Der Waghäuseler Oberbürgermeister-Wahlkampf nimmt Fahrt auf: Mit Andreas Bohnstedt wagt sich nun der dritte Bewerber aus der Deckung.
„Ja, ich will kandidieren“, bestätigt er entsprechende BNN-Informationen. Mehr als die 50 nötigen Unterschriften habe er schon gesammelt. An diesem Mittwochabend wolle er seine Bewerbung einwerfen.
Der 46-Jährige lebt mit seiner Frau und zwei Jungs, 14 und 16 Jahre alt, im Stadtteil Kirrlach. Er ist Wirtschaftsinformatiker und arbeitet in der Personalabteilung von SAP. Dort ist er dafür zuständig, dass die Antidiskriminierung-Richtlinien des Software-Riesen durchgesetzt werden, beschäftigt sich also mit Gleichberechtigung, Rassismusvorfällen oder Mobbing. Im Nebenberuf arbeitet er als Mediator.
Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie sich die Ortskerne entwickeln.Andreas Bohnstedt, 46-jähriger Bewerber für die OB-Wahl in Waghäusel
„Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie sich die Ortskerne entwickeln“, erklärt er eine Motivation für seinen angestrebten Jobwechsel auf den OB-Sessel. „Die Möglichkeiten sind da, werden aber nicht aufgegriffen“, ist er sich sicher und nennt als Beispiel die Entwicklung Kirrlachs. „Der Ortskern blutet aus. Läden, Gastronomie und Hotels verschwinden. Von einer begrünten Innenstadt, wo man gerne etwa in Cafés draußen sitzt, ist nichts zu spüren“, kritisiert er. „Mir fehlen Cafés, Kultur, große Festivals, Museen. Wir müssen größer denken und dafür die politischen Voraussetzungen schaffen.“
Bohnstedt ist seit vergangenem Jahr Mitglied der Grünen. Der Kirrlacher tritt aber als unabhängiger Kandidat an. Er habe viele ermunternde Rückmeldungen und Unterstützung für den Wahlkampf zugesichert bekommen. Aus den Reihen der Grünen tritt bereits Stadträtin Nicole Heger an. 2019 hatte Bohnstedt bei der Kommunalwahl noch für die Freien Wähler kandidiert, den Einzug in den Rat aber verfehlt.
Bohnstedt träumt von den Stadtwerken Waghäusel
„Unser Stern strahlt nicht hell genug“, sagt er über die Große Kreisstadt zwischen den Metropolen. Er wolle die Bürger in seiner Politik stärker einbeziehen. „Ich bin ein Freund runder Tische“. Das gelte auch beim Thema Energie: Photovoltaik, Geothermie, Windkraft. „Ich sehe hier jede Menge Gestaltungspotenzial. Zum Beispiel durch die Gründung der Stadtwerke Waghäusel“, so Bohnstedts Idee. Dann könnten die Bürger partizipieren.
Für seinen Wahlkampf habe er Urlaub beantragt. Er suche das persönliche Gespräche, setze aber auch auf Flyer, Plakate und das Internet. „Ich werde in aller Munde sein“, verspricht Bohnstedt. Sein Slogan laute: „offen, visionär, menschlich“.
Die bisherigen Mitbewerber
Ebenfalls auf den Chefsessel der Großen Kreisstadt will Thomas Deuschle. Der aktuelle Bürgermeister im Rathaus hat als erster seine Bewerbung abgegeben. Deuschle gehört der CDU an. Als Zweite hat die Grünen-Stadträtin Nicole Heger ihre Kandidatur angekündigt. Auch sie hat ihre Unterlagen bereits abgegeben.
Die SPD, die den bisherigen OB stellt, soll ebenfalls einen Kandidaten gesucht und gefunden haben. Dort hält man sich mit Informationen zurück. Eine Findungskommission sei aber fündig geworden, hört man. Insider rechnen mit einem Mann von außerhalb, der bisher in einem Stuttgarter Ministerium tätig sein soll.
Am 1. Juni 2022 endet in Waghäusel die Amtszeit von OB Walter Heiler (67), der seit 1999 an der Stadtspitze steht. Die Bewerbungsfrist für seine Nachfolge läuft bis zum 7. Februar.