39,9 Grad Celsius sagte Michael Gutwein vom Deutschen Wetterdienst voraus: So heiß sollte es am Donnerstag an der Wetterstation in Waghäusel-Kirrlach werden. An dieser Station werden seit Jahren besonders hohe Werte gemessen. Der bisherige Höchstwert lag hier bei 39,5 Grad (gemessen im August 2015), weniger als ein Grad unter dem bisherigen deutschen Hitzerekord von Kitzingen (40,2 Grad). Der war jedoch schon am Mittwoch von Geilenkirchen in NRW mit 40,5 Grad übertroffen worden. Und am Donnerstag wurde es noch heißer. Aber konnte da auch Waghäusel mithalten?
Die wärmsten Temperaturen gebe es nicht etwa zur Mittagszeit, sondern zwischen 16 und 17 Uhr, erklärt Gutwein. Er ist Leiter der Regionalen Messnetzgruppe Außenstelle Stuttgart und betreut die Wetterstation in Kirrlach. Die steht seit 35 Jahren im Garten der Familie Herber und gehört zu den Stationen mit den höchsten zehn Werten in Süddeutschland.
Messanlagen übermitteln Daten automatisch
Früher musste Ingeborg Herber, auf deren Namen die Station läuft, dreimal am Tag ins Wetterhäuschen klettern, um auf zwei Metern Höhe die Temperatur zu messen. Heute ist das Häuschen weg, es stehen nur noch Messanlagen im Garten. Alles geht automatisch, die Temperatur kann Herber nur über einen Online-Zugang abrufen. Dienstag lag die Höchsttemperatur bereits bei 36,5 Grad, am Mittwoch bei 37,5 und am Donnerstag stieg sie zwischen 15.20 und 16 Uhr von 38,9 auf 39,2 Grad – schon verdächtig nah am bisherigen Höchstwert.
Deutscher Rekordwert über 41 Grad
Währenddessen kletterte die Temperatur in Lingen (Emsland) auf 41,5 Grad Celsius: neuer vorläufiger deutscher Höchstwert, meldete der DWD. Gefühlt war Waghäusel schon am frühen Nachmittag nicht mehr weit davon entfernt: Die Sonne knallte, auch im Schatten war die Hitze kaum zu ertragen. „Man geht raus und meint, man erstickt“, fasste Ingeborg Herber das Wetter zusammen. So schlimm habe sie noch nie einen Sommer erlebt. Dass gerade in ihrem Garten oft besonders hohe Temperaturen gemessen werden, stört das Ehepaar nicht: „Das ist ein weltweites Problem.“
In Kirrlach sind die Bedingungen für hohe Werte gegeben
Für die heißen Temperaturen in dieser Woche sorgt ein ausgedehntes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa mit einer Windzirkulation im Uhrzeigersinn, welches nach Osten wandert und dort auf ein Tiefdruckgebiet prallt, das sich über dem Atlantik südlich von Island befindet, eine Windzirkulation gegen den Uhrzeigersinn hat und somit warme, subtropische Luft hierher schaufelt. So erklärt es Gutwein. Und warum ist es gerade in Kirrlach so warm? Das liegt an den örtlichen Gegebenheiten, sagt er: „Die Station steht in einem Wohngebiet, ist gut durchlüftet. Der sandige Boden dort heizt sich gut auf und gibt auch gut Wärme ab.“ Zudem sei es in dem Ort sehr eben, und deswegen gebe es kaum Luftbewegungen.
Am frühen Abend ist der Rekordwert noch nicht erreicht worden
Ein letzter Blick auf die Daten aus Waghäusel zeigte um 17.30 Uhr: Der eigene Hitze-Rekord wurde (bisher) nicht geknackt. 39,4 Grad waren es und somit knapp weniger als im August 2015.
Update: Örtlicher Rekord geknackt, Mannheim war aber wärmer
Am Freitagmorgen gibt Michael Gutwein vom DWD das Update: Waghäusel übertraf am Donnerstag doch noch den eigenen Höchstwert: 39,8 Grad Celsius maß die Station im Garten der Herbers. Neuer örtlicher Rekord, aber mit den Höchstwerten anderer Stationen, die mehr als 40 Grad meldeten, konnte Waghäusel dann doch nicht mithalten. Auch in Baden-Württemberg wurde an anderer Stelle eine leicht höhere Temperatur gemessen, so Gutwein: 40 Grad Celsius in Mannheim-Neuostheim.