Skip to main content

Tag der Sicherheit

Früher hätte man sich am Schützenpanzer auf dem Bruchsaler Marktplatz noch gestört

In unsicheren Zeiten vermitteln sie Sicherheit: Die Rettungskräfte von Feuerwehr, DLRG oder THW. Aber längst plagen auch sie Nachwuchssorgen.

Die Blaulichtstadt Bruchsal in ihrem Element: Beim großen Tag der Sicherheit kamen Helfer vieler Rettungsorganisationen zusammen. Auch Bundeswehrvertreter präsentierte schweres Gerät. Das Interesse war groß.
Die Blaulichtstadt Bruchsal in ihrem Element: Beim großen Tag der Sicherheit kamen Helfer vieler Rettungsorganisationen zusammen. Auch Bundeswehrvertreter präsentierte schweres Gerät. Das Interesse war groß. Foto: David Heger

Die Welt ist unsicherer geworden, findet Brigitte Gässler. Dann zählt die Rentnerin aus Bruchsal auf: „Corona, der Krieg in der Ukraine, die Dürre und die vielen Waldbrände im Sommer“. Klar, Krisen gab es schon immer, aber so geballt?

„Dass es einmal so dicke kommt, hätte ich mir vor fünf Jahren nicht einmal träumen können“, sagt Gässler. Sie ist mit ihren zwei Enkelkindern in die Bruchsaler Innenstadt gekommen, wo sich Feuerwehrautos an Polizei- und Rettungswagen reihen. Dazwischen: Überall Uniformierte, Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrleute.

Es ist der Tag der Sicherheit, zu dem der Kreisfeuerwehrverband im Landkreis Karlsruhe nach Bruchsal eingeladen hat – oder, wie Eckhard Helms, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands und damit der oberste Feuerwehrmann im Landkreis, es nennt: Das „Treffen der Blaulichtfamilie“. Denn neben den Brandbekämpfern beteiligen sich 20 weitere Organisationen mit Ständen und Vorführungen.

Es tut gut, zu wissen, dass im Ernstfall jemand für uns da ist.
Brigitte Gässler, Besucherin des Infotages

Das gibt ihr ein beruhigendes Gefühl, sagt Seniorin Gässler: „Es tut gut, zu wissen, dass im Ernstfall jemand für uns da ist“, beschreibt sie.

Bei ihren beiden Enkeln überwiegt dagegen die Begeisterung: „Ich will jetzt auch zur Feuerwehr“, legt sich der achtjährige Milo fest. Er hat sich gerade das Innenleben eines Löschfahrzeugs erläutern lassen.

Wasserretter werben um Nachwuchskräfte

Nicht immer lässt sich der Nachwuchs für das Ehrenamt so schnell begeistern wie in diesem Fall. „Die Jugendarbeit hat unter Corona gelitten“, sagt Laura Meger von der DLRG Bruchsal und verweist auf ausgefallene Kurse und Übungen während der Pandemie. „Veranstaltungen wie diese hier sind extrem wichtig.“

Von Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziere sich die Wasserrettungsorganisation. Von denen habe man erst kürzlich eine Neuanschaffung getätigt, erklärt die junge Frau und zeigt stolz die gut 8.000 Euro teure Drohne mit Wärmebildkamera.

Sie soll künftig die Wasserrettung und -überwachung erleichtern. „Der technische Fortschritt macht vor uns nicht halt“, freut sie sich.

Drohnen gehören heute standardmäßig dazu

So sieht es auch Martin Kackschies, stellvertretender Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender. Alle sieben Jahre findet das Treffen der Rettungs-Organisationen im Landkreis statt, erklärt er: „Über Drohnen hätten wir beim letzten Mal noch gelacht“. Als Rettungskräfte über die Entwicklungen miteinander in den Austausch kommen, auch darum gehe es an diesem Tag, an dem rund 800 Einsatzkräfte mitwirken, sagt Kackschies.

d
Wasserretter der DLRG: Sie retten regelmäßig Ertrinkende vor dem sicheren Tod. Foto: David Heger

Zu denen zählen längst nicht nur Organisationen mit Blaulicht auf dem Autodach. Dass am Tag der Sicherheit auch für einen flecktarnfarbenen Schützenpanzer der Bundeswehr Platz ist, stellt in Zeiten des Kriegs in der Ukraine niemand mehr infrage.

„Früher hätte ich mich daran vielleicht gestört“, sagt Besucherin Brigitte Gässler. Und heute? „Ich hoffe einfach, dass es nie dazu kommt, dass wir diesen Panzer in den Einsatz schicken müssen“, sagt sie achselzuckend.

Ehrenamt soll auch jede Menge Spaß bringen

Doch: Längst nicht nur bei Bränden, Krisen und Katastrophen kommt die Blaulichtfamilie zusammen. „Wir sind vielseitiger, als man denkt“, betont etwa Laura Meger von der DLRG. Erst kürzlich hätten etwa die Wasserretter den Sanitätsdienst beim Bruchsaler Schlossfestival unterstützt.

Und die neu angeschaffte Drohne feierte ihren Jungfernflug bei der Überwachung eines Konzerts. Ihre Botschaft ist klar: Ein Ehrenamt im Rettungsdienst ist weit mehr als die ständige Vorbereitung auf den Ernstfall, sondern im Alltag vor allem mit jeder Menge Spaß verbunden.

Blaulichtfamilie will nicht um Nachwuchs konkurrieren

Ob beim Buhlen um die engagierten Ehrenamtlichen nicht etwa eine Konkurrenz innerhalb der Blaulichtfamilie aufkommt? Bernd Ullrich, Zugführer vom THW in Waghäusel, schüttelt den Kopf. „Nein. Das wichtige ist, dass Ehrenamtliche dorthin kommen, wo sie am besten hineinpassen.“

Orientierung schaffen soll da der „Helf-o-Mat“, wo am Touchscreen Interessierte Fragen beantworten können: Sollen die Einsätze lieber in luftiger Höhe oder unter Wasser stattfinden, der Schwerpunkt auf Bränden oder Verletzungen liegen – je nach Antworten empfiehlt der Helf-o-Mat eine oder mehrere Organisationen.

Auch Milo mit Oma Brigitte Gässler stellt sich dem Test – und als der Bildschirm die Antwort ausspuckt, triumphiert der Elfjährige: „Die Feuerwehr. Hab ich’s doch gewusst!“

nach oben Zurück zum Seitenanfang