Es ist kalt, Regen tröpfelt und der Wind bläst scharf. Doch ein heißes Thema hat 50 Leute angelockt. Waghäusels OB-Kandidatin Claudia Sand will im Wiesentaler Wohngebiet Mittelzellche mitnehmen, was die Menschen von der Ansiedlung eines Amazon-Verteil-Lagers denken. Es wäre gerade 200 Meter entfernt vom Treffpunkt.
Die 51-Jährige selbst stellt gleich klar: „Ich finde, wir müssen das Angebot des Investors und von Amazon nutzen, mit ihrer Planung keine Widerstände wecken zu wollen, sondern sich gesellschaftlich und sozial in der Stadt zu engagieren.“
Als die Kandidatin dann von mehr Lärmschutz als vorgeschrieben spricht, wirft jemand ein: „Hier für das Wohngebiet ist der Lärm von der Landesstraße schon jetzt zu viel, und die neue Wand wäre auf der anderen Seite“. Ein Mann fragt: „Warum ist vom Kreisel bis zur Abfahrt der Umgehung überhaupt Tempo 100 erlaubt?“ Grundsätzliche Kritik wird laut an Amazon, das keine Gewerbesteuern zahle und besser an der Autobahn bauen sollte.
Zwischenrufe wegen Amazon in Waghäusel
Claudia Sand kann ihre vorbereitete Rede nicht fortsetzen. Sie muss flexibel ihre Haltung auf Fragen und Zwischenrufe klarmachen: „Ich kann das Projekt nicht verhindern, aber eine anwohnergerechte Planung auf den Weg bringen.“
Transparent handeln, bevor eine Bürgerinitiative notwendig wird, das ist ihre Leitlinie. Unmut mitnehmen und abwägen: Was nicht gut ist für die Stadt und Anwohner nicht wollen, das werde sie ablehnen. Um weiter über das Logistik-Zentrum zu diskutieren, will sie mithelfen, dass Vertreter von Amazon zu einer Infoveranstaltung kommen.
In Kirrlach ist Claudia Sand Vorsitzende der Narrenzunft
Die parteilose Stadtoberinspektorin Sand, aufgestiegen vom mittleren in den gehobenen Dienst, kennt die Abläufe einer Verwaltung. Nun macht sich die Beamtin daran, auch politisch mitzumischen in ihrer Heimat.
„Eine von uns“ steht auf den Flyern. In Kirrlach wohnt sie und wuchs sie auf. Dort ist sie Vorsitzende der Narrenzunft. Im Rathaus Waghäusel arbeitet sie als Standesbeamtin, aus Wiesental kommt ihr Partner. Das ist die persönliche Basis der zweifachen Mutter, die schon früh alleinerziehend war.
OB-Kandidatin Sand macht sich für Jugendpolitik stark
In ihrem Programm macht sie sich für eine städtische Wohnbaugesellschaft stark, ebenso für einen Aktionsplan zugunsten von Gastronomie und Kultur. Ideen für Klimaschutz sollen umgesetzt werden, Treffpunkte für Jugendliche entstehen und vielleicht auch eine Graffiti-Hall.
Ich will nicht alles umkrempeln, aber eine andere, vielleicht auch weibliche Sicht hineinbringen.Claudia Sand, OB-Kandidatin
„Ich will nicht alles umkrempeln, aber eine andere, vielleicht auch weibliche Sicht hineinbringen“, betont Sand. Sie erhält Unterstützung der Waghäusler SPD, einige Repräsentanten sind beim Termin im Mittelzelche dabei. Auch „Die Unabhängigen“ im Gemeinderat haben Sand empfohlen.
Bodenständig und selbstbewusst, aber ruhig, nicht als Überfliegerin, präsentiert sie sich im Wiesentaler Regen. Lernen und reinknien, verspricht sie im Wahlprogramm. „Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest“ hat sie als eigenes Motto bei Mahatma Gandhi entdeckt.