Bruchsal und Bad Schönborn haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum 16. Juli sollen in Bruchsal 1.000 und in Bad Schönborn 500 aktive Radfahrer an der Aktion Stadtradeln teilnehmen.
Am Sonntag, 26. Juni, startet in der Region wieder die Aktion zugunsten des Klimaschutzes. Im Internet unter www.stadtradeln.de ist die Zahl der Teilnehmer wenige Tage vor Beginn der Aktion sehr in Bewegung. Mittlerweile nehmen fast alle Kommunen daran teil.
Vorne weg ist Bruchsal mit aktuell 611 angemeldeten Teilnehmern. „Ich bin guter Dinge, dass wir die Zahl von 2021 toppen können“, sagt Berthold Hambsch, beim Stadtplanungsamt Bruchsal für das Thema Radverkehr zuständig. 2021 radelten 934 Menschen aus Bruchsal mit. Bis jetzt haben sich 47 Teams gefunden, die gemeinsam Rad-Kilometer sammeln wollen. 174 Teilnehmer kommen allein von der Konrad-Adenauer-Schule.
9-Euro-Ticket soll Teilnehmerzahl beflügeln
Homeoffice und Schulen im Lockdown-Modus haben in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, dass die bundesweiten Teilnehmerzahlen beim Stadtradeln trotz Radfahr-Booms etwas eingebrochen sind. „Der Sommer war auch etwas verregnet“, erinnert sich Hambsch. Durch das 9-Euro-Ticket erhofft sich der Rad-Experte zusätzliche Teilnehmer – „im Zug kann man das Rad mitnehmen“.
Auch bei der Auswahl der sogenannten Stadtradel-Stars setzt Bruchsal auf neue Trends: Mit ihrer „Badwonn“ jedenfalls ist Nadja Siegrist in Untergrombach bekannt wie ein bunter Hund. Regelmäßig transportiert sie in der badewannenartigen Schale den neunjährigen Bruno und die siebenjährige Anna von A nach B. Aber auch vier Sprudelkisten und der normale Einkauf passen in die hölzerne Wanne des holländischen Markenherstellers. Die ersten Lastenfahrräder hat die 45-Jährige vor über zehn Jahren im Urlaub entdeckt, als hierzulande die meisten Eltern noch mit Fahrradanhängern unterwegs waren.
Tägliche Fahrt durch den Hardtwald
Mit ihrer Rolle als Stadtradel-Star will Siegrist, die Mitglied im Bündnis für Familien und im Arbeitskreis „Sichere Schulwege“ ist, vor allem Familien zum Umstieg auf das Rad motivieren. Den Wagen braucht ihre Familie allenfalls noch für die Fahrt zum Baumarkt. Zum Arbeitsplatz nach Karlsruhe fährt die Lehrerin regelmäßig durch den Hardtwald. Auch bei Ausflügen Richtung Schlosspark oder an den Baggersee ist das Lastenrad die erste Wahl.
Auch Stefan Bnz, der zweite Stadtradel-Star, will seine Mitmenschen von den Vorzügen eines Lastenrads überzeugen. Bereits vor ein paar Monaten hat der Vorsitzende des Bruchsaler Carsharing-Vereins Colectivo! zusammen mit Mitstreitern ein solches Gefährt angeschafft. Über die Homepage lastenkarle.de kann das E-Bike ausgeliehen werden.
Einkauf von einer fünfköpfigen Familie passt locker in ein Lastenrad.Stefan Benz, Stadtradel-Star aus Heidelsheim
„Die Kinder finden das cool. Sie sitzen vorne drin, sehen alles und auch der Einkauf einer fünfköpfigen Familie passt locker rein“, erzählt der 45-Jährige. Ein Auto hat der Mann aus Heidelsheim schon lange nicht mehr. Zur Arbeit fährt er mit dem Rad nach Karlsruhe. Nach seiner Beobachtung trägt Radfahren zur persönlichen Entspannung bei. Zusätzlicher Sport werde überflüssig und Parkplatz-Probleme hat er auch nicht.
Während der dreiwöchigen Zeit als Stadtradel-Star will er bewusst auf gefährliche Stellen für Radfahrer im Straßenverkehr achten. Die neu sanierte Büchenauer Brücke, auf der sich Radfahrer und Fußgänger einen leicht abschüssigen Weg teilen, hat er schon im Blick. Wie die Fahrbeschaffenheit bei Feuchtigkeit oder Glatteis wird, sei die große Frage. „In Bruchsal gibt es für Fahrradfahrer noch viele gefährliche Ecken“, so Benz.
Bürgermeister Huge hat Tour rund um Bad Schönborn zusammengestellt
B3, Bahnlinie, Autobahn und Bäche: Die nähere Umgebung von Bad Schönborn macht es Radfahrern nicht immer ganz einfach, so Bürgermeister Klaus Detlev Huge (SPD). Der begeisterte Rad-Sportler hat für die Aktion Stadtradeln eine 35 Kilometer lange Strecke ausgetestet, bei der Teilnehmer die „Vielfalt der Landschaft“ erkunden können. Ziel ist, in diesem Jahr mit über 500 aktiven Radelnden unter die Top 5 im Landkreis zu kommen.
Nadia Ries, die in Bad Schönborn die Aktion koordiniert, ist optimistisch: „Im vergangenen Jahr haben wir mit 387 Teilnehmern einen Riesensprung gemacht.“ 191 haben sich bis jetzt angemeldet. In der Vergangenheit wurden viele neue Radwege ausgewiesen und Fahrbahnmarkierungen aufgebracht. Auch viele Touristen in der Kurgemeinde kommen zunehmend mit dem Rad oder mieten sich vor Ort welche.
OB Deuschle setzt in Waghäusel auf das Jobbike
In Waghäusel hat man mit 359 aktuellen Anmeldungen bei Stadtradeln die Vorjahreszahl (323) schon übertroffen. Dabei gibt es auch wieder eine radelnde Rathaus-Gruppe. 2021 hat sie die meisten Kilometer gesammelt. Der neu gewählte Oberbürgermeister Thomas Deuschle (CDU) setzt auch intern auf das Rad: Bei einer Personalversammlung wurde vor kurzem das Konzept Jobbike vorgestellt. Die monatliche Leasing-Rate für das Wunsch-Fahrrad wird dabei automatisch vom Lohn abgezogen. Auch Deuschle selber will während der dreiwöchigen Aktion vorrangig mit dem Rad unterwegs sein: „Manchmal muss man eben seinen inneren Schweinehund überwinden.“
Schlusslicht im Verbreitungsgebiet ist aktuell Philippsburg mit gerade mal sieben Anmeldungen. In Oberhausen-Rheinhausen wird bis jetzt überhaupt kein Stadtradeln angeboten.