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Neues Mut-Mach-Buch

Wie sag ich’s meinem Kind? Autorinnen aus dem Kraichgau bringen Kinderbuch zu Krieg und Hoffnung heraus

Wie erkläre ich Kindern den Krieg? Selbst die Erwachsenen fühlen sich oft hilflos. Zwei junge Frauen aus Ubstadt und Östringen haben ein Kinderbuch verfasst. Das Thema ist aktuell, die erste Auflage ist schon vergriffen.

Leonie Schwarz und Merle Dopfer
Starkes Team: Leonie Schwarz (links) und Merle Dopfer haben gemeinsam ein Kinderbuch gestaltet. Die erste Auflage ist bereits vergriffen. Das Thema, es geht um Krieg und wie man selbst tätig werden kann, könnte kaum aktueller sein. Foto: Christina Zäpfel

„Wenn unsere Mama die Nachrichten im Radio hört, bekommt sie eine sehr tiefe Falte auf der Stirn. Und sie sieht aus, als hätte sie vor etwas Angst.“ So geht es dem Kind aus dem Kinderbuch „Was können wir tun, wenn die Welt plötzlich kopfsteht?“ Und so geht es mutmaßlich vielen Kindern in diesen Tagen.

Aber nicht nur ihnen: „In unserem Umfeld, die Studenten, aber auch die Erwachsenen, alle waren verunsichert. Hilflos. Alle hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine beschäftigt“, berichten die beiden Macherinnen des neuen Kinderbuchs von Leonie Schwarz (20) aus Zeutern und Merle Dopfer (20) aus Östringen. „Wie soll es da erst Kindern gehen?“, haben sich die beiden Jung-Autorinnen gefragt und sich an die Arbeit gemacht.

Leonie Schwarz war da gerade als Au-Pair in Schweden, hat einen Kinderliteraturkurs an der Uni in Malmö belegt. Ihre Aufgabe: Ein Kinderbuch schreiben.

Das aktuelle Thema kam quasi wie von alleine, seit Putins Armee im Februar die Ukraine überfallen hat. Mit ihrer Schulfreundin Merle Dopfer hatte Schwarz schnell jemanden mit im Boot, der gut zeichnen kann. Das war im März.

Unsere Omas sind richtige Verkaufsmaschinen.
Leonie Schwarz über die besondere Vermarktungsstrategie des Buchs

Heute, wenige Wochen später ist die erste Auflage von 150 Stück schon fast vergriffen. Die nächsten Bücher werden nachgedruckt. Auf eigenes Risiko bislang. Vielleicht findet sich sogar ein Verlag.

„Unsere Omas sind richtige Verkaufsmaschinen“, berichtet Leonie Schwarz und lacht. Jeder, der das Haus in Kraichtal-Oberöwisheim betritt, bekommt erst Mal das Buch der Enkelin gezeigt. In den Ubstadt-Weiherer Grundschulen kursiert es schon. Die ersten Buchhandlungen in der Region haben es in die Auslage gelegt. Vieles läuft über Mundpropaganda.

Es geht auch darum, wie Kinder selbst aktiv werden

Zwischen Schweden und Deutschland fingen Anfang März dann die Videokonferenzen zwischen der Texterin und der Illustratorin an. Die beiden jungen Frauen haben zusammen Abi am Östringer Leibniz-Gymnasium gemacht.

Den Text hat Schwarz geschrieben, Dopfer hat sich die Zeichnungen dazu einfallen lassen. Wie erkläre ich Kindern, was Krieg heißt, das ist das aktuelle Thema des Buchs. Und: Wie können selbst Kinder helfen, aktiv werden.

„Dass aus dem Projekt an der Uni wirklich ein Buch wird, war eigentlich eine Schnapsidee“, berichtet Leonie im Gespräch. Im Moment absolviert sie gerade ein Praktikum als Journalistin bei den BNN. Das Schreiben liegt ihr, im Spätjahr soll voraussichtlich ein Journalismus-Studium beginnen.

Die Kinder bekommen viel mit und spüren die Unsicherheit der Eltern

Doch sollen Kinder überhaupt schon vom Kriegshorror erfahren? „Sie bekommen eh vieles schon mit“, ist sich die Lehramtsstudentin Dopfer aus Östringen sicher. „Kinder spüren so viel“, ergänzt Schwarz.

Sie seien verunsichert, weil ihre Eltern ebenfalls unsicher sind. Sie machten sich Sorgen. Im Buch werden sie dann selbst zu Superhelden, helfen und solidarisieren sich. Mit einer Gebärdensprach-Dolmetscherin haben die beiden sogar den Text samt Bildern für gehörlose Menschen als Video aufgenommen.

Für Kinder ab etwa fünf Jahren sei das Buch geeignet, berichten die beiden. „Man muss einfach schauen, wo das Kind steht“, erklärt Dopfer. Das Umfeld der jungen Frauen reagierte begeistert auf das Buch.

„Wir wollten es so schnell wie möglich rausbringen.“ Deshalb haben sie es auf eigene Kosten drucken lassen. Für 15 Euro verkaufen sie es nun an jeden Interessierten. Der Erlös wird dem ChildFund Deutschland gespendet, der damit Familien in der Ukraine hilft. „Es soll ein Mut-Mach-Buch sein“, hofft Schwarz.

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