Eigentlich hatte Ruth Rickersfeld Termin und Ort ihrer Wahlkampfveranstaltung klug gewählt. Die 55-jährige AfD-Stadträtin will am 6. März Oberbürgermeisterin von Waghäusel werden und hatte Interessierte am frühen Sonntagnachmittag zu einem Spaziergang durch den Eremitage-Garten eingeladen.
Allerdings blieb die Nachfrage bescheiden. Vielleicht lag es an dem bissig-kalten Wind, der über das weitläufige Gelände fegte. Nur ein halbes Dutzend Menschen waren gekommen.
Die bei der Stadt Karlsruhe angestellte Verwaltungsfachwartin ist eine begeisterte Radfahrerin. Nach ihren Angaben sei ein überregionaler Radschnellweg mitten durch den Eremitage-Park geplant. Dagegen spricht sie sich aus und sieht eine Gefährdung der Parkbesucher durch rücksichtslose Radler.
Beim Rundgang zeigte die AfD-Kandidatin mögliche Alternativen für eine Streckenführung um den Park herum auf. Und fast schon als Beweis für rücksichtslose Radfahrer kamen zwei mit hohem Tempo vom Kirrlacher Tor herangerast und beachteten kaum die kleine Wahlkampfgruppe vor der Eremitage. „Braucht es auch Tempobeschränkungen und Blitzer für Radfahrer?“, scherzte einer der Anwesenden.
OB-Kandidatin sieht Konfliktpotenzial bei Nutzung des ehemaligen Südzuckergeländes
Einen breiten Raum nahm beim einstündigen Gespräch die künftige Nutzung des ehemaligen Südzuckergeländes ein. „Hier hat der Gemeinderat bereits einen Aufstellungsbeschluss gefasst, der sich zurzeit aber in einer Änderungsphase befindet“, erläuterte Ruth Rickersfeld und zeigte anhand einer Grafik den Stand der Planungen. Vorgesehen sei eine Mischform aus Wohnen und Gewerbe.
Wer neben einem Bauernhof baut, darf sich auch nicht wegen des Misthaufens beklagen.Ruth Rickersfeld, OB-Kandidatin
Konfliktpotential erkennt die OB-Kandidatin aufgrund der geplanten Wohnbebauung in direkter Nachbarschaft zum Festplatz. Hierzu vertritt Ruth Rickersfeld eine klare Meinung und gibt ein Beispiel: „Wer neben einem Bauernhof baut, darf sich auch nicht wegen des Misthaufens beklagen.“ Sie bezeichnet die Festwiese als einzige große Veranstaltungsstätte in Waghäusel und lobt die bisher dort stattgefundenen Stadtfeste sowie das Festival „Zucker, Wag & Häusel“ als überregionale Events.
Überrascht hat die AfD-Stadträtin mit ihrem Bekenntnis, dass sie die Eremitage noch nie von innen gesehen habe. Anders ihr Blick von außen auf das kleine Waghäuseler Barockschloss. „Ich bin froh, dass die beiden Zuckertürme abgerissen wurden, weil dadurch die Eremitage viel besser zur Geltung kommt“, sagte sie.
Blick in das Wahlprogramm von OB-Kandidaten Ruth Rickersfeld
Beim Spaziergang gab es auch Gelegenheit zum Blick in das Wahlprogramm von Ruth Rickersfeld. Bei steigenden Ausgaben und sinkenden Einnahmen sieht sie schwere Zeiten auf Waghäusel zukommen. Ihren Wählerinnen und Wählern verspricht sie Kompetenz und Transparenz in ihrer Arbeit, wobei sie regelmäßig Bürgersprechstunden abhalten möchte.
Ein besonderes Anliegen ist für Ruth Rickersfeld der Umwelt- und Naturschutz. Deshalb sei sie vehement gegen das Abholzen von Wäldern zum Bau von Windkraftanlagen. Seit zwei Jahren ist sie Geschäftsführerin der dreiköpfigen AfD-Fraktion im Karlsruher Gemeinderat. Zu ihren Hobbys zählen Rasenkraftsport und Sprachen.