Seit Anfang Dezember steht sie – die neue Regierung. Der Koalitionsvertrag der Ampel sieht einige Neuerungen vor. Zum Beispiel sollen Jugendliche künftig ab 16 Jahren den Bundestag wählen dürfen.
Was sagen die potenziellen Jungwähler dazu? Die BNN haben sich in der Region rund um Bruchsal umgehört.
Luca Butterer ist seit Mai 2020 Mitglied im Jugendgemeinderat Bruchsal. Der Obergrombacher sieht die Änderungen positiv. „Ich denke, dass sich zukünftig mehr junge Leute für Politik interessieren werden, weil sie durch das Herabsetzen des Wahlalters früher selbst betroffen sind“, sagt er.
Jugendliche wollen mehr als nur Senkung des Wahlalters
Der 16-Jährige geht davon aus, dass sich die Änderungen nicht direkt im Wahlergebnis niederschlagen. „Von der Regierung erwarte ich allerdings, dass sie die ganzen progressiven Ideen, die im Koalitionsvertrag festgeschrieben sind, jetzt auch schnellstmöglich umsetzt.“
Butterer hat konkrete Vorstellungen: „Es darf auf gar keinen Fall das Gefühl entstehen, dass damit für Jugendliche alles getan wäre“, sagt er. Im Gegenteil. Er hoffe, dass die Parteien in Zukunft mehr auf Jugendthemen, wie den Klimawandel oder die Bildung, eingehen und nicht davor zurückscheuen, neu dazugekommene Wählergruppen abzuholen.
Timea Barus ist seit fast drei Monaten Mitglied des Jugendgemeinderats Bruchsal. Auch für sie ist es der richtige Weg, das Wahlalter auf 16 Jahre herabzusenken.
„Es ist wichtig, die Sicht der Jugend in die Politik einzubringen“, sagt sie. Sie glaube, dass sich dadurch die Nachfrage nach ehrenamtlichen Einsätzen wie einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder die Arbeit im Jugendgemeinderat erhöht.
Barus sieht sowohl neue Chancen als auch Herausforderungen: „Wenn Jugendliche sich dazu entscheiden, an der Bundestagswahl ihre Stimme abzugeben, sollte dies durchdacht sein“, sagt die 17-Jährige. Sie plädiert dafür, eine Strategie zu entwickeln, die eine unüberlegte Stimmenabgabe verhindert.
Aufklärungsarbeit ist vorab wichtig
Die 15-jährige Emma Niess befürwortet die Wahl ab 16. Allerdings sollten die Jugendlichen vorbereitet werden. „Ich erwarte, dass Aufklärungsarbeit bezüglich der Senkung des Wahlalters geleistet wird“, sagt sie. Möglich sei dies in der Schule, etwa ab der zehnten Klasse.
Sie wünscht sich, dass die Politiker mehr auf Wahlthemen für Jugendliche eingehen. Genau dazu könnte ihrer Meinung nach das Herabsenken des Wahlalters beitragen. „Man sieht aktuell durch ‚Fridays for Future‘, dass Jugendliche sehr aktiv sind und auch aktiv sein wollen“, sagt Niess.
Sie finde, dass sich ihre Generation besonders für den Umweltschutz einsetzt. Deshalb sei sie zuversichtlich, dass die Umwelt und die LGBTQ-Community von den Jungwählern profitieren. Zur LGBTQ-Communitiy zählen Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Körpers von der heterosexuellen Norm abweichen.