Skip to main content

Opening mit Superstar

Nico Santos überzeugt in Waghäusel mit abwechslungsreicher Show

Liebe zieht sich als roter Faden durch den Abend beim Auftakt des Waghäuseler Festivals „Zucker Wag & Häusel“.

Mann singt Mikro
Songwriter und Sonnyboy: Nico Santos vielseitiger Auftritt bildet den Auftakt des Festivals „Zucker, Wag & Häusel“ in Waghäusel. Foto: David Heger

Mit der Dunkelheit auf der Bühne beginnt ein ohrenbetäubendes, begeistertes Kreischen. Erst geht die Band auf Position, dann taucht er im Scheinwerferlicht auf: Nico Santos.

Spätestens jetzt ist die Frage, ob Waghäusel „gut drauf“ sei, bereits beantwortet – Nico Santos, der 29-jährige Singer-Songwriter, der beim Waghäuseler Festival „Zucker Wag & Häusel“ den Auftakt macht, stellt sie trotzdem. Die Zuschauer johlen im Festzelt in Sichtweite der Eremitage und Santos – ganz in schlichtem schwarz-weißen Streetwear-Look gekleidet – grinst über beide Backen.

Als gleich darauf die ersten Töne vom Opener „Play with Fire“ anklingen, steht der Publikums-Chor sofort parat: 2.500 Zuschauer und Fans singen gemeinsam zum Refrain: „This is what you get when you fall in love“ – das erwartet dich eben, wenn du dich verliebst.

Liebe zwischen Sänger, Band und Publikum

Ein Satz, der sich wie ein roter Faden durch den Abend zieht, an dem sich manches um die Liebe dreht: Die große, verflossene in den Songs, aber noch viel mehr die Liebe zwischen Sänger, Band und Publikum. Die etwa dann deutlich wird, wenn gleich zu Konzertbeginn ein plüschiges Kuscheltiermonster auf die Bühne gesegelt kommt, das fortan auf dem Boxen Platz findet.

Einen Zettel mit der Aufschrift „Wir lieben dich“ haben Paulina Pulst und Veronika Lehmann, zwei junge Frauen um die 20, im Maul des Monsters platziert. Wie viele der Besucher an diesem Abend kommen auch die beiden aus der Region, genauer aus Bretten. „Waghäusel, Nico, was?“, beschreibt Paulina Pulst ihre Gedanken, als sie die Ankündigung zum Festival gelesen hatte. „Mega, dass er hierher kommt.“

Große Nummer im kleinen Waghäusel – diese Konstellation freut manche Festival-Besucher: „Wir sind doch kein großes Dorf“, bringt Gina Schmitteckert, 19 Jahre und selbst aus Waghäusel, ihre Gedanken auf den Punkt. „Nico sorgt dafür, dass Waghäusel jung bleibt“, ruft Schüler Sivan Memeth, für den das Konzert ebenfalls ein Heimspiel ist, ganz vorne in der feiernden Menge gegen ein angezerrtes Gitarrenbrett.

Es sind Momente wie diese, in denen der auf der großen Bühne fast unscheinbare Santos gemeinsam mit seiner Band unmissverständlich klar macht: Wenn wir wollen, können wir so richtig rocken.

Fans schätzen die „ehrliche Live-Musik“

Das kommt an: „Der Nico“, wie Katja Hart den gebürtigen Bremer nur nennt, macht eben noch „ehrliche Live-Musik, wie man sie früher gehört hat“. Mit Ende 40 zählt sie gemeinsam mit ihrem Mann Alexander an diesem Abend zu den älteren unter den Groupies. Für die Würzburger ist Waghäusel nur eine Zwischenstation, sie wollen seine Tour weiterverfolgen.

Doch weil die beiden nur Augen für den 29-Jährigen haben, bekommen sie außer der Eremitage wenig vom Bruhrain mit. Egal, denn was zählt, sind die Smartphone-Bilder von der Bühne. Und dort präsentiert Santos eine abwechslungsreiche, professionell umgesetzte Show: Mal setzt er zur Akustiksession zu Salsa-Rhythmen an, mal entwirft er zum Intro von „Unforgettable“ am Keyboard einen tanzenden Beat, über den er mit Helium-Stimme singt, dass es nur so quietscht, bevor die einsetzende Band die Lautstärke in die Höhe schraubt.

Vielseitiger Tänzer und singender Sonnyboy

Nico Santos beweist sich als vielseitiger Tänzer und singender Sonnyboy. Als einstiger Animateur versteht er das Spiel mit dem Publikum, wenn er zu „Rooftop“ „nur die Männer“ zum Refrain bittet – es folgt ein verhaltenes Echo, der Männerchor ist dünn besetzt an diesem Abend. „Besser als gedacht“, scherzt Santos. Dann darf der „schönste Chor Waghäusels“ wieder gemeinsam ran.

Nico Santos macht die Waghäuseler Festbühne zum Sehnsuchtsort eines zwischen Pandemie und Krieg längst verloren geglaubten Heile-Welt-Versprechens der heranwachsenden Generation, singt über „a life that doesn’t feel right“, ein Leben, das sich nicht richtig anfühlt.

Bevor er zu den Schlussakkorden sein Publikum in die untergehende Abendsonne entlässt, singen 2.500 Kehlen gemeinsam: „Better, better, better“ – es kann nur besser werden.

Das Festival „Zucker Wag & Häusel“ an der Eremitage läuft noch bis Sonntag. An diesem Freitagabend spielt Max Mutzke, am Samstag die Brass-Combo Moop Mama. Den Abschluss bildet am Sonntagabend die Fun-Metal-Band J.B.O. Für alle Konzerte sind Karten unter www.z-w-h.de oder an der Abendkasse erhältlich.

nach oben Zurück zum Seitenanfang