Otto Schusters Vater wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Bürgermeister von Menzingen. „Eingesetzt von den Amerikanern hatte er vor allem die Aufgabe, für den Wiederaufbau zu sorgen. In unserem Ort waren alle öffentlichen Gebäude durch den Luftangriff 1945 zerstört, die Gemeindeverwaltung hatte deshalb zwei Räume im oberen Schloss“, erinnert sich der heute 82-jährige Zeitzeuge Otto Schuster, der erst im Herbst 1946 als Achtjähriger auf die örtliche Schule gehen konnte.
„Mein Vater, der auch Otto hieß, war Landwirt und Kaufmann. Wir hatten einen großen Landhandel. Da wurden schon mal 40 Waggon Kartoffeln verladen. Aber in der NSDAP war er nie. Deshalb konnte er Bürgermeister werden.“ Im Kraichgauort Menzingen wie in der Kreisstadt Bruchsal entwickelte sich im Herbst und Winter 1945, also vor 75 Jahren, erstmals wieder ein politisches Leben. Unter immer noch schwierigen Bedingungen.