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Sommerfrische oder Corona-Frust?

Viele Fragen offen: So planen die Jugendvereine rund um Bruchsal ihre Sommerfreizeiten

Zelten mit 100 Kindern im Sommer? Ist das erlaubt? Können wir planen? Bei den Jugendvereinen wälzt man gerade mal wieder die Corona-Verordnungen. Denn eines ist klar: An der großen Ausfahrt in den Ferien wollen die meisten festhalten.

Würste am Lagerfeuer
Jugendfreizeit als „Hybridveranstaltung“: An Ideen mangelt es vielen Jugendvereinigungen nicht. Wenn schon die Übernachtung im Zelt nicht möglich ist, dann vielleicht die im eigenen Garten, heißt es beispielsweise bei der Kreisjugendfeuerwehr. So oder so: Der Sommer kann kommen. Foto: Isabelle Modler Isabelle Modler/dpa-tmn

Die Spiele im Wald sind „am Allercoolsten.“ Das jedenfalls findet der elfjährige Elia Kerschbaum. Der Münzesheimer Schüler kann es kaum erwarten, endlich seine Freunde aus der CVJM-Jungschar wieder zu treffen, mit ihnen zelten zu gehen oder im Wald große Geländespiele zu veranstalten.

Der Dauerlockdown mit Homeschooling und Kontaktbeschränkungen - das wurde auf Dauer „ziemlich langweilig. Mit Freunden macht’s doch viel mehr Spaß“, findet der Junge.

Und er kann hoffen: Viele Jugendvereine und Anbieter von Kinderferienfreizeiten wollen ihre Sommerangebote hochfahren: Jannik Höpfinger vom CVJM in Münzesheim bestätigt das. Sowohl das Angebot für das städtische Kinderferienprogramm als auch die eigenen Veranstaltungen sind schon in Planung.

Der Sommer ist bedeutsam.
Matthias Kerschbaum, Generalsekretär des CVJM Baden

Der 29-jährige kennt sich mittlerweile aus mit Hygienemaßnahmen, Corona-Regeln und Ausbruchsmanagement. „Alles was draußen geht, soll draußen stattfinden“, so das Gebot. Weil es im Wald kein fließendes Wasser gibt, verlegt man das Ferienprogramm für die Stadt kurzerhand ans eigene Jugendhaus. Dann klappt es besser mit dem regelmäßigen Händewaschen.

Und die einwöchige „Raus-Zeit“, die bereits im vergangenen Jahr ein Erfolg war, soll wiederholt werden. „Wir bieten Spiele, Workshops, es wird gebastelt, es gibt Bibel-Meetings und vieles mehr“, so Höpfinger. Nur übernachtet wird zuhause. Alles steht unter Corona-Vorbehalt, versteht sich. „Wir müssen spontan sein. Es ist wichtig, dass die Kinder rauskommen. Wir möchten mutig die Schritte gehen.“

Der neue Trend: Hybrid-Lager

Ähnlich klingt das bei Jan Becker. „Wir wollen verhindern, dass gar nichts stattfindet“, erzählt der Kreisjugendfeuerwehrwart. Am Wochenende schon steht das Kreizeltlager an, dieses Jahr nur zwei Tage. Als „Hybrid-Lager“. Die Jugendfeuerwehren treffen sich entweder vor Ort in Kleingruppen oder können alleine an Online-Treffen teilnehmen. So schaltet man sich zur „Lagereröffnung“ per Video zusammen. Es gibt eine Gute-Nacht-Geschichte und eine Siegerehrung online. Das Lagerfeuer wird durch die Videokonferenz ersetzt.

Tagsüber werden die Feuerwehrkids etwa mit Bastelaktionen beschäftigt. „Wir wollen sie anspornen, kreativ zu sein. Wenn schon die Übernachtung im Zelt nicht möglich ist, dann vielleicht die im eigenen Garten“, sagt Becker.

Für den schönsten Schlafplatz gibt es Preise. „Wir haben uns ein Herz gefasst und wollten unbedingt was auf die Beine stellen, nachdem im vergangenen Jahr alles ausgefallen ist. Auch meine Kinder sind ganz scharf drauf, dass was geht.“ Seit März 2020 gab es keine Feuerwehrübungen für den Nachwuchs mehr. Auch, um die Einsatzfähigkeit der erwachsenen Feuerwehrleute nicht zu gefährden.

Mini-Freizeit noch unter Vorbehalt

Isai Milbich ist Oberministrant in Wiesental. Im vergangenen Jahr fiel das Mini-Lager ins Wasser. Diesen Sommer könnte es klappen: 20 Kinder und Jugendliche und 15 Betreuer samt Küchenteam wollen sich im Sommer auf nach Schleswig-Holstein machen, in ein Selbstversorgerhaus.

„Wir haben diskutiert, ob das mit Hygienekonzept möglich ist“, erklärt der 17-Jährige. Acht Tage Tapetenwechsel - „die Resonanz war gut“, so Milbich, wenngleich auch er den Aufenthalt nicht garantieren kann. „Wir mussten erst mal durchrechnen, ob das finanziell überhaupt drin ist. Wir hatten in der letzten Zeit kaum Einnahmen.“

Auch manche Eltern hatten Bedenken, überlegten, ob sie in der Woche nicht lieber selbst mit den Kindern in Urlaub fahren. „Viele haben sich dann aber für die Minstrantenfreizeit entschieden“, freut sich Milbich.

cvjm
Raus in die Natur: Viele Ferienfreizeiten finden im Freien statt. Das ist auch für das Infektionsgeschehen gut, denn dort verbreitet sich das Corona-Virus nicht so sehr wie in geschlossenen Räumen. HIer ein Foto des CVJM Münzesheim Foto: Jannik Höpfinger

Für Matthias Kerschbaum, vom CVJM-Landesverband Baden mit Sitz in Unteröwisheim, ist ganz klar: „Die Kinder und Jugendlichen brauchen solche Angebote. Sie brauchen sichere Räume, gute Erfahrungen, auch außerhalb der Schule.“ Kerschbaum ist der hauptamtliche Generalsekretär des Verbandes.

„Wir bieten Räume, in denen sich Kinder und Jugendliche außerhalb des Leistungsprinzips entfalten, sich ganz anders ausprobieren.“ Es geh ums Spielen, Toben, Gemeinschaft, auch die Vermittlung von Glauben. „Das alles sind Bausteine zur Stärkung der Resilienz von Kindern“, ist Kerschbaum sicher.

Alles, was draußen geht, soll draußen stattfinden.
Jannik Höpfinger, CVJM Münzesheim

Gerade für Teenager sei das wichtig, „das gehört zur Entwicklung, die Erfahrung von Autonomie.“ Jetzt ist die Flexibilität der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des CVJM gefragt.

Das große Max-Camp für über 100 Teilnehmer in Schwaben? Kerschbaum ist zuversichtlich: „Wir wälzen jede Woche die Verordnungen.“ Der große Baden-Treff im Juli soll als Hybrid-Veranstaltung steigen, mit kleineren dezentralen Treffen. „Es beginnt jetzt wieder eine neue Phase. Auch die wird Kraft kosten.“

Es sei aber gerade jetzt wichtig, der durch Corona besonders belasteten nächsten Generation wieder Perspektiven zu bieten. „Der Sommer ist bedeutsam.“

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