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Bangen um Saisonarbeiter

Rund um Waghäusel sind die Vorbereitungen auf die Spargelernte in vollem Gange

Konnte früher die Spargelernte im Kraichgau erst Ende April beginnen, sorgen unter andere modernere Thermofolien für einen früheren Start in diesem Jahr. Wie auch im vergangenen Jahr bestimmt Corona auch 2021 die Ernte in Waghäusel und Oberhausen-Rheinhausen.

Person beim Spargelstechen
Feldarbeit: Auch 2021 sind Spargelbauer auf Erntehelfer aus dem Ausland angewiesen. Für alle sind negative Tests gesetzlich vorgeschrieben. Foto: Werner Schmidhuber

Die Vorbereitungen der heimischen Spargelbauern laufen auf Hochtouren. Mit Folien sind bereits die meisten Riefen auf den Feldern überzogen, um eine möglichst frühe Ernte zu sichern.

Wegen der Corona-Pandemie gab es 2020 einen „Einbruch und eine Explosion zugleich“, berichten die Spargelbauern und Hofladenbesitzer Jörg Schreiber und Steffen Großhans.

Die Lieferungen an die Gastronomie fielen weitgehend flach, der Verkauf in den Hofläden boomte rekordartig. Im Jahr 2021 dürften Plus und Minus ähnlich ausfallen, heißt es.

Spargelkauf statt Urlaubsreise?

„Die Leute können nicht in Restaurants, können nicht in den Urlaub“, sagt der erfahrene Kurpfälzer Großhans. „Als Ausgleich gönnen sie sich zu Hause mehr Spargel als sonst.“ Doch größte Sorgen machen sich die beiden Förderer des „Asparagus Officinalis“, ob es – wie im vergangenen Jahr – zu coronabedingten Problemen mit der Einreise der notwendigen Saisonarbeiter kommt.

Für alle Helfer sind ein negativer Test und eine Arbeitsquarantäne gesetzlich vorgeschrieben. Jörg Schreiber, Herr über 45 Hektar Spargel in Wiesental, braucht etwa 100 Rumänen, um „vermutlich ab Ostern“ schöngewachsene weiße Stangen ernten können.

Auf Gemarkung Oberhausen-Rheinhausen sorgt Biolandwirt und Pächter Steffen Großhans auf einer Großfläche des „Forlenhofs“ von Dieter und Carola Meerwarth für die frühesten Spargel in ganz Baden-Württemberg. In der ersten Märzwoche könnte es soweit sein, hofft der Erzeuger des königlichen Gemüses. Der sensationelle Frühstart ist einer perfekten „Fußbodenheizung“ zu verdanken. Für die Saison benötigt er gut 60 Helfer, die vorwiegend aus Polen eintreffen.

Früher begann die Spargelzeit so gegen Ende April, lässt der gebürtige Pfälzer Schreiber wissen. Aufgrund kombinierter schwarz-weißer Isolier- und Thermofolien können frühe und verfrühte Sorten angeboten werden. Grundsätzlich gilt: Die Spargeldämme aus dem Vorjahr bleiben bestehen, nur die Oberfläche wird aufgelockert. Sobald es die Witterung zulässt, werden die über den ganzen Acker hinziehenden Wälle, Riefen genannt, maschinell mit Formblechen geformt.

Dann kommt die fachgerechte Einpackung mit Folien. Etwa ein Drittel der Felder ist jetzt schon mit den zusätzlichen Minitunnels überzogen, um den frühmöglichsten Erntezeitpunkt zu erwischen. Bis 45 Hektar unter Dach, Fach und Folie sind, müssen viele Hände ran.

Großteil der Ernte geht nach Bruchsal

80 Prozent seiner Ernte liefert der Wiesentaler Geschäftsmann an die Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft (OGA) Bruchsal. „Auch die Schwaben, Schwarzwälder und Ortenauer fallen über meine Spargel her“, erzählt er schmunzelnd. Viel geht auch über Direktverkauf auf dem Spargelhof und über Verkaufsstände in der ganzen Region. Ähnlich verhält es sich beim Landwirt Großhans. Ganz neu: 2021 bietet er in der Rheinhausener Hauptstraße beim „Spargel Kollmar“ sein weißes Gold an.

Seit 2008 kommen Rumänen als Spargelhelfer zu Jörg Schreiber ins Land. Gelandet sind bereits die ersten zehn. Sieben bis neun Stunden lang wird jetzt in Kleingruppen und in Schichten gestochen. Dank einer großen Spargelwasch- und Sortieranlage, an der dann hauptsächlich die Frauen – jetzt alle mit FFP2-Masken – stehen, geht’s viel schneller voran als früher. 80 Prozent seiner Privatkunden wollen die Spargelstangen geschält. Dafür stehen zwei höchst beeindruckende Schälmaschinen bereit.

Auf dem Spargelfeld bei Meerwarths zwischen Kirrlach und Oberhausen ist alles vorbereitet, dort liegen bereits die schwarzen Folien. Diese Woche sind die Tunnels an der Reihe. Zwei polnische Helfer haben bereits die Arbeit aufgenommen. Derzeit werden die Leitungen, die das warme Wasser liefern, „aufgewärmt“, damit der Betrieb funktioniert, wenn es demnächst soweit ist. Unter den Dämmen kommt es zu keiner Energieverschwendung.

Denn es handelt es sich um eine zirkulierende Warmwasser-Leitungsstrecke von elf Kilometern. Die Abwärme stammt aus der 2007 erbauten und 2012 erweiterten Biogasanlage des Bauernhofs: Dort gibt es momentan 250 Milchkühe. Und jedes Tier produziert etwa 65 Liter Gülle täglich.

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