Skip to main content

Minister a.D Heribert Rech

Tuberkulose: "Die Sorgen der Eltern sind verständlich"

Bei Heribert Rech klingelt in diesen Tagen oft das Telefon. Noch immer wenden sich Bürger an den ehemaligen Landesinnenminister, wenn sie Sorgen haben oder Hilfe erwarten. Und in Bad Schönborn haben in diesen Tagen viele Menschen Sorgen. Die vielen Tuberkulose-Infizierten treibt die Bad Schönborner um. Genauso wie Heribert Rech.

None
Der ehemalige baden-württembergische Innenminister, Heribert Rech, lebt in Bad Schönborn. Foto: dpa

Die Unsicherheit ist groß unter vielen Bad Schönbornern – die Zahl der Tuberkulose-Infizierten könnte noch steigen. Derzeit laufen weitere Hauttests. Mittlerweile ist das Thema bereits ein Fall für die Landesregierung, für diesen Dienstag hat sich Sozialminister Manne Lucha im Landratsamt Karlsruhe angekündigt. Der ehemalige Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Heribert Rech, ist Bad Schönborner. Im Interview mit Christina Zäpfel erklärt er, wie ihn die Sache selbst bewegt.

Wie erleben Sie Ihre Mitbürger in diesen Tagen?

Rech: Bei mir melden sich immer wieder besorgte Mitbürger, entweder weil sie selbst betroffen sind oder Kinder in den Schulen haben. Ich sage es vorweg: Die Sorgen der Eltern sind aus meiner Sicht nachvollziehbar und verständlich. Aber ich sage auch: Die Informationspolitik des Gesundheitsamts halte ich für vorbildlich. Das trägt zur Beruhigung bei.

Trotzdem scheint bei vielen, selbst unbeteiligten Menschen, die Unsicherheit groß zu sein. Wie empfinden Sie die Stimmung im Ort?

Rech: Das ist schon ein großes Thema in Bad Schönborn. Viele sind verunsichert, das reicht bis zu den Vereinen, die sich fragen, ob sie ein Kind der betroffenen Schule noch mitturnen lassen dürfen. Das ist aber überzogen. Dafür gibt es keinen Grund.

In Ihrer Zeit als Innenminister waren Sie im Land auch für Krisenfälle zuständig. Erinnern Sie sich an vergleichbare Fälle?

Rech: Nicht bei diesem Thema. Das fällt ins Ressort des Sozialministeriums. Aber als Innenminister war ich natürlich für unsere Hilfsorganisationen zuständig, insofern dann doch indirekt mit solchen Themen befasst. Außerdem bin ich Kreisverbandsvorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes. Wir stehen für Krisenfälle mit unseren freiwilligen und professionellen Mitarbeitern zur Verfügung.

Das Wort Epidemie macht in sozialen Netzwerken die Runde. Haben wir es in Bad Schönborn mit einer solchen zu tun?

Rech: Nein, wir haben es hier nicht mit einer Epidemie oder eine Pandemie zu tun. Das wäre eine ganz andere Hausnummer. Das Problem in Bad Schönborn war, dass der ersterkrankte Schüler offenbar hochansteckend war und damit eine große Anzahl an weiteren Personen infiziert hat. Das heißt aber noch lange nicht, dass viele weitere Menschen ebenfalls erkranken. Die Infektion und auch die Krankheit sind gut behandelbar. Tuberkulose tritt – wenn auch vielleicht nicht in dieser Anzahl – immer wieder mal auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Soldaten infiziert zurückgekehrt, ohne dass die Krankheit jemals bei ihnen ausgebrochen wäre ...

... ein schwacher Trost für die jetzt Infizierten, die in Sorge um Ihre Kinder sind.

Rech: Sicher, aber man sollte es auch nicht dramatisieren ...

Wie verhindert man, dass Menschen panisch werden?

Rech: Ich spreche in diesem Zusammenhang ja manchmal auch von den „asozialen Netzwerken“. Die gilt es zu meiden. Wir müssen die Menschen auffordern, sich über seriöse Quellen zu informieren. Zur Not muss man eine Telefonhotline einrichten, bei denen Mitarbeiter des Gesundheitsamts für alle Fragen zur Verfügung stehen.

Immerhin schaltet sich jetzt sogar der Landessozialminister ein.

Rech: Ich wiederhole mich vielleicht, aber die Behörden machen hier aus meiner Sicht eine gute Aufklärungsarbeit. Ich habe den Eindruck, man hat die Lage im Griff.

nach oben Zurück zum Seitenanfang