtige Hawaiianer ist vor allem erleichtert über den Wahlausgang und hofft, dass sich Trump nicht die Blamage antue, vom Secret Service aus dem Weißen Haus getragen zu werden.