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Für Menschen mit Zöliakie

Glutenfreie Backwaren in Waghäusel: Schmackhafte Argumente gegen dumme Sprüche

Anna Margit Bonsch-Sponagel weiß wie sich Betroffene fühlen. Sie leidet selbst an Zöliakie und bietet in ihrem Geschäft in der Kirrlacher Straße 23 in Waghäusel Kunden die Möglichkeit, Backwaren glutenfrei zu kaufen.

Inhaberin Anna Margit Bonsch-Sponagel
Anna Margit Bonsch-Sponagel bietet in ihrem Geschäft in Waghäusel glutenfreie Waren an. Sie selbst leidet an Zöliakie und weiß um die gesundheitlichen Probleme ihrer Kundschaft. Foto: Peter Bonsch

Brot mit Kruste, Brezeln, Kuchen, Dampfnudeln: Die meisten Menschen dürften beim Verzehr dieser Backwaren keine Probleme haben. Menschen, die an Zöliakie leiden – besser bekannt als Glutenunverträglichkeit – dagegen schon. „Bei dieser Erkrankung müssen sich die Betroffenen lebenslänglich glutenfrei ernähren“, erklärt Pia Hofheinz vom Ernährungszentrum des Landkreises Karlsruhe am Standort Bruchsal.

Anna Margit Bonsch-Sponagel weiß wie sich Betroffene fühlen. Sie leidet selbst an Zöliakie und bietet in ihrem Geschäft in der Kirrlacher Straße 23 in Wagäusel Kunden die Möglichkeit, Backwaren glutenfrei zu kaufen.

2002 hat sie sich dazu entschlossen, Betroffenen mit ihrem Glutenfrei-Shop den Alltag zu erleichtern.

Zöliakie-Patienten können weniger Nährstoffe aufnehmen

„Zöliakie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die ärztlich diagnostiziert werden muss“, erklärt Ernährungsexpertin Hofheinz. Die Schädigung der Darmschleimhaut durch Gluten führe dazu, dass die Patienten weniger Nährstoffe aufnehmen können und dadurch Mangelerscheinungen erleiden.

Erkrankte seien in ihrem Alltag oftmals sehr eingeschränkt. In Supermärkten gebe es meist nur ein kleines Regal mit abgepackten Artikeln, die geschmacklich nicht an normale Produkte heran reichten. „Problematisch wird es in dem Moment, wo Betroffene das Haus verlassen. Im eigenen Haushalt kann man sich ja einrichten mit beispielsweise separaten Teigschüsseln aber unterwegs oder bei Einladungen wird es schwierig.“

Manchmal stößt man auf Unverständnis.
Anna Margit Bonsch-Sponagel, Ladeninhaberin

Das kann eine Mitarbeiterin des Ladens in der Kirrlacher Straße, die ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen auf Gluten verzichtet, bestätigen: „Manchmal stößt man auf Unverständnis.“ Man müsse sich Sprüche wie gefallen lassen wie „jetzt macht jeder auf gluten- und lactosefrei“.

Anna-Maria Del Nobile weiß das Angebot im Glutenfrei-Shop von Anna Margit Bonsch-Sponagel zu schätzen. Sie sei zwar Neukundin, erzählt sie. Aber sie freut sich über die Vielfalt. „Vorher habe ich Brot meist gemieden. Es fehlt auch die Zeit und Muse immer selbst zu backen.“, gesteht sie.

„Hinter dem geschmacklichen Niveau stecken viele Jahre des Ausprobierens“, erklärt Bonsch-Sponagel. Für ihre Produkte verwendet sie Mehl, gewonnen aus beispielsweise Kastanie, Hirse oder Amarant. „Bei uns ist alles zu hundert Prozent glutenfrei“, betont sie.

Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft weist beispielsweise auf ihrer Homepage darauf hin, dass bereits ein Achtel Weizenmehl den Dünndarm schädige.

„In unseren Öfen wurde nie etwas anderes gemacht und ich habe auch schon Fabriken besichtigt, um eine Kontamination ausschließen zu können“, sagt Ladenbesitzerin Bonsch-Sponagel. „Wir arbeiten für die Leute, die auf glutenfreie Produkte angewiesen sind. Diejenigen, die wegen eines Trends zu uns kamen, blieben nie lange.“

Team ist ständig am Experimentieren

Sie habe nicht nur Rezepte angesammelt, berichtet sie. „Wir sind ständig am herumexperimentieren. Als es beispielsweise glutenfreien Hafer auf dem Markt gab, haben wir gleich ein Haferbrot kreiert.“

Kunde Hans-Peter Haffner freut sich, hier das glutenfreie und zuckerfreie Brot für seine Frau zu bekommen. Auf Wunsch werden auch Waren individuell gebacken. „Wenn ein Kunde eine Nussallergie hat, wird darauf geachtet, dass kein Nuss mit dem Teig in Berührung kommt“, sagt Bonsch-Sponagel.

Lactosefreie oder vegane Ware wird hier ebenfalls angeboten. „Bei den Kuchen arbeiten wir mit Farbe. Die pinke Verpackung steht für vegan, grün bedeutet Mandelkuchen.“ Dadurch werde es Allergikern leicht gemacht, das zu finden, was sie vertragen. Gearbeitet werde nur mit frischer Ware arbeiten und ohne Konservierungsstoffe.

Dadurch sieht auch Peter Bonsch, der selbst nicht an Zöliakie leidet, seine Frau aber tatkräftig unterstützt, keinen Nachteil darin, sich glutenfrei zu ernähren.

Für Nicht-Betroffene ist glutenfreie Ernährung nicht sinnvoll

Im Normalfall sei es jedoch nicht sinnvoll, sich glutenfrei zu ernähren, wenn man nicht darauf angewiesen sei, erklärt Ernährungsexpertin Hofheinz. „Es ist eine unnötige Einschränkung mit teureren Preisen.“ Es sei weder gesünder noch helfe es beim Abnehmen. „Um Produkte glutenfrei herzustellen, braucht es nämlich Zusatzstoffe, Fett oder Zucker, die es angenehm zu essen machen. Teilweise wird es dadurch kalorienreicher und oft fehlen auch Ballaststoffe, was zu einer trägeren Verdauung führt.“, erläutert Hofheinz. Hierbei gehe es um die verpackten Produkte, die es im Supermarkt zu kaufen gibt. Sie rät, sich bei Fragen an zertifizierte Ernährungstherapeuten zu wenden.

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