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Nichts mit Wonne

Stadt Kraichtal lässt Maibaum in Landshausen fällen

Gesetze und Vorschriften lassen sich unterschiedlich auslegen. Diese Erfahrung machen gerade die Einwohner des Kraichtaler Stadtteils Landshausen. Während im Nachbarort das Stellen eines Maibaums als "tolle Aktion" gelobt wird, ließ die Verwaltung den schön geschmückten Stamm in Landshausen kurzerhand wieder Fällen. Sie hatte im Vorfeld das Aufstellen untersagt.

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Gesetze und Vorschriften lassen sich unterschiedlich auslegen. Diese Erfahrung machen gerade die Einwohner des Kraichtaler Stadtteils Landshausen. Während im Nachbarort das Stellen eines Maibaums als "tolle Aktion" gelobt wird, ließ die Verwaltung in Kraichtal den schön geschmückten Stamm in Landshausen kurzerhand wieder Fällen. Sie hatte im Vorfeld das Aufstellen untersagt.

Ein Übermaß an Freude hat der Wonnemonat Mai 2020 bislang nicht zu bieten. Nicht nur das Wetter präsentiert sich gegenüber dem sonnigen April durchwachsen. Auch die Maitouren und -feste müssen wegen der Corona-Pandemie allesamt ausfallen.

Da die entsprechende Verordnung des Landes Baden-Württemberg selbstredend auch für den Kraichtaler Stadtteil Landshausen gilt, waren auch dort die ansonsten üblichen Veranstaltungen betroffen. Das galt sowohl für das Fest am 1. Mai als auch für das Maibaumstellen am Vorabend. Das organisiert traditionell der Verein La Pampa. „Wir haben bei der Stadtverwaltung angefragt, ob wir unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen Maibaum stellen dürfen“, berichtet der Club-Vorsitzende Florian Kopp. Das wurde – wie auch diesbezügliche Anfragen aus anderen Stadtteilen – abgelehnt. Damit war klar, dass es keine Aktion des Vereins geben würde.

Privatpersonen stellen eigenen Baum auf

Einen Maibaum bekam Landshausen trotzdem, aufgestellt von Privatpersonen. Möglicherweise um die Hygienevorschriften nicht zu verletzten, fiel das Exemplar nicht so stattlich aus wie üblich. Schön anzuschauen war der geschmückte Stamm in der Ortsmitte dennoch.

Genau wie die Anwohner freute sich auch Kopp darüber: „Ich fand das eine nette Geste und auch ein kleines Zeichen der Hoffnung und Normalität in diesen nicht einfachen Tagen“, sagt der La-Pampa-Vorstand.

Wir hatten das Maibaumstellen im Vorfeld mit Verweis auf die Corona-Verordnung verboten und das gegenüber den Vereinen auch klar kommuniziert.
Sonja Kientsch, Pressesprecherin Kraichtal

Lange währte die Freude aber nicht. Es muss am vergangenen Dienstag und damit 13 Tage nach der Aufstellung gewesen sein, als der Bauhof der Stadt Kraichtal auf Anordnung der Verwaltung mit Axt oder Säge anrückte. Die Mitarbeiter brachten das Symbol des Frühlings zunächst wieder in die Waagrechte. Dann führten sie es anschließend seiner fachgerechten Entsorgung zu. „Wir hatten das Maibaumstellen im Vorfeld mit Verweis auf die Corona-Verordnung verboten und das gegenüber den Vereinen auch klar kommuniziert." Die Pressesprecherin der Stadt, Sonja Kientsch, erklärt, warum es überhaupt keine andere Möglichkeit gab, als den damit illegalerweise gestellten Baum wieder abzuräumen. „Sicher ist das auch eine Auslegungssache, aber in diesem Fall hat das Ordnungsamt eben so entschieden.“

Weiteres Kapitel der Kraichtaler Provinz-Possen

Kientsch ist sich aber durchaus der Außenwirkung bewusst. Erinnerungen werden etwa an das Ortswappen am Neuenbürger Feuerwehrhaus wach. Das musste auf Anordnung der Stadt wegen eines „Missverständnisses“ wieder entfernt werden. Oder an das 300 Jahre alte, wertvolle Eichenschild, nach dem der Heimat- und Museumsverein in Gochsheim fahndete. Das tauchte unerklärlicherweise im Depot des Bauhofs wieder auf. Den Landshausener Bürgern fehlt jedenfalls das Verständnis für ein weiteres Kapitel dieser Provinz-Possen. Ziemlich kleinkariert sei das alles, sagt ein Anwohner.

Maibaum in Odenheim durfte stehenbleiben

Irritiert ist man im 1.000-Einwohner-Stadtteil im Kraichgau auch, dass im Nachbarort Odenheim, der bekanntermaßen zu Östringen gehört, der Maibaum in seiner vollen Pracht stehenbleiben darf und in der örtlichen Presse von einer „tollen Aktion“ die Rede ist. So zeigt sich einmal mehr, dass der Ermessensspielraum bei der Auslegung von Vorschriften von Stadt zu Stadt doch sehr unterschiedlich sein kann.

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