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Olav Gutting sehr kritisch

Wahlpartys in Bruchsal/Schwetzingen: Die CDU grämt sich, während die SPD feiert

Sie liegen prozentual fast gleichauf – dennoch könnte die Stimmung nicht unterschiedlicher sein: Im Wahlkreis Bruchsal/Schwetzingen ärgert sich die CDU über das historisch schlechte Abschneiden, während man bei der SPD feiert.

CDU Wahlabend in Bruchsal
Nach 20 Jahren muss Olav Gutting bangen: Mit nur einer Handvoll Anhängern hatte man sich in der Bruchsaler CDU-Geschäftsstelle getroffen. Foto: Martin Heintzen

Eine erste Gefühlsreaktion lässt sich hinter den Masken der jungen CDU-Unterstützer beim Treffen in der Bruchsaler Kaiserstraße erkennen, als es im TV um mögliche Koalitionen geht: Stoisch hatten die nur etwa zehn Anhänger rund um den bislang erfolgsverwöhnten Bundestagsabgeordneten Olav Gutting um 18 Uhr die ersten Prognosen verfolgt.

Es war erneut Corona geschuldet, dass auch an diesem entscheidenden Wahlsonntag nicht groß gefeiert – oder wenigstens gemeinsam getrauert wurde.

Das ist das schlechteste Ergebnis, das wir je eingefahren haben.
Olav Gutting, CDU-Politiker

Um kurz nach sechs war noch alles offen, CDU und SPD lagen gleichauf. Wiewohl Gutting schon jetzt klar einräumte: „Das ist das schlechteste Ergebnis, das wir je eingefahren haben.“

Als dann um kurz nach 18 Uhr Meldungen kamen, dass es im Bund für eine rot-grün-rote Koalition wohl nicht reichen würde, konnte man erleichterte Seufzer bei den jungen CDUlern zumindest erahnen.

Einige Parteifreunde waren per Videokonferenz zugeschaltet – aber auch sie musste Gutting vorerst vertrösten. Es sollte ein langer Wahlabend werden. Ulrich Stockenberger verfolgte ihn parallel vor dem Fernseher und der Online-Schalte seiner CDU.

Er ist der Vorsitzende in Forst und er war auf das schlechte Ergebnis vorbereitet: „Das haben die Umfragen ja gezeigt. Die Kandidatenfindung lief nicht optimal“, nennt er einen der Gründe für das historisch schlechte Abschneiden. Aus anderen Ortsverbänden hätte er sogar von Austritten gehört. Das hätten auch die Bürger im Wahlkampf so zurückgemeldet. Stockenberger ist dennoch überzeugt: „Unser Wahlprogramm war sehr gut.“

Freuden- oder doch Frustbier bei der SPD?

So nachdenklich die Stimmung bei der CDU, so euphorisch war sie bei der SPD, die sich im Rheinsheimer Löwen zur Party versammelt hatte. Und das, obwohl die Ergebnisse der beiden Parteien nahezu gleichauf lagen.

Permanent richteten die Genossen den Blick auf die große Leinwand, Jubel brandete auf, als der Abstand zur Union wächst. Der 20-jährige Jacob Haas ist am frühen Abend noch unsicher: „Man kann weder das Freudenbier noch das Frustbier trinken.“

Seine Kandidatin, Neza Yildirim, ist da schon optimistischer. Die Sensation, das Direktmandat zu holen, ist ihr freilich erwartungsgemäß nicht geglückt, aber: „Ich bin davon überzeugt, dass wir als SPD den klaren Auftrag haben, den Kanzler zu stellen.“

SPD Wahlparty
Freude bei den Genossen: Mit der Kandidatin Neza Yildirim wurde im neuen Rheinsheimer Löwen erst gefiebert und dann gefeiert. Foto: Charlotte Blum

„Ich finde es super, dass das Interesse an der Politik bei immer mehr jungen Leuten geweckt wird“, findet Dominik Gaß von der SPD Philippsburg. Und auch Jasmin Kirschner, die Ortsvorsteherin in Rheinsheim, kann ihr Glück kaum fassen: „Vor ein paar Wochen sah es für die SPD noch ganz anders aus. Deshalb bin ich stolz auf das, was wir bisher erreicht haben. Diesmal hat es die SPD richtig gemacht – es war eine Teamarbeit. Olaf Scholz bleibt für mich der Kanzler, der uns auch außenpolitisch am besten vertreten kann.“

Und der 25-jährige Pascal Wasow, Mitglied des Gemeinderats in Brühl, findet: „Niemand hat es für möglich gehalten, aber wie wir an den Ergebnissen sehen können, ist es doch möglich. Ich bin total zufrieden und stolz, wie es gerade läuft.“

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