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Fastnacht im Wohnzimmer

Wie Familien aus dem Raum Bruchsal die närrische Zeit im Lockdown verbringen

Umzüge, Prunksitzungen und Kinderfasching: All das gibt es in diesem Jahr wegen Corona nicht. Einige fastnachtsbegeisterte Familien aus dem Raum Bruchsal lassen sich die Freude an der fünften Jahreszeit trotzdem nicht entgehen.

Zebra trifft Löwe und Leopardin: Sandra Bockelmann, ihr Sohn Liam und Freundin Franziska Braun bereiten sich auf die kommenden Tage vor.
Zebra trifft Löwe und Leopardin: Sandra Bockelmann, ihr Sohn Liam und Freundin Franziska Braun bereiten sich auf die kommenden Tage vor. Foto: Charlotte Elisa Blum

Bunte Farben und Pinsel sind vorbereitet. Sandra Bockelmann aus Hambrücken schminkt ihren neunjährigen Sohn Liam und seine gleichaltrige Freundin Franziska Braun, um sie auf die kommenden Fastnachtstage vorzubereiten. Die Vorfreude steigt.

Beide Kinder sind schon ganz aufgeregt, wenn es für sie am Donnerstag, 11. Februar, per Videokonferenz auf den virtuellen Faschingsumzug geht. Statt Unterricht findet am Schmutzigen Donnerstag für die Schüler ein „närrisches Treiben“ statt.

Dabei dürfen sie sich verkleiden, um gemeinsam die Fastnachtszeit zu feiern. Liam und Franziska haben ihre diesjährigen Kostüme schon vorbereitet – als Leopardin und Löwe geben sie zusammen ein tierisches Duo ab.

Mutter Sandra liegt die gute Stimmung im Blut. Sie läuft jährlich bei der Fußgruppe des Hambrücker Carnevals Clubs (HCC) mit. Auf die närrische Zeit wird jedes Jahr hingefiebert.

Fastnacht kommt in diesem Jahr nach Hause

Für dieses Jahr hat sich die 44-Jährige etwas ganz Besonderes einfallen lassen. „Ich lasse Fasching einfach so gut wie möglich ins Haus kommen“, sagt sie.

Auch dieses Jahr werden zu Hause traditionell Fastnachtskrapfen aufgedeckt, das Haus bunt mit Girlanden geschmückt und sich verkleidet.

Wir freuen uns schon das ganze Jahr darauf
Jens Bockelmann, Fastnachter aus Hambrücken

Sie ändert ihr Profilbild auf der Nachrichtenplattform WhatsApp, damit die Fünfte Jahreszeit dort online präsent ist. Familienvater Jens lässt sich die närrische Zeit durch den aktuellen Lockdown nicht verderben.

„Wir freuen uns schon das ganze Jahr darauf“, sagt er. Für ihn ist Fasching die Zeit im Jahr, in der man „trotz schlechtem Wetter gut drauf ist und Abwechslung vom Alltag hat“.

Gardetanz als Privatvorstellung

Bei der zwölfjährigen Carolin Pahling und ihrer Familie aus Philippsburg sind die Fenster seit Ende Januar bunt geschmückt. Die Siebtklässlerin hatte sich besonders auf ihren 13. Geburtstag gefreut, der in diesem Jahr auf den Fastnachtssonntag fällt.

Normalerweise würde sie diesen Tag als festes Mitglied der „Trommlergarde“ der Karnevalsgesellschaft (KaGe) Narhalla Philippsburg auf der Bühne feiern.

Es fällt uns nicht leicht, uns an die Stille zu gewöhnen.
Kathleen Pahling, Fastnachterin aus Philippsburg

Nun findet ein Kontrastprogramm statt, das sie sich so nicht vorstellen konnte.

„Es fällt uns nicht allzu leicht, uns an die diesjährige Stille auf den Straßen zu gewöhnen“, sagt Mutter Kathleen, die als Elferrätin und stellvertretende Präsidentin gemeinsam mit ihrer Familie in der Karnevalsgesellschaft aktiv ist. „Der Umzug zieht immer an unserem Haus vorbei“, sagt sie.

Ihre Tochter Carolin hat sich deshalb etwas überlegt. Sie wird am Fastnachtssamstag ihr Gardekostüm anziehen und erstmals nicht auf dem Umzug, sondern zu Hause ihren Gardetanz vorführen.

In Wiesental wird das „Schlumbl-Outfit“ getragen

Der 36-jährige Manuel Hoffner ist Vorstand des Freundeskreises Wissädalä Fasänachdä, auch bekannt unter dem Pseudonym „Sauwagen“. „Fasching ist langweilig, bei uns ist Fasenacht“, korrigiert der Wiesentäler im Gespräch.

Die fünfte Jahreszeit wird in der Familie großgeschrieben – vom Schmutzigen Donnerstag bis Aschermittwoch tragen alle Hoffners ihr „Schlumbl-Outfit“ – so auch in Corona-Zeiten.

Die fünfjährige Tochter Romy läuft jedes Jahr beim Umzug mit. Und auch der siebenmonatige Sohn Hannes ist bereits mit einem Kinderpelz für die närrische Zukunft ausgerüstet. Das Motto des diesjährigen Ordens wurde auf die aktuelle Lage ausgerichtet.

Es lautet Zwangspause. In Verein und Umzugswagen wird das ganze Jahr über viel Zeit und Arbeit investiert. „Wieder 360 Tage Arbeit haben und fünf Tage lang die erfolgreiche Arbeit beim Feiern ausleben“, das wünscht sich der Fasenachter für 2022. Bis dahin wird zu Hause mit einem Online-Meeting des gesamten Vereins und einer Party „dahoam“ improvisiert.

Mancher Fastnachter schwelgt in Erinnerungen

Familie Lauber aus Hambrücken besitzt einen großen Fundus an Kostümen und närrischen Accessoires. Die achtjährige Tochter Sina ist in der Garde des Hambrücker Carnevals Clubs.

Tanzauftritte, Prunksitzungen und Umzüge gehören für sie als Tanzmariechen zum gewohnten Programm. Nun wird „in Erinnerungen geschwelgt, indem wir uns gemeinsam Aufnahmen von den Aufführungen der letzten Jahre ansehen“, so Mutter Sarah.

Trotz allem lässt sich die Familie die Vorfreude und Hoffnung auf die Session im nächsten Jahr nicht nehmen. Für Sina heißt es deshalb weiter üben, um 2022 zur Fastnacht wieder richtig glänzen zu können.

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