Nicolas Köhler (25, Foto: Simone Köhler) ist Akustiker bei der Firma HOFA für Audio- und Medien-Produktion in Karlsdorf. Er misst zum Beispiel die Akustik in Tonstudios.
Träumen wir nicht alle von absoluter Stille?
KöhlerNein, absolute Stille ist unangenehm. Waren Sie schon einmal in einem schalltoten Raum? Das ist ein Raum, in dem nahezu kein Schall reflektiert wird. Man hört nur sein Herz pumpen und seinen Atem. Das hält man nicht lange aus, weil es ungewohnt für das Gehör ist. Wir sind es gewohnt, dass Geräusche da sind. Das können zum Beispiel der Wind, das Rauschen der Heizung oder der Straßenverkehr sein.
Wieso empfinden wir das Rattern eines Presslufthammers als Lärm, die Bässe in der Disco aber nicht?
KöhlerLärm ist subjektiv. Das, was man gerne hört, hört man auch gerne lauter. Das Geräusch eines Presslufthammers ist ein informationsloses Gemisch verschiedener Frequenzen. Wenn wir Musik hören, konzentrieren wir uns auf bestimmte Klänge. Das nennt man auch den Cocktailparty-Effekt: Auf einer Cocktailparty versteht man sein Gegenüber, obwohl es eigentlich viel zu laut ist, weil man sich auf das Gespräch konzentriert und Hintergrundgeräusche ausblendet.
Wann wird der Schall gefährlich?
KöhlerAb 80 Dezibel wird es über einen längeren Zeitraum schädigend. Bei 100 Dezibel über einen kürzeren Zeitraum. Das ist ungefähr so laut wie ein Turbinenjet oder ein Presslufthammer. In der Disco kann es ähnlich laut werden, wenn man neben dem Subwoofer steht und der DJ voll aufdreht. Bei 120 Dezibel liegt die Schmerzgrenze. Wann das Trommelfell platzt, ist abhängig vom Alter, der Gesundheit und der Länge des Schalldrucks.
Hören Frauen anders als Männer?
KöhlerJa. Frauen hören höhere Frequenzen besser als tiefere. Deshalb sind sie nachts früher wach, wenn das Baby schreit. Das ist evolutionsbedingt.