Skip to main content

Meinung

von Nicole Jannarelli

Demonstration in Waghäusel

Corona-Protest: Eltern sollten keine Fragen beantworten, die ihre Kinder nie gestellt haben

Wenn man Kinder hat, gibt es eigentlich immer einen Grund, sich um sie zu sorgen. Aber in den heutigen Zeiten sind die Sorgen der Eltern besonders groß. Was Eltern jetzt tun sollten – und was nicht.

Eine Mund-Nasen-Bedeckung liegt neben einem Mäppchen und Schulbüchern auf einem Schultisch.
Homeschooling, Maskenpflicht an Grundschulen – viele Eltern machen sich aktuell Sorgen um ihre Kinder. Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Was macht die Corona-Pandemie mit den Kindern? Wie werden sie diesen nun schon über ein Jahr andauernden Ausnahmezustand überstehen? Und als Elternteil muss man sich fragen: Wie kann ich mein Kind durch diese schwierige Zeit helfen?

Zu Recht schlagen Kinderärzte und Psychologen Alarm. Vereinsamung, soziale Ängste, körperliche Beschwerden durch Bewegungsmangel – die Liste der Probleme ist lang. Dazu kommt das ewige Hickhack um die Schulen: Auf oder zu, Wechselunterricht, Präsenz für alle oder Homeschooling, zuletzt wurde für Grundschüler die Maskenpflicht im Unterricht eingeführt.

Kein Wunder also, dass in Waghäusel an diesem Samstag die Eltern demonstrieren wollen. Die Sorge um ihre Kinder treibt sie auf die Straße, die Angst, dass das permanente Masketragen ihnen schaden könnte, und weil überhaupt die Belange der Kinder während der Pandemie hinten runterfallen. Ihr Anliegen ist gut zu verstehen, aber nicht ohne Grund betonen die Waghäuseler Eltern schon vorab, dass sie keine Coronaleugner sind.

Man darf die Corona-Politik kritisch sehen – aber nicht unreflektiert sein

Die Kinderschuh-Aktion, die vor Ostern auch in der Region stattgefunden hat, ist ein Beispiel dafür, wie ein berechtigtes Anliegen missbraucht werden kann. Wie Reichsbürger und Coronaleugner die Aktion für sich nutzen und womöglich sogar lanciert haben, wie mit leeren Schuhen eine Holocaust-Symbolik verwendet wird und wie auch mit den Ängsten der Kinder gespielt wird, indem man, wie in Gochsheim, ihre Schule als Ort für den Protest missbraucht.

Auch wenn man kein Coronaleugner oder Impfgegner ist, darf man die Corona-Politik kritisch sehen – das steht außer Frage. Unreflektiert sollte man dabei jedoch nicht sein und sich vor den Karren anderer spannen lassen, deren Ziele man gar nicht vertritt. Nicht zuletzt aus Verantwortung den eigenen Kindern gegenüber.

Was können Eltern also tun? Ihre Sorgen wegen Corona brauchen sie nicht verstecken, aber sie dürfen sie auch nicht übertragen. Ein Philippsburger Kinderarzt sagte kürzlich zum Umgang mit Kindern in der Pandemie: „Beantworten Sie keine Fragen, die das Kind nie gestellt hat.“ Oder anders gesagt: Man sollte es nicht mit Ängsten belasten, die es bislang selbst gar nicht hatte.

nach oben Zurück zum Seitenanfang