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15 neue Stolpersteine

Neue Stolpersteine erinnern an Schicksale jüdischer Familien in Bruchsal

Gegen das Vergessen und den Terror: Das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig gilt als größtes dezentrales Mahnmal in Europa. Nun hat der Künstler in Bruchsal neun weitere Steine verlegt.

Verlegung von „Stolpersteinen“ für NS-Opfer
Zum neunten Mal wurden in Bruchsal Stolpersteine für NS-Opfer verlegt. Angehörige der Opfer kamen dafür auch aus den USA und Argentinien. Foto: Katja Beyerle

Weit über 100 Mitwirkende sowie interessierte Gäste haben sich am Montagnachmittag in der Kasernenstraße versammelt, um an der Verlegung von insgesamt 15 Stolpersteinen an sechs Standorten in der Stadt teilzunehmen. „Es ist etwas ganz Besonderes, dass auch bei der neunten Auflage des Projekts so viele Bürgerinnen und Bürger gekommen sind“, sagte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos).

„Seit 2015 verlegen wir in der Stadt die Stolpersteine und jedes Mal ist das Interesse in der Bevölkerung groß – das ist in meinen Augen das wichtigste Zeichen, das wir selbst setzen und in die Gesellschaft weitertragen können. Terror und Unterdrückung können wir nur mit solch starken Signalen entgegentreten.“

Gunter Demnig verlegt Stolpersteine vor ehemaligen Wohnhäusern in Bruchsal

Das Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig, das im Jahre 1997 ins Leben gerufen wurde, ist zwischenzeitlich zum größten dezentralen Mahnmal gegen Unterdrückung und Totalitarismus in Europa angewachsen.

Seine kleinen „Stolpersteine“, zehn mal zehn Zentimeter große Würfel mit den Lebensdaten von Opfern des Nationalsozialismus, werden stets vor den Häusern verlegt, in denen diese Menschen zuletzt gelebt oder gearbeitet haben, bevor sie von den Nazis vertrieben oder deportiert wurden.

Terror und Unterdrückung können wir nur mit solch starken Signalen entgegentreten.
Cornelia Petzold-Schick, Bürgermeisterin

„Es ist einzig und allein Ihrer aller Respekt vor den Schicksalen der Opfer, derer wir heute gedenken, zu verdanken, dass Sie an einem so herrlichen, sonnigen Nachmittag einer Veranstaltung beiwohnen, die uns das Herz schwer macht“, sagte Petzold-Schick.

„Und da ist noch viel mehr als Respekt vor den Opfern: Es sind auch Wut, Verzweiflung und Frust über das, was geschehen ist und gleichermaßen die Hoffnung, dass es dauerhaft überwunden werden kann.“

Angehörige reisen aus USA und Argentinien an

Am Montag wurde mit der Verlegung der jüdischen Familien Bär, Barth, Hilb und Rotheimer sowie drei Opfern des systematischen Massenmords an Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Einschränkungen gedacht.

Die Initiatoren des Projekts begrüßten mehrere Nachfahren der Opfer, die teilweise aus den USA und Argentinien angereist waren. „Es ist ein großartiges, sehr besonderes Zeichen, dass Sie diese weite Reise auf sich genommen haben“, wandte sich Petzold-Schick an die Angehörigen der Verstorbenen. „Doch auch diejenigen, deren Reise aus geografischer Sicht nicht ganz so weit war, haben einen ganz großen Schritt getan, indem sie heute hierhergekommen sind. Einen Schritt, der uns demütig und dankbar macht.“

Vor Häusern in der Kasernenstraße, der Bismarckstraße und der Salinenstraße verlegte Gunter Demnig die kleinen, glänzenden Steine – begleitet von Musik und gesprochenen Worten. Für Letzteres sorgten die Mitglieder einer Projektgruppe des Justus-Knecht-Gymnasiums (JKG), bestehend aus Schülern der achten Klasse, die sich unter der Leitung von Oberstudienrat Florian Jung intensiv mit den Schicksalen der Ermordeten auseinandergesetzt hatten und deren Biografien in kurzen Stichworten erläuterten.

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