Skip to main content

„Zucker Wag & Häusel“

Götz Alsmann versprüht als Festival-Opener in Waghäusel jede Menge Witz und Charme

Nostalgische Haartolle, schicke Anzüge und knackige Sounds: Götz Alsmann und die SWR Bigband begeistern beim Eröffnungsabend des Festivals „Zucker Wag & Häusel“

Alsmann
Mit der SWR-Bigband entführt Götz Alsmann am Eröffnungsabend des Festivals „Zucker Wag & Häusel“ auf eine Reise in die Ära des Swing. Foto: Berthe Anna Obermanns

Ein fulminanter Auftakt: Götz Alsmann und die SWR Bigband machen die Eröffnung des Festivals „Zucker Wag & Häusel“ im Palastzelt bei der Eremitage Waghäusel zu einem Erlebnis voller Charme, sanft swingender Nostalgie und kurzweiliger Unterhaltung.

Noch bevor Götz Alsmann die Bühne betritt, stimmen die Musiker der Bigband unter der gekonnt lässigen Leitung von Klaus Wagenleiter swingend und mitreißend auf den Abend ein.

Spätestens jedoch, als der Meister der niveauvollen Unterhaltung – wie immer in schwarzem Anzug, mit Fliege, Haartolle und hochgezogenen Augenbrauen – auf die Bühne tänzelt und den Song „Hey, hey, großes Mädchen“ performt, dürfte das Publikum in der Welt des Jazzigen Schlagers angekommen sein.

Wortgewandter Entertainer und Musiker

Doch Götz Alsmann ist nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch ein ebenso großartiger Entertainer. Und so erzählt er immer wieder Anekdoten aus seiner Kindheit und Jugend, spricht mit sich geradezu überschlagender Zunge über seine musikalischen Vorbilder, zitiert mit großer Freude zweideutige Schlagertexte.

So ist er eben: ein bisschen anzüglich, mit einer gehörigen Prise Selbstironie, vor allem aber mit sehr viel Gespür für den richtigen Moment. Das ist alles nicht wirklich neu und noch nicht einmal wirklich originell, doch es funktioniert, es kommt an beim Publikum und es ist auch einfach: richtig gut.

Ergänzt wird das Programm durch die Zucchini Sistaz, ein Trio, das passend zu seinem Namen in viel grünem Glitzer gekleidet ist und von Götz Alsmann als „schönstes Ding auf sechs Beinen“ angekündigt wird. Kokett tänzelnd reihen sich die drei in das Swing-Programm ein – in der Intonation leider nicht immer ganz sauber.

Spätestens in der zweiten Hälfte des Konzerts beweisen die drei aber umso deutlicher, dass sie großartige Künstlerinnen sind; dann nämlich, wenn sie ihre Instrumente in die Hand nehmen und eine virtuose Performance hinlegen, die nicht nur musikalisch, sondern auch durch pointierte Slapstick-Einlagen überzeugt.

SWR-Bigband brilliert im Zusammenspiel

Am meisten brilliert jedoch die SWR Bigband im Zusammenspiel mit Götz Alsmann. Sänger und Ensemble sind ein unschlagbar gutes Team, haben sichtlich viel Spaß miteinander, wirken vertraut, beinahe freundschaftlich.

Und genau das macht den besonderen Charme des Abends aus: die spontanen Momente, in denen Götz Alsmann den Bandmitgliedern Raum gibt, sich feiern zu lassen, in denen er Klaus Wagenleiter in die Arme fällt oder einen der zahlreichen Solisten so wertschätzend und liebevoll ankündigt, wie man es nur von Freunden erwarten würde.

Die Lobeshymnen sind durchaus verdient. Denn der SWR Bigband gelingt es nicht nur, Götz Alsmann und die Zucchini Sistaz dezent und sehr passend zu begleiten, sie glänzt auch durch technisch ausgereifte Soli und eine beeindruckende Klangbalance. Besonders hervorzuheben sind die Interpretation von Count Basies „One O’Clock Jump“ und Rimski-Korsakows „Hummelflug“ – von Jürgen Neudert in atemberaubendem Tempo auf der Posaune gespielt.

Überraschung zum Schluss

Am Ende gibt es noch einen echten Gänsehautmoment: Alsmann, die Zucchini Sistaz und die Big Band verabschieden sich unter großem Beifall und minutenlangen stehenden Ovationen sektionsweise von der Bühne.

Übrig bleibt Klaus Wagenleiter, der sich kurzerhand an den Flügel setzt, um Johannes Brahms‘ „Guten Abend, gute Nacht“ anzustimmen. Und dann, ganz plötzlich, steigt das Publikum mit ein, singt zart mit und wirkt beinahe ein wenig nostalgisch dabei. Kein Wunder bei einem so gelungenen Abend.

nach oben Zurück zum Seitenanfang