
Mit zwei verkaufsoffenen Sonntagen am 26. März und 17. September will die Stadt Bruchsal die Weichen für eine „weitere Stärkung“ des Einzelhandels stellen. Der Gemeinderat hat dazu am Dienstagabend grünes Licht gegeben. Mit einem bunten Rahmenprogramm beim Frühlings- und Herbstfest sollen zusätzliche Besucher in die Innenstadt gelockt werden.
Das ist auch nötig: „Das Weihnachtsgeschäft war verhaltener als sonst. Seit die Leute im Januar ihre großen Rechnungen bekommen haben, bleiben die Kunden aus“, sagt Sven Wipper, Vorsitzender des Branchenbunds Bruchsal, auf BNN-Anfrage nach der Gemeinderatssitzung. Die Stimmung im Einzelhandel sei nach zwei Corona-Jahren deshalb schlecht.
Für die Steigerung der Aufenthaltsqualität macht die Stadt zu wenig.Sven Wipper, Branchenbund Bruchsal
Nach Einschätzung des Branchenbunds mit seinen über 80 Mitgliedern müsste dringend die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt gesteigert werden. „Hier macht die Stadt zu wenig“, sagt Wipper. Nach seiner Ansicht ist ein Parkleitsystem dringend nötig, um Besuchern aus dem großen Einzugsgebiet von Bruchsal die Fahrt in die Innenstadt so angenehm wie möglich zu machen.
Überquellende Mülleimer schon zur Mittagszeit und fehlende Sitzbänke laden laut Wipper nicht zum Verweilen ein. Während der Gemeinderatssitzung regte Claudia Manke (CDU) Sitzmöglichkeiten für Senioren in den Geschäften an. Hier sei der Branchenbund gefordert.
Branchenbund Bruchsal fordert von der Stadtverwaltung besseres Leerstands-Management
Nach Ansicht des Branchenbunds müsste der Leerstand von städtischer Seite besser gemanagt werden. „Sonst sind bald überall Dönerbuden, Nagelstudios und Handyläden“, fürchtet der Sprecher des inhabergeführten Handels. Auch die Ansiedlung der Gastronomie müsste aktiver betrieben werden. Preissteigerungen, die nicht an die Gäste weiter gegeben werden können, und Personalmangel machen den Wirten derzeit das Leben schwer.
Wipper verweist auf die Stadt Bretten, die beim Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften eine eigene „Leerstandsdatenbank“ hat. Miet- oder Kaufinteressenten können sich dort über Ladenlokale, Büro- oder Praxisräume sowie Immobilien für Produktions- oder Lagerzwecke informieren.
Das Management der Leerstände sieht Wipper als städtische Aufgabe. Der Citymanager, der beim Branchenbund angestellt ist und zur Hälfte von der Stadt finanziert wird, soll den Einzelhandel mit Events oder besonderen Aktionen wie „Wein und Gläserklang“, das Riesenrad am Kübelmarkt oder „Brusl Nights“ nach vorne bringen.
Offenbar mit Erfolg: Der Vertrag von Karsten Lonhard, seit September 2020 der Citymanager von Bruchsal, wurde erst im Sommer verlängert.
Zum 1. April sucht Bruchsal einen neuen Citymanager
Jetzt steht zum 1. April überraschend ein Wechsel an. Lonhard gibt den Job ab. Aus gesundheitlichen Gründen heißt es. Die Ausschreibung für einen neuen Citymanager läuft bereits. Bei der Stadt Bruchsal will man am bisherigen Marketingkonzept 4.0 und damit der Unterstützung des Citymanagers festhalten, wie Pressesprecherin Ina Kunzmann auf BNN-Anfrage sagte.
Sven Wipper, der eigentlich schon 2019 signalisiert hatte, die Führung des Branchenbunds abzugeben, wird nach der nächsten Hauptversammlung auf jeden Fall noch mal ein Jahr im Amt bleiben. „In zwölf Jahren als Vorsitzender habe ich ein großes Netzwerk geknüpft. Die Kontakte würde ich gerne an den neuen Citymanager weiter geben“, so Wipper.
Wippers bisheriger Stellvertreter Michael Zeibig ist aber schon weg. Der langjährige Filialleiter des Modehaus Jost ist im Sommer in die Versicherungsbranche gewechselt. Sein Nachfolger bei Jost in Bruchsal ist seit Juli Cornelius Schosulan.